Moers/Duisburg. Nach dem tödlichen Raser-Unfall in Moers machen die beiden mutmaßlichen Fahrer weiter keine Angaben. Die Ermittler warten noch auf ein Gutachten.

Wie schnell war der Raser, der mit seinem hochgerüsteten Mercedes in Moers-Meerbeck in den Kleinwagen von Sema S. bretterte und die 43-Jährige so schwer verletzte, dass sie Tage darauf starb? Auch diese Frage ist nach dem tödlichen Unfall, der für großes Entsetzen weit über die Grenzen der Stadt hinaus gesorgt hatte, noch offen. Das Gutachten, das ein Sachverständiger dazu erstellen soll, liege noch nicht vor, sagt der zuständige Klever Staatsanwalt Sebastian Noé: „Das wird ein letzter, sehr wichtiger Baustein in den Ermittlungen werden.“

Dass der Fahrer des Mercedes, Modell E 63 S AMG mit mehr als 500 PS, am 22. April gegen 21.50 Uhr deutlich zu schnell war, ist laut einem kürzlich veröffentlichten Bericht der Klever Staatsanwaltschaft an den Innenausschuss des Landtags Fakt: Schon vor dem Unfall hätten die beiden an dem mutmaßlichen Rennen beteiligten Fahrer das erlaubte Tempo 50 „deutlich überschritten“. Demnach habe der 21-Jährige in dem genau so PS-starken Range Rover Sport SVR noch rechtzeitig bremsen können, dem Gleichaltrigen in dem Mercedes sei das nicht mehr gelungen.

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Verdächtiger wurde per Öffentlichkeitsfahndung gesucht

Nach dem Zusammenstoß mit dem Saxo von Sema H. „schleuderte der Citroen durch die Wucht des Aufpralls gegen zwei am Straßenrand geparkte Pkw, die erheblich beschädigt wurden“. Die 43-Jährige wurde aus dem Wagen geschleudert. Drei Tage kämpften die Ärzte vergeblich um ihr Leben. Der Mercedes-Fahrer soll laut dem Bericht zu Fuß erst in einen Garten in der Nähe geflüchtet sein und dort versteckt haben und dann ganz abgetaucht sein. Fünf Tage nach dem Tod des Unfall-Opfers stellte sich der per Öffentlichkeitsfahndung gesuchte Mann bei der Polizei.

Der Citroen Saxo wurde bei dem Unfall schwer beschädigt, die 43-jährige Fahrerin wurde aus dem Auto geschleudert.
Der Citroen Saxo wurde bei dem Unfall schwer beschädigt, die 43-jährige Fahrerin wurde aus dem Auto geschleudert. © dpa | Polizei Duisburg

Zur Aufklärung des Geschehens tragen die beiden aus Duisburg stammenden mutmaßlichen Fahrer weiter nichts bei. Der bereits polizeibekannte Mercedes-Fahrer, der wegen des Verdachts des versuchten Mordes in Untersuchungshaft sitzt, lässt sich von einem Anwalt vertreten. Der habe inzwischen Akteneinsicht erhalten, sagt Noé. Eine Aussage seines Mandanten werde es aber vorerst nicht geben, habe der Anwalt signalisiert. Der Range-Rover-Fahrer verzichtet noch auf einen Rechtsbeistand, zur Sache schweigt aber auch er. Er befindet sich weiter auf freiem Fuß.

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„Spuren und Beweismittel“ im Mercedes gesichert

Zeugenaussagen belasten laut Staatsanwaltschaft die Fahrer. In dem Mercedes seien „Spuren und Beweismittel“ gesichert wurden, die belegten, dass der 21-Jährige gefahren sei. In dem Range Rover saßen noch drei weitere Personen, wie sich inzwischen herausgestellt hat. Auch ihre Aussagen dürften den Behörden wichtige Hinweise gegeben haben. Eine unbekannte Frau, die die Polizei in mehrfachen Aufrufen ebenfalls als Zeugin gesucht hatte, hat sich bis heute aber nicht gemeldet.

Gegen die drei Beifahrer in dem Range Rover werde nicht ermittelt, sagt Noé. Dafür dauern auch die Ermittlungen gegen Familienangehörige des mutmaßlichen Mercedes-Fahrers weiter an: Gegen den Vater als Besitzer des Wagens: Weil er seinem Sohn den Mercedes überlassen haben soll, wohl wissend, dass der keinen Führerschein hat. Ermittelt wird wegen Vortäuschen einer Straftat auch gegen den Bruder, den eigentlich regelmäßigen Nutzer des Fahrzeugs: Weil er den Mercedes bei der Polizei als gestohlen gemeldet hatte - und zwar keine Stunde nach dem verhängnisvollen Crash. Die beiden Fahrzeuge sind weiter sicher gestellt. Allerdings sind die Untersuchungen so gut wie abgeschlossen. „Wir werden zeitnah darüber entscheiden, was mit ihnen passiert“, sagt Noé.