Kamp-Lintfort. . Mit Dobby und Amber hat alles gut geklappt beim Shooting mit Fotografin Sabine Kaiser. Beim nächsten Termin könnte es etwas turbulenter werden.
Mit ungewöhnlichen Mitteln versucht jetzt die Tierherberge Kamp-Lintfort, die Vermittlungschancen ihrer „Langzeit-Insassen“ zu verbessern. Mit der Hunde-Fotografin Sabine Kaiser, die soeben ihr neues Studio an der Moerser Straße eröffnet hat, haben sie dabei eine wunderbare „Komplizin“ gefunden. Denn die wird nun nach und nach die „Sorgenkinder“ ins rechte Bild rücken. Und das tut sie als Dankeschön für den Schäferhund-Mix Josie, den sie aus dem Kamp-Lintforter Tierheim hat und über alles liebt: „Sie ist die Beste und die Schönste.“
Obwohl: Am Freitag, beim ersten Shooting, kam da schon mal die erste Konkurrenz für Josie: „Ich bin hin und weg von Amber. Die hat so toll mitgemacht.“
Und das Foto, das entstanden ist, zeigt eine aufmerksame Hündin mit einem Blick, als könne sie kein Wässerchen trüben. Aber als dann schon wieder neue Menschen ins Studio kommen, zeigt die Staffordshire-Dame, warum es – neben besonderen Anforderungen an Halter dieser Rasse – nicht einfach ist, für sie ein Forever-Home zu finden: Sie wirkt angespannt. Tierpflegerin Janina Brezina legt mal sicherheitshalber den Maulkorb an.
Der zweite Kandidat ist Dobby
„Dabei ist sie eigentlich eine totale Schmusebacke“, weiß die Leiterin der Tierherberge, Beate Mühlenberg. Aber sie hat einen starken Schutztrieb, wenn sie sich an einen Menschen gebunden hat. Und deshalb wird sie zickig, als unser Fotograf Janina Brezina die Hand geben will. Genau deshalb ist die eineinhalbjährige Hundedame in der Tierherberge gelandet. „Die Halterin hat Amber total verhätschelt. Da durfte die Hündin alles. Aber irgendwann hat Amber niemanden mehr an die Frau rangelassen. Dann wurde sie bei uns abgegeben“, berichtet Beate Mühlenberg.
Der zweite Kandidat an diesem Tag ist Dobby, ein Winzling mit krummen Beinen und Knopfaugen, der ein kleines Problem mit dem „Bleib!“ hatte, aber ansonsten beim Fotoshooting auch seine zuckersüße Seite hervorkehrte.
Aber Obacht: In diesem kleinen Kerlchen steckt eine Menge Selbstbewusstsein. „Er war in der Familie der Prinz, durfte alles. Er kannte keine Regeln und wurde zum Chef im Haus. Irgendwann zeigte er mit knurren, schnappen und auch beißen, dass es sein Bett, sein Sofa und sein Fressnapf waren. Die Leute bekamen Angst“, schildert die Tierheim-Leiterin das Schicksal des oft unterschätzten Mischlings, der schon seit 2015 in der Tierherberge wohnt.
Zwei Mal ist er zurückgekommen
Zwei Mal sei er aus der Vermittlung wieder zurückgekommen, weil er sein Chef-Gehabe nicht ablegen wollte – oder die Leute keine Lust hatten, mit ihm daran zu arbeiten. „Ein Irrtum, der nicht selten passiert. Denn beim Gassi gehen auf Probe sind die Hunde meistens sehr lieb und unkompliziert, weil sie sich freuen. Und dann folgt der Alltag“, hat Mühlenberg die Erfahrung gemacht.
Spannend wird das Fotoshooting am kommenden Freitag. Dann bekommt Sabine Kaiser Besuch von Schwergewichten: die beiden Kangals Bullit und Asia. Ihre Vermittlung ist aus einem einfachen Grunde nicht leicht: 70 Kilo Hund passen nun mal nicht überall hin.
Jungspund Bullit ist „groß wie ein Kamel und der wächst noch“, umschreibt es Beate Mühlenberg. Und er ist „lustig“, wie sie es nennt. Man könnte auch sagen, ein wenig übermütig. Die Sorge, er könne das nagelneue Fotostudio umdekorieren, ist nicht unberechtigt. Sabine Kaiser sieht es gelassen: „Hunde dürfen bei mir alles.“