Moers. Alle Freunde wechseln zur Runge-Gesamtschule und der Schulweg ist nicht weit. Trotzdem kann ein Kind aus Moers nicht auf seine Wunsch-Schule.
Die Anmeldungen an den weiterführenden Schulen sind längst abgeschlossen. Viele Schülerinnen und Schüler können im neuen Schuljahr auf ihre Wunsch-Schule gehen. Bei einer Moerser Familie hat das nicht geklappt, ihr Kind soll die Anne-Frank-Gesamtschule besuchen. Gewünscht hatte sie sich die Hermann-Runge-Gesamtschule. Jetzt sollen Richter entscheiden.
Die Familie ist der NRZ bekannt. Vater, Mutter und Kind möchten aber nicht, dass ihre Namen öffentlich gemacht werden. Bis jetzt besucht das Kind die Hülsdonker Grundschule. Es hat dort viele Freunde, wie auch die Familie in der Nachbarschaft. Nach dem 4. Schuljahr steht jetzt der Schulwechsel an, und die Familie hat sich gründlich über alle Möglichkeiten für ihr Kind informiert. „Nach einem Infoabend an der Hermann-Runge-Gesamtschule war klar: Unser Kind soll ab dem 5. Schuljahr auf diese Schule gehen“, sagt die Mutter im Gespräch mit der Redaktion.
Die Eltern haben sich die Entscheidung für die Schule nicht leicht gemacht
Die Gründe für die Entscheidung liegen im Angebot der Schule, das nach Meinung der Eltern ihr Kind gut fördert und fordert, sie sind aber auch praktischer Natur. „Die meisten Freundinnen und Freunde unseres Kindes wechseln im Sommer auf diese Schule, außerdem sind es nur 500 Meter Luftlinie von uns bis zur Schule“, sagt der Vater. Die kurzen Schulwege des Kindes sind natürlich ein Vorteil an sich, sie unterstützten aber auch die Abläufe im Familienleben, so der Vater. Die Sache nimmt dann auch erst einmal ihren üblichen Gang. Auf den Vorstellungstermin hat sich die Familie gut vorbereitet, er verläuft aus ihrer Sicht völlig problemlos.
Doch dann die Überraschung: Auf die Anmeldung kommt im Februar ziemlich schnell eine Absage: Es gibt zu viele Anmeldungen. Es können nicht alle berücksichtigt werden, die gern auf die Runge-Gesamtschule gegangen wären. Die Absage trifft die Familie hart. „Das Kind wird aus seinem sozialen Umfeld herausgerissen, die Wege zur Anne-Frank-Gesamtschule sind viel weiter“, sagt die Mutter. Dort haben die Eltern ihr Kind jetzt angemeldet, der Platz ist sicher.
Doch abfinden wollen sich Vater und Mutter nicht mit der Entscheidung. Sie haben einen Rechtsanwalt eingeschaltet.
Im Verfahren wird auch das Auswahlverfahren geprüft
Daniel Vogel von der Moerser Sozietät Madert & Partner soll jetzt erreichen, dass das Kind doch noch auf die Runge-Gesamtschule gehen darf: „Wir haben Klage eingereicht und mit Blick auf die kurzen Fristen einen Eilantrag beim Verwaltungsgericht Düsseldorf gestellt.“ Vogel weist im Gespräch mit der NRZ darauf hin, dass Eltern sich die Schule für ihr Kind frei aussuchen können, entsprechend den Kapazitäten. Ob diese Kapazitäten im Fall der Familie aus Hülsdonk tatsächlich erschöpft sind, ist jetzt Gegenstand des Verfahrens. Vogel: „Schulen dürfen nicht willkürlich entscheiden, wie groß Klassen sein sollen. Zum Beispiel spielt die Zahl der Parallelklassen eine Rolle und natürlich wird auch das Auswahlverfahren geprüft.“ Bis zu den Sommerferien soll das Gericht entscheiden.
Die Redaktion hat die Schulleitung der Hermann-Runge-Gesamtschule um eine Stellungnahme gebeten. Von dort kam der Hinweis, dass die Anfrage zuständigkeitshalber an die Pressestelle der Bezirksregierung Düsseldorf weitergeleitet worden sei. Bis jetzt liegt noch keine Antwort vor.