Neukirchen-Vluyn. Bei der zweiten Fridays-for-Future-Demo sind mehr als 500 Mädchen und Jungen lautstark vom Leineweberplatz zum Rathaus gezogen,mit klaren Worten.
Sie waren da, sie waren viele und sie waren wieder laut: Mehr als 500 Schülerinnen und Schüler sind am Freitag bei der zweiten Fridays-for-Future-Demonstration durch Neukirchen-Vluyn marschiert, um die Politik zum Handeln zu zwingen. Mit selbst gebastelten Plakaten, Gesängen und Sprechchören zogen sie über die Niederrheinallee zum Rathaus und machten deutlich, dass sie ihren Protest nicht so schnell einstellen werden. Zumindest so lange nicht, bis die Politik endlich konkrete Pläne präsentiert, mit denen sie zeigt, dass sie willens ist, den Klimawandel wirksam aufzuhalten.
„Wir streiken, bis ihr handelt!“
„Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut“, war nur einer von zahlreichen Sprüchen, mit denen die Mädchen und Jungen der Neukirchen-Vluyner Schulen ihrem Anliegen mit Nachdruck Luft machten – angeführt vom Organisationsteam um Antonia Leffers, die zu Beginn des Demonstrationszuges erneut unterstrich, wie wichtig der Protest gegen die derzeitige Politik ist: Nichts sei nach der ersten Demonstration am 24. Mai geschehen, sagte Leffers. Alle müssten jetzt aufwachen, sonst gehe „der Laden in ein paar Jahren in die Luft“. Deshalb müsse man „den Druck erhöhen und dranbleiben“, rief Leffers und machte per Megafon die Einheizerin. „Lauter, lauter“, forderte sie, während die Schüler ihre Forderungen und Kritik in die Luft schrien: „Streik in der Schule, Streik in der Fabrik, das ist unsere Antwort auf eure Politik.“
Dass die Demonstrationsbereitschaft in Neukirchen-Vluyn nicht plötzlich enden wird, machte auch Mara Kleine aus dem Organisationsteam während eines Zwischenstopps im Neubaugebiet Niederberg deutlich: „Wir streiken, bis ihr handelt!“ Aufgeben hieße, die eigene Zukunft aufzugeben, sagte Kleine und verglich die Welt mit einem Haus, das man beim Verbrennen beobachtet. „Es reicht nicht mehr, nur zu verstehen“, so Kleine. Man müsse endlich handeln.
Kritik richtet sich nicht ausschließlich gegen die Bundespolitik
Kurz vor dem Rathaus schwoll die Lautstärke noch einmal merklich an. Dabei machten die Schüler deutlich, dass sich ihre laute Kritik nicht ausschließlich gegen die Bundespolitik richtet. Schließlich könnten auch Politik und Verwaltung in Neukirchen-Vluyn mehr für den Klimaschutz tun. Welche Ansätze das wären, machte Finja Grittmann als letzte Rednerin deutlich. Sie forderte unter anderem den Ausbau des Radwegenetzes in der Stadt, die Einrichtung eines Tempolimits und eine deutliche Verbesserung des Busnetzes. Die Resonanz aus dem Rathaus war gegen 13 Uhr gering. Angesichts des Lärms auf dem Rathausvorplatz warf lediglich ein Mitarbeiter einen Blick aus dem Behördenfenster.
>>> Den Antrag der Grünen, in Neukirchen-Vluyn wie in vielen anderen Städten den Klimanotstand auszurufen, lobten die Organisatoren zwar, allerdings werde man sich nicht von irgendeiner Partei instrumentalisieren lassen, sagte Antonia Leffers gestern stellvertretend.
„Wir bleiben überparteilich“, sagte Leffers, was auch an die Adresse von Klaus Wallenstein (NV Auf geht’s) ging, der am Freitag erneut mit zum Rathaus lief und dabei ein Karl-Marx-Plakat in die Höhe reckte. Verbieten konnten ihm die Friday-for-Future-Organisatoren das nicht.