Kamp-Lintfort. . Ralph Grützmacher von den Freien Radlern Niederrhein hat Verbesserungsvorschläge. Im NRZ-Interview verrät er, worüber er sich am meisten ärgert.

Für die Aktion Stadtradeln treten die Kamp-Lintforter derzeit kräftig in die Pedalen. Aber wie fahrradfreundlich ist Kamp-Lintfort eigentlich? Wir haben Ralph Grützmacher von den Freien Radlern Niederrhein gefragt.

Herr Grützmacher, ist Kamp-Lintfort eine fahrradfreundliche Stadt?

Grützmacher: Sagen wir mal – bedingt. Man müsste die Infrastruktur für den Radverkehr stärker in den Fokus nehmen. Ich möchte das Auto nicht verteufeln, ich fahre ja selbst Auto, aber jahrzehntelang wurde der Verkehrsraum dem motorisierten Verkehr zur Verfügung gestellt, meines Erachtens ist eine Wende notwendig, hin zu mehr ÖPNV und Radverkehr. Denn, unser Verkehrsraum ist begrenzt. Langfristig hoffe ich schon, dass die entsprechende Infrastruktur bei neuen Maßnahmen für den nicht motorisierten Verkehr zur Verfügung gestellt wird.

An was denken Sie da?

Zum Beispiel an breitere Radwege (Stichwort: Fahrradanhänger!), glattere Oberflächen und bessere Übergänge.

Was ist jetzt schon gut in Kamp-Lintfort?

Zum Beispiel die Maßnahme im Geisbruch. Dort wurde eine neue Straße gebaut und der Radverkehr mit einbezogen. Das ist erst mal gut. Aber dann hat man dort hohe Bordsteinkanten gesetzt. Das ist weniger gut. Oder man kann in Kamp-Lintfort wunderbare Radtouren machen, aber eine eigene ausgeschilderte Route hat die Stadt Kamp-Lintfort nicht. Da besteht eindeutig Nachholbedarf. Und was ich noch ganz prima finde ist, dass wir jetzt auch eine Bahntrasse entlang der Norddeutschlandstraße besitzen.

Was läuft nicht so gut?

Unsere Infrastruktur ist begrenzt, wir haben ja nicht unendlich Platz. Was mir fehlt, ist eine Anbindung mit dem Fahrrad an den ÖPNV, zum Beispiel nach dem Konzept „Regio-Radler.“ Also Bus oder Bahn, wo ich mein Fahrrad als Pendler oder Ausflügler mitnehmen kann. Das gibt es in einigen Regionen schon. Dazu gehören dann auch vernünftige Abstellmöglichkeiten wie etwa Fahrradhäuschen mit abgeschlossenen Boxen, wo Fahrräder vor Beschädigung und Diebstahl geschützt sind, oder Pedelecs aufgeladen werden können. Oder Beispiel Ebertstraße: Dort nutzen nach der Neuregelung die Radfahrer nun auch die Straße – aber es fehlt eine Markierung. Da könnte man doch einfach ein Fahrradsymbol auf der Straße aufbringen.

Worüber ärgern Sie sich am meisten?

Na ja, jeder hat da so seinen Blick auf die Dinge. Ich ärgere mich sehr über hohe Bordsteine beim Kreuzen von Straßen. Und über rücksichtslose Verkehrsteilnehmer, die mit Null-Abstand an einem vorbeifahren. Aber das ist natürlich kein reines Kamp-Lintforter Problem. Und über Ampeln, die so geschaltet sind, dass ich als Radfahrer immer auf einen Knopf drücken muss, wenn ich über die Straße will. So etwa auf dem Weg zum Kamper Berg an der Querung über die B 510. Das gibt es für Autofahrer nicht. Oder die Radwegebeschilderung mit den rot-weißen Schildern, die oft genug über Bundesstraßen führen. Aber Radler wollen nicht entlang einer Bundesstraße fahren.

Die Landesgartenschau steht vor der Tür. Ist das eine Chance für Kamp-Lintfort, sich als fahrradfreundliche Stadt zu zeigen?

Da hoffe ich drauf. Es gibt so viele Möglichkeiten. Ich bekomme die Leute doch nur aufs Fahrrad mit einer guten Infrastruktur. Gut wären in diesem Zusammenhang auch mehr E-Bike-Ladestationen.

Stadtradeln – Radeln für ein gutes Klima ist die Aktion überschrieben. Ihre Fahrradinitiative ist mit einigen geführten Touren aktiv dabei. Wie motivieren Sie die Kamp-Lintforter, sich zu beteiligen?

In Zeiten, wo wir im April schon Sommer haben, sollte es auch dem Letzten klar geworden sein, dass wir etwas tun müssen. Wer jetzt nicht wach wird, hat es nicht verstanden.