Moers. . „Unendlich Luft“ von Nils Kretschmer und David Vormweg: Die Moerser Penguin’s Days legen einen tollen Start hin. Und das ist noch nicht alles.
Man nehme eine gute Portion Clownerie, etwas Artistik, gute handgemachte Musik und reichlich hochkarätige Schauspielerei – und erhalte nach kräftigem Umrühren die Aufführung „Unendlich Luft“ mit den beiden Schauspielern Nils Kretschmer und David Vormweg aus Köln. Die beiden preisgekrönten Absolventen der Essener Folkwang-Universität hielten ihr Publikum im ausverkauften Schlosstheater anderthalb Stunden lang in Atem. Wobei sie immer, wenn sie zu den Instrumenten griffen, zur Höchstform aufliefen.
Alle Register ziehen die beiden, wenn sich Szene an Szene reiht, mal mit Tanz, Gesang, Klavier- und/oder Gitarrenspiel, mal mit lauten, mal mit leisen Tönen. Situationen des Lebens, die Unwägbarkeiten des Alltags werden mal humorvoll, mal still-nachdenklich geschildert. Und das Publikum hat oft ganz viel zu lachen – das pralle Leben auf der Bühne. Da ist der junge volltrunkene Mann, der eigentlich nur Sex von der Freundin will und im Hausflur in hochnotpeinlicher Situation aufwacht – vom Sohn des Nachbarn mit dem Handy gefilmt: „Morgens um sechs, meine Freundin ist jetzt meine Ex.“
Der gutbürgerliche Rassist
Da ist der gutbürgerliche Rassist, dem der rechte Arm bei den Wörtern Dresden und Chemnitz hochschnellt, und der die Flüchtlingsfrage wie Louis Philippe lösen will: alle ab in die Fremdenlegion mit kostenfreien mobilen Bordellen...
Zum Brüllen komisch die Zwerge (auf Knien rutschend mit roten Gummistiefeln und Gießkanne). Ein kleines Drama, weil selbst der hergeholte Hocker zum Blumengießen nicht reicht. Bis sich ein Zuschauer erbarmt und dem herzzerreißend-komisch weinenden Kleinen auf der Bühne hilft.
Wunderschön anzuhören, wenn David Vormweg im Schlafanzug auf die Bühne kommt und am Klavier das Liebeslied auf den seidenweichen Pyjama anstimmt – und das Ganze nach und nach zu einem easy swingenden Chanson wird, wobei aber am Ende die Zuschauer mitbrüllen können: hadihadijama!
„Einmal Prinz zu sin...“ als Purple Rain
Da wundert’s nicht, wenn das Lied „Einmal Prinz zu sin, im Kölle am Rhin...“ (Klavier, weißes Kleid /E-Gitarre, grüne Papierkrone) zwischendrin weihnachtliche Töne bekommt und sich dann zum rockigen Purple Rain, Purple Rain steigert. Anders sein, eben wie im richtigen Leben, ist prima. Und das Publikum dankt mit Standing Ovations.
Das Stück „Unendlich Luft“ sei ursprünglich 40 Minuten lang und die Uni-Abschlussarbeit der beiden Schauspieler gewesen, wie Svenja Kretschmer erklärt. Sie stieß als Dramaturgin und Bühnentechnikerin später dazu. Einen zweiten Teil des Stückes werde es sicher geben. „Die beiden machen alles, was Spaß macht, und sie können eben viel“, meint sie. Stimmt.
Das komplette Programm der Penguin’s Days steht hier.