Am Niederrhein. . Im Kreis Wesel sind 36 Prozent der Hausärzte über 60. In Moers sind drei Stellen unbesetzt. Die Situation könnte sich weiter verschlechtern.
Noch ist die Situation nicht bedrohlich, aber dennoch droht der gute alte Hausarzt auf dem Land auszusterben. Der Trend zur Zentralisierung in Gemeinschaftspraxen ist ungebrochen, und Christopher Schneider, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung (KV)Nordrhein, sagt: „Der Einzelkämpfer wird seltener.“
Gewiss, größere Praxen und die Ärztehäuser in größeren Städten haben ihre Vorteile. Die Zusammenarbeit zwischen Allgemeinmedizinern, sprich Hausärzten, und Fachärzten funktioniert in den Ärztehäusern gemeinhin gut.
Viele Mediziner suchen einen Nachfolger
Aber wie sieht es mit der Versorgung am linken Niederrhein aus? „Wir müssen viel tun, um sie in der Fläche zu erhalten“, erklärt Christopher Schneider. Nun gibt es zwar im gesamten Rheinland 250 offene Zulassungen, sprich, es fehlen 250 Hausärzte. Aber nicht überall ist die Situation gleich schlecht. So zählt die KV Nordrhein in Moers bei 60 Hausärzten drei offene Zulassungen, in Kamp-Lintfort gibt es 20 Hausärzte, und 1,5 Stellen sind unbesetzt, und in Neukirchen-Vluyn ist bei 15 Hausärzten noch ein Sitz frei. Dieses recht gute Verhältnis könnte sich jedoch in kommenden Jahren verschlechtern. Das liegt am Altersdurchschnitt.
Denn im Kreis Wesel gibt es insgesamt 261 Hausärzte, aber 36 Prozent sind bereits über 60 Jahre alt. Mediziner sind zwar nicht an ein Rentenalter gebunden und dürfen so lange praktizieren, wie sie wollen, aber die KV Nord macht sich Gedanken darüber, woher sie die Ärzte für die anstehenden Praxisübernahmen hernehmen soll. Christopher Schneider: „Die Erfahrung ist, ab Mitte 60 suchen die meisten nach einem Nachfolger.“
Anstellungsverhältnisse sind stark im Kommen
Den zu finden, ist aber nicht so leicht. „Anstellungsverhältnisse sind stark im Kommen.“ Will heißen, Absolventen der medizinischen Fakultäten drängt es nicht zur eigenen Praxis, sie arbeiten zunächst als Angestellte und „schnuppern“ in den Job hinein. „Wir führen jeden Tag Gespräche mit Interessenten“, sagt der KV-Sprecher. Da die Residenzpflicht, also die Verknüpfung von Praxis und Wohnsitz, aufgehoben wurde, sei es jetzt zwar möglich, in einer Stadt zu wohnen und auf dem Land seine Praxis zu haben, aber junge Mediziner, gerade Frauen, suchten häufig nach einem Teilzeitjob. Der alte Landarzt mit Dienst „rund um die Uhr“ sei kein Zukunftsmodell.
Die Probleme der Zukunft könne niemand alleine lösen, erklärt Schneider. Neuzulassungen mit 70.000 Euro zu fördern, wie etwa in Bereich Xanten-Sonsbeck, sei kein Allheilmittel. Manche Kommunen hätten selbst Förderprogramme aufgelegt, es gibt Paten-Programme für Medizinstudenten. „Die Versorgungsgrade sind noch sehr stabil“, sagt Christopher Schneider. Doch auf dem Land könnte sich das ändern.