Moers. . 166 Jahre nach Gründung des Schützenvereins Moers-Vinn dürfen Frauen erstmals am Königsschießen teilnehmen. Und sind prompt erfolgreich.
Sonja Bühnemann ging ans Kleinkaliber, lud es, zielte und schoss auf den hölzernen Vogel. Für eine Schützin wie sie eigentlich nichts Ungewöhnliches, außer dass sie nicht auf Kopf, Flügel, Zepter oder Apfel, sondern auf den Rumpf schoss – und das blieb in der bisherigen Vereinsgeschichte nur den Männern vorbehalten. Zum ersten Mal durften beim diesjährigen Königsschießen des Schützenvereins Moers-Vinn 1903 auch Frauen um dieses hohe Amt mitschießen
„Wir haben das Jahr 2019 und sind jetzt auch in der Zeit angekommen, in der es so einen Unterschied zwischen Männern und Frauen im Schießsport nicht mehr geben sollte“, erklärte Pressewart Malte Edel. „In vielen Vereinen ist es außerdem schon lange üblich, dass auch Frauen Königin werden können.“
Rund 60 Schützen traten zum Schießen an
Bis ein neuer König oder eine Königin ermittelt war, vergingen am Mittwoch aber einige Stunden. Zunächst durften alle, egal ob aus dem Vinner Schützenverein oder einem befreundeten Verein aus der Umgebung, auf die Pfänder, die so genannten Nebenpreise des Vogels, schießen. Gut 60 Schützen traten dabei an.
Im Schützenhaus wurde auf einer großen Leinwand gespannt verfolgt, ob und wann draußen ein Teil des Vogels fällt. Helmut Altenschmidt (Kopf), Inge Schröder (Zepter), Mario Rothländer (Apfel), Reiner Schmitz (linker Flügel) und Manfred Schröder (rechter Flügel) erhielten einen Orden, weil sie die Pfänder geschossen haben. Alle zwei Jahre wird der König neu ermittelt. Er hat die Aufgabe, den Verein zum Beispiel bei Veranstaltungen zu repräsentieren.
Zuerst wollte kaum eine Frau mitschießen
Erhardt Klinger, bis vorgestern amtierender König in Vinn, blickte noch einmal auf seine Amtszeit zurück. „Das waren zwei wunderbare Jahre. Höhepunkt war einfach der Zusammenhalt des Vereins“, sagte er. In Vinn dauerte es satte 116 Jahre, bis das Regelwerk des Königsschießens angepasst wurde. Umso größer war natürlich die Begeisterung im Schützenhaus. „Wir wären schon ein bisschen stolz, wenn direkt beim ersten Mal eine Dame zur Vinner Königin gekürt werden würde“, sagte Schützin Inge Schröder. Ins Rennen um die Königsehre wollte sie aber lieber nicht gehen. Zurückhaltung war lange angesagt.
Zunächst wollte kaum eine der Frauen im finalen Wettbewerb an die Waffe treten, als es dann soweit war, hatte sie dann aber doch der Ehrgeiz gepackt. Zeitweise schossen nur noch zwei Männer und vier Frauen auf den Rumpf. Um 18.30 Uhr, mehr als sechs Stunden nach Beginn des Königschießens, war es schließlich so weit: Der Rumpf fiel. Sonja Bühnemann war es, die den entscheidenden Treffer erzielte. „Die Begeisterung war riesig. Da es sich um eine junge Königin handelt, gab es sehr viel Zuspruch“, sagte Malte Edel.