Moers. Günni Mertes und seine Kneipe „Zum Brunnen“ sind eine Institution – seit 40 Jahren. Der gelernte Elektrotechniker hat sich früh neu entschieden.
Als er vor 40 Jahren seine Kneipe „Zum Brunnen“ an der Hülsdonker Straße gegenüber der Tankstelle eröffnete, hatte Günni Mertes gerade den Beruf des Elektrotechnikers an den Nagel gehängt. „Ich langweilte mich im Kraftwerk, ich wollte mit Menschen zu tun haben“, schildert der Wirt (67) heute.
Längst sind er und seine Kneipe bei Moersern und Neukirchen-Vluynern zur Institution geworden. Und bis heute halten die Gäste aus alten Tagen ihm die Treue. Damals, berichtet Günni Mertes weiter, habe man für junge Leute wenig Angebote in Moers gefunden. „Da war die Röhre, und dann kam nicht mehr viel“, erinnert er sich. Aber dann kam 1979 „Der Brunnen“. Der war zuvor eine „gut bürgerliche“ Kneipe gewesen. Zusammen mit einem Freund übernahm Günni Mertes das Lokal und führte es später alleine weiter. „Eigentlich wollten wir ja ‘was Größeres, für Veranstaltungen“, berichtet er. Heute seien die Größeren fast alle verschwunden. „Die Szene hat sich verändert.“
Auch die Biker lieben die Hülsdonker Kneipe
Bei Günni, dem Mann mit der Kappe, wird immer viel gespielt. Billard, Darts, Skat oder Doppelkopf. Mancher Club kam und kommt noch deshalb zum Brunnen. Auch die Biker lieben die Hülsdonker Kneipe. Schon, weil Günni mit seiner Harley
einer von ihnen ist. Nicht zu vergessen die Sportler wie die Neukirchener Handballer, die schon früh zum Brunnen kamen: „Die hatten immer Durst.“
Auch Dr. Jürgen Schmude kommt vorbei
Viele bekannte Moerser steuern den Brunnen an. „Dr. Schmude kommt gern im Sommer von nebenan und holt zwei frische Halbe für sich und seine Frau“, erzählt Günni Mertes. Auch mancher aus der Presse-Szene war oder ist noch unter den Besuchern. Selbst regional bekannte Namen aus der Presselandschaft waren gerne Günnis Gäste. Und Pastor Dietrich Mehnert, ebenfalls ‘mal in der Nachbarschaft wohnhaft, feierte gerne einen Geburtstag im Brunnen. Und: „Wenn die Stursberger Abiturienten hier Feten feierten, dann lernten sich auch spätere Ehepaare kennen“, berichtet der Wirt weiter und lächelt. Einen Stammgast habe seine Truppe samt Günni sogar zur Geburtstagsfete nach London geflogen. „Da saßen wir am Sonntagabend im Flieger und waren tot...“ Total verändert habe sich in 40 Jahren vor allem das Ausgehverhalten der Leute.
Unter der Woche geht es nicht mehr so lange wie früher
„Die Älteren kommen sehr früh. Schon um halb sechs sitzen sie im Sommer draußen unter dem grünen Knöterich-Dach.“ Die Jüngeren ließen sich erst ab zehn, elf Uhr abends blicken. „Vor allem aber geht es in der Woche nicht mehr so lange. Man merkt schon, dass die Leute heute im Beruf stark unter Druck stehen. Das war früher anders.“
Übrigens: Das dicke grüne Pflanzenvordach verdeckt längst den Kneipennamen. „Das ist wurst. Jeder weiß doch, wie wir heißen. Das waren übrigens ‘mal zwei ganz kleine Knöterich-Pflänzchen.“Nicht zu vergessen, die Musik im Brunnen. „Keine Schlager, nix da! Nur Blues, Rock und Jazz“, sagt Günni Mertes mit viel Nachdruck.
Bis heute träfen sich auch Musiker zum Proben im Brunnen. Das Jazz-Festival Moers, das lag dem Wirt immer schon am Herzen – was an den vielen Plakaten in der Kneipe zu erkennen ist. „40 Jahre, das ist schon eine Zeitreise“, meint Günni Mertes nachdenklich. „Aber so lange es mir Spaß macht und so lange ich gesund bleibe, werde ich noch ein bisschen weitermachen“, verspricht Günni Mertes.