Das war schön bei der Extraschicht am Schacht IV in Moers!
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Moers. Am Samstag hat das Ruhrgebiet die 19. Extraschicht gefeiert. In Moers gab es einen von 50 Spielorten. Am Schacht IV ist eine Menge los gewesen.
Rein in die typische Bergmannskluft, ein bisschen Kohlenstaub ins Gesicht und schon sahen Guido Suchsland und seine Kollegen aus wie aus der aktiven Zeit des Steinkohlebergbaus auf Schacht IV – zumindest für ein paar Stunden. Als Walking Acts zogen sie am Samstagabend über das Gelände. Der Grafschafter Museums- und Geschichtsverein (GMGV) hat im Rahmen der landesweiten Nacht der Industriekultur, der Extraschicht, zum fünften Mal der stillgelegten Fördermaschinenhalle wieder Leben eingehaucht.
„Für uns war schnell klar, dass wir auch dieses Mal wieder mitmachen. Besonders das Interesse an den Bergbauführungen ist nach wie vor groß“, erklärt Frank Heinrich, Schatzmeister des GMGV. Das Motto in diesem Jahr: „Bergbau zum Anfassen vs. Energy: Future“. Klingt vielleicht etwas sperrig, war es aber überhaupt nicht.
„Wir sind kein typisches Museum. Hier wurde richtig gearbeitet und das sollen die Besucher sehen. Das Thema Energie ist aktueller denn je. Steinkohle war lange Zeit ein guter Energieträger, nun müssen neue effiziente Lösungen her“, sagt Heinrich.
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Das Motto zog sich den gesamten Abend über durch. Das Schlosstheater führte ein eigens einstudiertes Stück auf, indem es die Klimaveränderung der letzten Jahrhunderte beleuchtete – sogar mit einem menschlichen Eisbären im Stoffkostüm, der aus einer Kugel ausbricht.
„Das war ein tolles, kurzes und gesellschaftskritisches Stück“, sagt Jürgen Berte begeistert. Er hat mit seiner Partnerin Diana Stevens zum dritten Mal die Moerser Extraschicht besucht. „Die Veranstaltung passt hier super hin. Es ist eine ruhige, familiäre Atmosphäre, zu der die Bergmänner einfach dazugehören.“
Diese Bergmänner, zum Teil Mitglieder des GMGV und dem Kamp-Lintforter Förderverein für Bergmannstradition, führten den ganzen Abend durch die Schachtanlage.
Die lange Schlange für die Führungen sprach für sich. Für viele Besucher war der Rundgang der Höhepunkt der Extraschicht. Langweilig war das Warten aber nicht. Die Walking Acts unterhielten die Besucher mit Jonglage, Mitmachaktionen und kleinen Zaubertricks. „Die Luft war sehr schmutzig früher. Das war aber keine Chemie, sondern einfach nur Kohlenstaub“, erklärt Alberto Dominguez seine Sicht der Dinge. Als einer der ehemaligen echten Bergmänner führte er durch den Schacht.
Auch hier galt das Motto: Bergbau zum Anfassen. Die Besucher durften das schwere Arbeitsgerät in die Hand nehmen, um nachvollziehen zu können, wie hart die Arbeit damit früher war. Was eine „dynamische Kapsel“ war, wusste keiner in der kleinen Besuchergruppe. Das war eine Art Telefon ohne Strom, mit dem die Leute unter Tage kommunizieren konnten.
In der Fördermaschinenhalle trat der Knappenchor Rheinland auf. Georg Kresimon (Kontrabass) und Axel Heinrich (Gitarre) luden die Besucher zum Mitsingen ein. Auf dem Programm standen überwiegend deutsche Hits von Herbert Grönemeyer, Udo Jürgens oder Udo Lindenberg. Ein Lied durfte natürlich nicht fehlen: Das Steigerlied. Spätestens da sangen fast alle Besucher kräftig und textsicher mit. Als es dann richtig dunkel war, wurde das Gebäude ganz modern illuminiert und das Feuerwerk zwischen Förderturm und Halle gezündet. Synchron zu Beethovens Sinfonie „Ode an die Freude“ schossen die Raketen in den Nachthimmel.
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