Neukirchen-Vluyn. . Mit Gesang, Musik und einem vierfachen Helau zogen die Neukirchen-Vluyner Möhnen durch die Stadt – ein prall gefülltes Tagesprogramm.
Eines steht fest: Karneval ist nichts für Langschläfer. Bereits um 7.15 Uhr treffen sich am Donnerstagmorgen die Neukirchen-Vluyner Möhnen. „Wir haben einen langen Tag vor uns“, sagt Elsa Bertz. Die Ober-Möhne und Geschäftsführerin der Vlü-Ka-Ge organisiert seit sechs Jahren gemeinsam mit Astrid Fibich, Geschäftsführerin der KG Blau-Weisse Funken Neukirchen-Vluyn, den Altweiber-Tag.
Moers, Kamp-Lintfort und Neukirchen-Vluyn feiert Altweiber
Der beginnt mit einem Frühstück in den Vluyner Stuben. Rund 50 kostümierte Frauen sind zusammen gekommen, darunter auch die in Neukirchen-Vluyn lebende CDU-Bundestagsabgeordnete Kerstin Radomski mit ihrer Mutter und Tante.
Zehn Stationen bis zum Rathaus
Ab 8 Uhr steht ein prall gefülltes Tagesprogramm an: Verkleidet als alte Frauen, elegante Damen mit Hut oder auch Vluyner Marktfrauen ziehen die Möhnen dann durch die Geschäfte der Stadt – bis hinein ins Rathaus. Doch bis dort um 15.11 Uhr Bürgermeister Harald Lenßen seiner Macht beraubt wird, bereisen die Närrinnen zehn Stationen.
Erste Anlaufstelle ist um 8 Uhr bei Edeka in Vluyn. „Mit Gesang, der Musik unserer zwölf Trommler sowie Querflöten- und Glockenspiel und viel Helau verbreiten wir überall gute Stimmung“, sagt Elsa Bertz. Aber natürlich spielen auch die Scherenattacken auf die Krawatten der männlichen Mitarbeiter eine Rolle unterwegs. Doch die Ausbeute ist mager: ein Schlipsende – mehr war bei Edeka nicht drin. „Die Männer sind ja vorgewarnt.“, wissen die Frauen. Spaß haben sie aber trotzdem – Schlips hin, Sekt her...
Viel Stimmung, wenig Schlipse ...
Nächste Station ist das Versicherungsbüro Exner. Viel Stimmung, aber leider noch weniger Schlipse. Dann legt der Karnevalstrupp einen kurzen Zwischenstopp im Kultur-Café ein – mehr als eine halbe Stunde Zeit sind aber nicht drin, sonst wird es zeitlich knapp. Ja, auch alkoholische Getränke werden hier um 9 Uhr konsumiert. Aber längst nicht nur. Denn der erfahrene Karnevalist weiß: „So ein Tag ist lang, da muss man auch mal Wasser oder Cola trinken“, sagt ein Trommler.
Mit dem Wackel-Lied „Scheiß drauf! Karneval ist nur einmal im Jahr“ auf den Lippen steht dann der nächste Besuch an: bei der Sparkasse in Vluyn. Die Möhnen hoffen erneut auf Schlips-Beute. Doch hier gibt’s nur OP-Ärzte und Krankenschwestern – ganz ohne Krawatten. Geschäftsstellenleiter Timo Rothe, heute Prof. Dr. Timo Beil, und Team verabreichen an Altweiber Finanzspritzen in der Notaufnahme.
Wie an nahezu alle Stationen haben sich auch hier die Mitarbeiter ein eigenes Karnevals-Motto ausgedacht. Darauf stimmen die Närrinnen „Ein Hoch auf uns“ an – in geänderter Textversion. Und weiter geht’s : Der Sturm der Volksbank steht an. Mit bunten Ballons und Primeln dekoriert präsentiert sich die Filiale, in der die Mitarbeiter heute als Gärtner kostümiert sind. „Wir züchten hier heute die Zinsen“, sagt Regionalmarktleiter Helmut Grgas und erntet dafür prompten Applaus und ein spontan angestimmtes Lied: „Da simmer dabei, dat is prima...“
Und dann noch zur Altweiber-Party
Und dann gibt’s auch endlich noch eine Krawatte! Elsa Bertz zückt sofort die Schere und macht sich an den Schlips des Volksbank-Leiters. Kurz darauf ist Abfahrt: mit dem Bus geht es nach Neukirchen – der Möhnen-Besuch in zwei weiteren Bankfilialen, dem dortigen Edeka-Markt, der Apotheke und einem Küchenstudio steht an. Und natürlich auch noch der Rathaussturm – mit erfolgreicher Überwindung der Arbeiter-Bienen-Barriere und Schlüsselabnahme von Bürgermeister Harald Lenßen. Und dann geht’s um 17 Uhr noch zur Altweiber-Party... Ein dreifaches Helau auf das Durchhaltevermögen der Möhnen!