Neukirchen-Vluyn/Moers. Etwa 500 Menschen gingen am Freitag in Moers und Neukirchen-Vluyn auf die Straße, um für mehr Klimaschutz zu demonstrieren.
„Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut!“ Der Protest der über 200 Demonstranten, die sich am Freitagmorgen der ersten Fridays for Future-Demo in Neukirchen-Vluyn angeschlossen hatten, war unüberhörbar. „Wir haben keinen anderen Planeten, wir sind nicht in Star Wars. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich habe Angst“, richtete sich die 16-jährige Organisatorin Antonia Leffers zum Auftakt der Demo auf dem Leineweberplatz in einer kurzen Ansprache an ihre Mitdemonstranten. Auch in Moers trafen sich wenige Stunden später knapp 300 Demonstranten zu einer ersten Friday for Future-Demo.
Überrascht ob der großen Resonanz
„Früher war der Fisch in der Packung, heute ist die Packung im Fisch“ – mit diesem und ähnlichen Plakaten wollten die überwiegend jugendlichen Demonstranten auf Missstände aufmerksam machen. Die Organisatoren in Neukirchen-Vluyn zeigten sich überrascht ob der großen Resonanz: „Ich habe so mit 50 bis 100 Leuten gerechnet, jetzt sind es doch viel mehr“, so Antonia Leffers.“ Warum sie in Neukirchen-Vluyn eine Fridays for Future-Demo organisiert, erklärt sie so: „Ich hatte keine Lust mehr, woanders hinzufahren. Allein eine Busfahrt nach Duisburg kostet mich ja schon 12 Euro.“ Außerdem passe der Zeitpunkt so kurz vor der Europawahl „ziemlich gut“.
Eine Möglichkeit, sich zu engagieren
Die Fridays for Future-Demo sei eine gute Möglichkeit, sich zu engagieren und sich für den Klimaschutz einzusetzen, fand zum Beispiel die 16-jährige Luna, die am Julius-Stursberg-Gymnasium die Jahrgangsstufe 10 besucht. Eigentlich war Mathematik-Unterricht angesagt, den ließ Luna wie viele andere ihrer Mitschüler für die Demo sausen. Probleme mit ihren Eltern habe sie deshalb nicht bekommen, sagte die 16-Jährige. Auch die 14-jährige Luisa verpasste an der Gesamtschule den Mathe-Unterricht: „Weil es wichtig ist, sich fürs Klima einzusetzen und weil wir nur so Politiker erreichen“, sagte die Achtklässlerin. Insgesamt demonstrierten knapp 40 Achtklässler der Gesamtschule am Freitag mit, begleitet von ihrem Lehrer Sven Wunderlich. Dieses sei eine unterrichtsbegleitende Maßnahme, so der Gesamtschullehrer.
Bürgermeister empfängt Demonstranten
Mit kleinen lauten Trommeln ausgerüstet hatte sich auch eine Gruppe der evangelischen Kita Pastoratstraße der Demo angeschlossen. „Wir sind eine zertifizierte ,Faire Kita’“, erklärte Erzieherin Sarah van de Kamp. Regelmäßig lege die Kita Projekte auf, in der ein fairer Umgang mit der Umwelt Thema sei. Demo-Teilnehmer war auch Klaus Wallenstein (NV Auf Geht’s), der ein Wahlplakat der MLPD hoch hielt und dafür Kritik einstecken musste. „Ich finde das nicht richtig“, kommentierte Günter Zeller, stellvertretender SPD-Fraktionschef den Auftritt seines Ratskollegen. Karin Keesen, für die CDU als sachkundige Bürgerin im Umweltausschuss: „Wir lehnen es ab, dass eine Partei diese Veranstaltung nutzt, um sich zu präsentieren.“
Vor dem Rathaus wurden die Demonstranten von Bürgermeister Harald Lenßen empfangen. „Die Politik in Neukirchen-Vluyn hat verstanden. Wir machen – und werden das weiter tun“, so Lenßen. Neukirchen-Vluyn habe 2014 einstimmig ein Klimaschutzkonzept verabschiedet: „Das haben wir immer vor Augen.“
An die eigene Nase fassen
Wichtig sei aber auch, dass sich jeder „an die eigene Nase fasse“, sagte Lenßen und nannte ein Beispiel: „In Neukirchen-Vluyn muss keiner mit dem Auto zur Schule gebracht werden, da müsst ihr mit euren Eltern drüber reden.“ Lenßen dankte den Schülern für ihren Einsatz: „Ihr rennt offene Türen ein und macht uns Mut.“
„Wir möchten aber, dass die Politik noch viel mehr tut, darum sind wir hier“, richtete Antonia Leffers am Ende der Demo noch einmal das Wort an den Bürgermeister. Wie es weitergeht? „Das war sicher nicht die letzte Demo,“ sagte Antonia Leffers. Konkrete Termine für weitere Aktionen gab es gestern allerdings noch nicht.