Moers. . Schüler der Anne-Frank-Gesamtschule lassen sich von zwei „Seminarleitern“ Politik erklären. Das geht gut, bis etwas Unerwartetes passiert.

Penguin’s Days 2019, alles fängt so harmlos an: Die Schauspieler Matthias Damberg und Philip Gregor Grüneberg alias André und Jens halten im Klassenzimmer ein „Politik-Seminar“. Die Schüler des Jahrgangs 13 der Anne-Frank-Gesamtschule sind die Zuschauer beim Mitmach-Stück. Bis die Sache aus dem Ruder läuft. Denn heute darf jeder mal sagen, was er denkt, jede Mange braunes Gedankengut spült da nach oben. Spannend, ob die Schüler eingreifen oder nicht. Das Stück fordert zum Hinterfragen auf. „In einer Zeit, in der Nazis so gewandt und sexy um die Ecke kommen“, wie André später Richtung AfD sagen wird.

Ganz demokratisch lassen die beiden „Seminarleiter“ die Schüler Bundestagskandidaten wählen, die sich in einem gespielten TV-Duell vorstellen. Bis einer von beiden vorschlägt, doch „mal ehrlich“ über Politik zu reden. Es sei doch „alles manipuliert und ferngesteuert von Berlin aus“. „Warum hat man denn von den Opfern am Breitscheider Platz nicht ‘mal ein Foto gesehen?“ stellt Jens wie zum Beweis in den Raum.

Es geht um den Schutz der Opfer

Erst am Ende des Stückes klärt der Schauspieler auf, dass es dabei um den Schutz der Opfer und der trauernden Angehörigen geht. Was zeige, wie notwendig es sei, Argumente der Rechtsextremen zu hinterfragen. Auch die Schüler sollen Stellung beziehen – was zugegebenermaßen nicht einfach ist bei Fragen wie: „Was würdest du als Königin von Deutschland als erstes tun?“

Aber klar ist dieser Fall: „Soll man harte Drogen legalisieren?“ – „Nein!“ Oder: „Ausländer rein oder raus?“ – „Wer hier ist, sollte es auch bleiben“, so eine Schülerantwort. Inzwischen lässt „Seminarleiter Jens“ fortwährend rechte Parolen ab. „Multi-kulti tötet“, sagt er. Man solle nur mal nach Marxloh gehen – und alle Schüler müssen schmunzeln.

Am Ende kochen die Emotionen hoch

Die Emotionen kochen hoch, am Ende redet sich der Nazi Jens in Rage und beginnt, seinen liberal gesinnten Kollegen mit Klebeband zu fesseln. Und da steht tatsächlich eine Schülerin auf, sie sagt laut: „Nein, so geht das nicht!“ schubst Jens zur Seite und bindet André wieder los. Später, als die beiden Schauspieler die Rollen aufgelöst haben, berichtet Damberg, dass gerade in dieser Szene immer wieder Schüler das Gleiche getan hätten. „Wir haben das Stück etwa 50 Mal gespielt. Es sind auch schon Schüler spontan ‘rausgegangen, weil sie die Parolen nicht mehr hören wollten“, lobt er.

„Bin ich rechts – ein Klassenzimmer-Politomat“ wird vom Treibkraft-Theater Hamm im Rahmen der Penguin’s Days aufgeführt und durch das „Moerser Signal“ finanziell gefördert.