Moers. Die Evangelischen Beratungsstellen Moers und Duisburg gibt es seit 40 Jahren. Vieles hat sich geändert, weil das Leben komplexer geworden ist.

Mit 450 Beratungen fing alles vor 40 Jahren an. Inzwischen haben die beiden Evangelischen Beratungsstellen in Moers und Duisburg in 38 500 Fällen insgesamt 250 000 Hilfe für Menschen in schwierigen Lebenslagen geleistet. „Das Leben ist komplexer geworden, die Menschen haben mehr Probleme“, weiß Egbert Schäffer vom Pressereferat des Kirchenkreises Moers. Zum Jubiläum berichten über die Arbeit vor Ort Anke Jäger, die die Moerser Beratungsstelle leitet, sowie Pfarrer Jan Christofzik als Kuratoriumsvorsitzender. Ihre Devise: „Wir sind dafür da, dass das Leben gelingt“.

Die Probleme sind breitgefächert. Es geht um Erziehungs- und Familienfragen, Ehe- und Partnerschaftsprobleme sowie die allgemeine Lebensberatung bis hin zur Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatung. Wichtig dabei: Ausnahmslos jeder kann sich kostenfrei an die beiden Beratungsstellen wenden. Dies auch, wenn er Sorgen und Nöte hat, bei denen das Land keine Beratungszuschüsse gibt. „Beratungen beispielsweise von kinderlosen Erwachsenen zahlen die beiden Kirchenkreise daher aus eigener Tasche“, unterstreicht Christofzik. Und: „Wir leisten keine medizinische Hilfe, sondern wie geben psychologische Beratung.“ Dazu gibt es insgesamt 19 Berater wie Psychologen, Sozialpädagogen, Theologen und andere, sowie fünf Assistentinnen. Jede Woche kommen sie zur Besprechung der verschiedenen Fälle zusammen.

Großes Thema: Erziehungsprobleme

Seit 2001 die Schwangerschaftsberatung hinzukam, stieg die Zahl der Hilfesuchenden noch einmal an. Im vergangenen Jahr wurden denn auch 1263 Frauen betreut. „156 Frauen kamen, weil sie in einer Notlage waren und an einen Abbruch dachten“, erläutert Jäger. Anders als früher kämen heute auch immer mehr Männer in Lebenskrisen zur Beratung. Sie kämen, wenn der Leidensdruck höher werde durch Schwierigkeiten in Beruf, Familie und Ehealltag.

Viele Fragen drehten sich um Erziehungsprobleme. „Da weiß eine Alleinerziehende nicht, wie es in der Schule mit ihrem verhaltensauffälligen Kind weitergehen soll. Oder die Eltern sind mit ihrem pubertierenden Sohn überfordert“, berichtet Jäger weiter. In der Ehe- und Paarberatung gehe es oft um Krisen durch veränderte Lebensbedingungen beispielsweise bei Jobverlust oder Eintritt ins Rentenalter, sagt Christofzik. Ausschließlich in der Beratungsstelle in Duisburg gibt es auch Hilfe bei Missbrauch und sexueller Gewalt. Denn dort finanziere die Stadt dieses Angebot, so der Kurator. „Auch in dem Bereich sind die Zahlen gestiegen. Wohl auch, weil heute offener über diese Themen gesprochen wird“, sagt der Kurator.

Breiten Raum nimmt die Lebensberatung ein. Beispielsweise wenden sich immer mehr Senioren an die Beratungsstellen. Wobei es um Ängste durch Krankheit, sich abwendende Kinder oder die Einsamkeit gehe, wie Jäger erklärt. „Auch wenn der 40-jährige Sohn noch bei der Mutter lebt, kann das durchaus ein Problem sein.“ Ratsuchende vermitteln die Fachleute auch an andere Beratungsstellen wie die Drogenberatung oder Schuldnerberatung. Flüchtlingen hilft man bei erlittenen Traumata. Darüber hinaus gehen die Fachleute zur Beratung in die Familienzentren der Kitas.

>>INFO: Die Zahl der Fälle stieg von anfänglich 450 auf heute 2270 im Jahr. Die beiden Kirchenkreise kostet das Angebot insgesamt 580.000 Euro im Jahr.

Kontakt: www.ev-beratung.de,
02841/99 82 600 (Moers, Humboldtstraße 65) oder

0203/99 06 90 (Duisburg, Duisburger Straße 172).