Moers. . Dr. Mayada Day überlebte in Aleppo Bombenexplosionen und Beschuss durch Scharfschützen. Im Internationalen Zentrum Repelen berichtete sie.
„Die Bombe explodierte gleich neben mir im Raum. Ich sehe heute noch die Bilder von den Fleischstücken um mich herum.“ Still ist es im Internationalen Begegnungszentrum der Awo an der Talstraße in Repelen. Zum Weltfrauentag haben Koordinatorin Asiye Koc und Olga Weinknecht von der Flüchtlingsberatung Frauen eingeladen, die aus ihrer Heimat fliehen mussten und versuchen, in Deutschland ein neues Leben aufzubauen.
Eine davon ist Dr. Mayada Day aus Aleppo in Syrien, die gerade spricht. Die promovierte Bauingenieurin war lange Jahre Dozentin an der Universität Aleppo und schildert die Zustände in ihrer Heimat, bis sie sich zur Flucht entschloss. Mehrere Bombenexplosionen und Scharfschützenanschläge hat sie wie durch ein Wunder überlebt.
Die Gäste im überfüllten Raum hören gebannt zu. „Wir wollen diesmal geflüchteten Frauen eine Stimme geben“, berichtet Koc. Bei der Arbeiterwohlfahrt habe der Weltfrauentag gute Tradition. „Schließlich ist die Awo vor 100 Jahren von einer Frau, Marie Juchacz, gegründet worden. Dabei ging es um Arbeitersuppenküchen für die Ärmsten, aber auch um das Frauenwahlrecht und die Gleichberechtigung.“
Immer noch Ungerechtigkeiten
Der Weltfrauentag heiße eigentlich Tag für die Frauenrechte und den Weltfrieden, weiß Weinknecht. „Das Thema Frauenrechte ist immer noch aktuell. Immer noch herrschen Ungerechtigkeiten wie ungleicher Lohn, aber auch Diskriminierungen im Alltag und am Arbeitsplatz.“ Nicht zuletzt sehe man das an der Me-Too-Bewegung.
Zurück zu den Fluchtgeschichten: Ganz allein floh die verwitwete syrische Bauingenieurin Day nach Deutschland, wo sie 2016 ankam. Nicht wegen ihres eigenen Traumas, sondern mit Rücksicht auf andere geflohene Frauen verzichtete die Referentin auf Details ihrer Flucht.
Sie schrieb ein Buch über ihre Flucht
In ihrem erlernten Beruf arbeiten kann Dr. Mayada Day allerdings bisher nicht. Sie belegt jedoch Sprachkurse und arbeitet in Moers engagiert in der Flüchtlingshilfe. Unter dem Titel „Der Weg der Blume“ erschien ihr Buch über ihre Flucht.
Den Abschluss der Veranstaltung bildeten Berichte von Frauen, die ebenfalls geflohen sind. Da stimmte auch vieles versöhnlich. Wie der Bericht der Karatemeisterin aus Syrien, die hier bald Trainerin werden möchte. Oder die Schilderung der Modedesignerin, die ebenfalls bald einen Job finden möchte. Auch eine Analphabetin aus Syrien gibt nicht auf. Sie lernt in Moers Lesen und Schreiben.
„Sie alle sind dankbar für die Hilfe, die sie von den Menschen hier bekommen haben und sie wollen der Gesellschaft etwas zurückgeben“, unterstreicht Olga Weinknecht.