Kamp-Lintfort. . Die Bühne 69 bleibt sich treu: Ein gute Komödie wird das Publikum erfreuen. Dass die Kamp-Lintforter die ernsten Stücke meiden, hat einen Grund.
Jack ist tot, geistert aber weiterhin munter auf der Bühne herum – eine Rolle, die Uli Reisner nur zu gerne spielt. Sein Gegenspieler, Christian Koschare als Simon, trifft gerade im ehemaligen Gemeindehaus am Abteiplatz ein. Heute Abend ist mal wieder Probe der Bühne 69 für die neue Komödie „Gute Geister“ im März.
Und so ganz textfest ist noch nicht jeder. Da hilft ein schneller Blick ins Rollenbuch. Seit 50 Jahren erfreuen die Akteure ihr Publikum mit Boulevardtheater und Kinderstücken. Dazu gehört schon eine semi-professionelle Haltung. „Die Worte Hobby- oder Laienschaupieler hören wir nicht gern“, sagt Vorsitzender Peter Vogelsang deshalb auch. „Wir sehen uns eher als Amateure.“
Von den Gründern ist heute keiner mehr dabei. Einer der Erfahrensten ist der Vorsitzende, der immerhin schon auf 43 Jahre Mitgliedschaft blicken kann. „Aber ohne unser Mädchen für alles ging bei uns nichts“, sagt er und
zeigt auf Andreas Stieffenhofer, sturmerprobter Regisseur und immerhin schon 33 Jahre dabei. Über 30 Schauspieler, Techniker und Souffleure gehören zur Bühne 69, die Leidenschaft zur Schauspielerei hat sie alle gleichermaßen gepackt. „Spielen ist wie eine Sucht“, lautet der Lieblingsspruch des Vorsitzenden. So bilden sich die Aktiven denn auch jährlich bei professionellem Unterricht weiter – Spieltechniken, Sprach- und Stimmbildung und vieles andere.
Mit 30 Zuschauern fing es an
Die Bühne 69 mauserte sich im Lauf der Jahre. Mit etwa 30, 40 Zuschauern (Freunde und Bekannte der Akteure), fing man einst an. Heute ist bei Aufführungen selbst die Stadthalle gut gefüllt, alle Vorstellungen zusammen bringen stets einige tausend Zuschauer zusammen. „Was wir auch nötig haben“, sagt Vogelsang. Allein die Räume am Abteiplatz kosteten 800 Euro Miete. Hinzu kämen die Hallenmiete und verschiedene Materialkosten. Selbst die bekannt liebevollen Kulissen der Bühne 69 bauen die Aktiven selbst. Weshalb man mit der momentanen Lösung, während der Stadthallenrenovierung in die Janusz-Korczak-Schule an der Friedrich-Heinrich-Allee auszuweichen, recht unglücklich sei. „Wir bekommen dort wegen der kleinen Aula viel weniger Zuschauer unter“, berichtet Vogelsang. Sorgen mache dem Verein auch, dass die Stadt neuerdings viel höhere Gebühren für die Feuerwehreinsätze bei den Aufführungen berechne.
Auf die Komödien, hauptsächlich englische, freuen sich die Zuschauer oft schon ein ganzes Jahr. Wenn es auch langsam schwierig wird, immer
neue Stücke zu finden. „Deshalb lesen wir auch immer viele Drehbücher“, sagt Vogelsang. Das Publikum mit gut gemachter, leichter Kost zu bedienen, sei eine ziemliche Kunst, weiß Regisseur Stieffenhofer. Nur ein Mal habe man es mit einem sehr anspruchsvollen Stück versucht und sei damit kläglich gescheitert. „Das war das Stück Endspiel von Beckett. Das kam gar nicht an. Da hatten wir bei einem Termin nur einen einzigen Zuschauer und mussten absagen.“ Die Aktiven des Ensembles, da ist man froh, können jedes Alter und jede Rolle bedienen. „Es kommen auch immer wieder neue Mitglieder nach“, weiß Stieffenhofer. Wie beispielsweise Martin Darda (20) aus Neukirchen-Vluyn. Er stieß letztes Jahr als Souffleur dazu und freut sich schon auf seine erste kleine Rolle. „Mal sehen, vielleicht wird’s ja auch mehr“, sagt er.