Neukirchen-Vluyn/Moers. . Jürgen Stachels und Andreas Michel haben den Gasthof übernommen. Sie haben einiges geändert, halten aber auch eine Tradition des Hauses hoch.

Die Lage ist idyllisch: Zwischen Wiesen und Feldern steht die Neue Mühle, mitten auf dem Land, Niederrhein pur. Und wie der Standort, so die Küche dieses Restaurants: Landhausküche wird hier serviert, und zwar, wie die Betreiber Jürgen Stachels und Andreas Michel betonen, eine gehobene und anspruchsvolle Landhausküche ohne Schnickschnack. Jetzt rüsten sich die beiden für die Ausflugsaison.

Vor einem Jahr haben Jürgen Stachels und Andreas Michel die Neue Mühle auf der Stadtgrenze von Neukirchen-Vluyn und Moers übernommen und dem Haus ihren Stempel aufgedrückt. Die Restauranträume sind modern und lässig zugleich, das Mobiliar in dezentem Anthrazit, die Wände schmücken Reprografien vom alten Moers aus dem Archiv von Bernd Ueltgesforth, flankiert von Schwarz-weiß-Aufnahmen mit dem Thema „dezent-erotische Kulinarik“, wie Andreas Michel erklärt. Das meiste Geld hat das Duo zweifellos in die Küche gesteckt, die komplett erneuert worden ist. Eine Summe will Jürgen Stachels nicht nennen.

Ein Koch hat für Nelson Müller gearbeitet

Stachels ist Chef von Küche und Einkauf in der Neuen Mühle. Der 44-jährige hat Koch und Hotelfachmann gelernt und in den Küchen von Gourmetrestaurants in Deutschland, England, Frankreich, Malaysia, Korea, Österreich und der Schweiz gearbeitet. Andreas Michel hat sich zum Hotelökonomen ausbilden lassen, arbeitete als Manager in Vier- und Fünf-Sterne-Hotels in Deutschland, Österreich, Italien, den USA und der Schweiz. Die beiden kennen sich aus Kindertagen in Köln und griffen sofort zu, als sie durch Zufall davon erfuhren, dass die Mühle frei geworden war. Mit Thomas Manschke, der bereits bei Sterne-Koch Nelson Müller gekocht hat, und Mirco Sasker als Restaurantleiter und Sommelier komplettierten sie das Mühlen-Team.

Regional zu kochen ist in dem Restaurant tatsächlich mehr als eine Werbefloskel. Die Herkunft des Sauerbratens vom Vluyner Wagyu-Rind „Rheinischer Art“ mit Karottenpüree und Bäckerinkartoffeln darf man durchaus wörtlich nehmen. „Da vorne stehen die Tiere auf der Weide“, sagt Jürgen Stachels und zeigt von der Terrasse aus auf den Nachbarhof. Das Filet vom niederrheinischen Strohschwein kommt aus Wachtendonk vom Naturverbund Thönes.

Tiere werden „from nose to tail“ verarbeitet

Teilweise werden die Tiere „from nose to tail“, also komplett, verarbeitet. Eier, Kartoffeln, Honig und Milcherzeugnisse kommen laut Stachel ebenfalls aus der direkten Umgebung. Einen weiteren Weg haben freilich die Steaks hinter sich gebracht, bevor sie hier auf dem Southbend-Grill bei 800 Grad landen. Andererseits: Dort brutzeln auch die Wagyus als Porterhouse, T-Bone und Tomahawk, allesamt Mühlen-eigene Zuschnitte.

Auch vegetarisch tischt Stachels auf, Variationen von der Kichererbse beispielsweise mit Curry, Falafel, Humus und Crepes sowie Blumenkohl und Romanesco. Als „sehr gut bürgerlich“, beschreibt Stachels die Idee von seiner Küche. Er habe raus gewollt „aus dem straffen Korsett der Spitzengastronomie, die jeden Spielraum für Individualität erstickt“, hat Stachels einmal dem Magazin „Krone“ gesagt.

Der Fokus liegt auf deutschen Weinen

Die Weinkarte, zusammengestellt von Andreas Michel, legt derzeit ihren Fokus auf deutsche Tropfen, dazu kommen Weine aus dem deutschsprachigen Ausland und Italien, einige aus Übersee. In diesem Bereich „basteln“ Michel und Sommelier Mirco Sasker an Veränderungen: „Das wird Stück für Stück gehen, wir wollen die Gäste auch nicht überfordern. Außerdem muss immer das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmen.“

Die Neue Mühle hat freilich weitere Facetten: Nach wie vor kann man im Pavillon in geschlossener Gesellschaft feiern. Zudem wird in diesen Tagen die Terrasse mit 120 Plätzen hergerichtet. Am Samstag soll die Open-Air-Saison starten. Bei schönem Wetter rechnen die Chefs vor allem mit Fahrradfahrern, die bei ihnen eine Pause auf ihrer Niederrhein-Tour einlegen. Hier ist die Speisekarte angemessen rustikal: Flammkuchen gibt’s, Tafelspitzsülze, Backhendl und Backfisch. Andreas Michel: „Wir sind auch Ausflugslokal.“

>>INFO
Gasthof Neue Mühle, An der Neuen Mühle 22, 02841/ 88 18 318; mo -fr 12 - 23 Uhr, sa 17 - 23 Uhr, so 12 - 21.30 Uhr; feiertags geschlossen.