Moers. . Die Moerser Traditionsschlosserei Bürgel hat viele Aufträge, aber wenig Mitarbeiter. Doch viele Handwerker stehen vor einem ganz anderen Problem.
Bei kleinen und mittleren Handwerksbetrieben am Niederrhein macht sich nicht nur der Fachkräftemangel bemerkbar. Viele Inhaber stehen vor einem ganz anderen Problem. Letzten Endes könnte sogar die Existenz von Betrieben auf dem Spiel stehen.
Kreishandwerksmeister Günter Bode kennt die Situation gut: „Bereits der Fachkräftemangel stellt Handwerksbetriebe vor ein großes Problem. Der demografische Wandel und der Akademisierungswahn machen Betrieben zu schaffen.“
Körperlich anstrengende Berufe sind ohne Nachwuchs
Vor allem in körperlich fordernden Berufe fänden sich immer weniger junge Menschen, die sich für eine Ausbildung interessierten. Bei den Schlossern stehe zurzeit die Ausbildung an einem Dinslakener Berufskolleg in Frage, weil die erforderliche Anzahl von 16 Schülern nicht erreicht werde. Kommt keine Klasse zustande, wäre die Ausbildung am Moerser Berufskolleg die einzige Möglichkeit.
Noch gravierender als der Fachkräftemangel könnte sich in den kommenden Jahren jedoch die Unternehmensnachfolge bei Handwerksbetrieben entwickeln. Günter Bode: „Wir haben zig Anfragen aus nahezu allen Branchen, wie es mit dem Betrieb weitergehen kann, wenn der Chef oder die Chefin in den Ruhestand geht.“
Meisterbrief aus März 1943 hängt an der Wand
Womit wir bei Ulrike Bürgel wären. Sie leitet die Schlosserei Bürgel. Wer ein Beispiel für die Bezeichnung alteingesessen sucht, ist hier, im Moerser Norden, gut aufgehoben. Der Meisterbrief des Firmengründers Gustav Bürgel datiert vom 5. März 1943 und hängt im Büro des Betriebs an der Pattbergstraße an der Wand.
Ulrike Bürgel: „In ein paar Jahren möchte ich mich aus der Firma zurückziehen. Doch die Frage, wer dann die Leitung übernehmen soll, ist schwierig. Und das, obwohl sie gut läuft. Ich möchte gern über kurz oder lang jemanden einarbeiten, aber wen?“
Vor ein paar Jahren noch 30 Mitarbeiter, jetzt sieben
Während Bürgel nach langfristigen Lösungen sucht, ist Betriebsleiter Lutz Müller an kurzfristigen interessiert: „Wir können seit einem Jahr zwei offene Stellen nicht besetzen. Vor ein paar Jahren haben hier noch 30 Leute gearbeitet, jetzt sind es nur noch sieben, obwohl die Nachfrage sehr groß ist.“
Ibrahim Yetim und Atilla Cikoglu (beide SPD) beschäftigen sich mit den Problemen des Fachkräftemangels und der Unternehmensnachfolge. Beide fordern mehr Initiativen der Landesregierung und – endlich – ein Zuwanderungsgesetz im Bund.
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Kontakt zur Handwerkskammer zum Thema Unternehmensnachfolge: Ute Rübsamen, 0211/ 87 95 328, ute.ruebsamen@hwk-duesseldorf.de