Moers. . Tablet oder Laptop gehören heute oft zur persönlichen Grundausstattung. Schulen hinken der Entwicklung hinterher – und das hat Folgen.

Digitales Lernen ist längst so wichtig wie das kleine Einmaleins. Doch wie funktioniert das eigentlich: digitales Lernen? Und was kann besser werden? Hans van Stephoudt, seit 13 Jahren Leiter des Gymnasiums Adolfinum, hätte da durchaus ein paar Wünsche. Die NRZ hat sich an der Schule umgesehen.

Ein Computer für zwölf Schüler: Das ist seit zehn Jahren die Faustformel, so van Stephoudt. Die Stadt hat das Netzwerk eingerichtet und administriert es auch weitgehend. Studiendirektor Andreas Lind übernimmt weitere Aufgaben, wie etwa die Vergabe und Pflege der Passwörter. „Das läuft gut und stabil hier in Moers“, sagt van Stephoudt.

Es fehlt an der Hardware

Die Computer stehen in Räumen, die speziell für diese Nutzung vorgesehen sind, aber es gibt auch mobile Einheiten. Der PC auf Rollen ist für solche Räume gedacht, die nicht mit digitaler Technik ausgerüstet werde können. Seit der Altbaurenovierung gibt es zwar in jedem Raum eine Netzwerksteckdose, aber längst nicht alle können genutzt werden, weil die Hardware fehlt. Deshalb schaut nicht nur van Stephoudt mit einer gewissen Hoffnung nach Berlin.

Fünf Milliarden Euro für die Digitalisierung deutscher Schulen: Das ist das Ziel der Bundesregierung. Doch der Digitalpakt Schule war zunächst im Vermittlungsausschuss zwischen Bundestag und Bundesrat steckengeblieben. Dabei wäre Geld für eine systematische Digitalisierung überaus willkommen. Bisher ist vieles der Initiative von Lehrern und Schülern überlassen.

Die Tafel hat große Pause

Ein Computer für zwölf Schüler: Das ist die Faustformel an Moerser Schulen.
Ein Computer für zwölf Schüler: Das ist die Faustformel an Moerser Schulen. © Volker Herold

Mathematik-Lehrer Lars Heining setzt am Adolfinum zum Beispiel ein Tablet ein. Was er darauf schreibt, erscheint zeitgleich im Klassenraum auf einem großen Bildschirm. Die grüne Tafel ist nach unten geschoben, sie macht gerade große Pause. „2000 Euro inklusive Beamer muss man schon investieren. Wir sprechen oft im Kollegium über den Einsatz von digitaler Technik, aber die Kosten schrecken erst einmal viele ab“, sagt Heining. Außerdem sei es schwer, die digitalen Lernmittel von der Steuer abzusetzen, das Finanzamt habe jedenfalls bei ihm sehr detailliert nachgefragt.

Heinings Schüler wissen es jedenfalls zu schätzen, dass Tablet und Bildschirm im Einsatz sind. Und – natürlich – wünschen sie sich mehr. „So kann man sich Dokumente vor einer Klausur noch einmal schnell und bequem ansehen oder etwas nacharbeiten, wenn man krank war“, sagt Nikolai. Alexander sagt: „Zuhause lernen wir ja auch längst digital.“ Paul findet, dass es mit einem Tablet einfach „viel mehr Möglichkeiten“ gibt als mit konventionellen Methoden.

Gute Erfahrungen in Kanada gemacht

Was es heißt, viel mehr Möglichkeiten zu haben, hat Maren König bereits erfahren. Sie unterrichtet am Adolfinum Deutsch, Englisch, evangelische Religion und Deutsch als Zweitsprache. Drei Jahre, bis 2018, hat sie an einer Schule in Winnipeg, Kanada unterrichtet. „Die digitale Ausstattung dort war einfach besser als an vielen deutschen Schulen, für alle Schülerinnen und Schüler gab es einen PC, ein Laptop oder ein Tablet“, sagt sie. Hier in Deutschland wünscht sie sich „manchmal mehr Mut, sich mit digitalen Medien auseinanderzusetzen“.

Maren König
Maren König © Privat

Wie an vielen Schulen ist auch am Adolfinum das Konzept für ein digitales, vernetztes Lernen durchaus vorhanden. „Viele Inhalte sind digital aufbereitet, am Wunsch nach einer digitalen Pädagogik besteht auch kein Zweifel“, sagt Schulleiter Hans van Stephoudt. Was fehlt, ist einfach eine flächendeckende Infrastruktur wie etwa „Projektionsmittel für die gemeinsame Erarbeitung“, wie van Stephoudt es nennt.

Private Endgeräte manifestieren soziale Unterscheide

Wandbildschirme ersetzen die Tafel, Schüler schreiben vom Sitzplatz aus direkt auf den Bildschirm, Wlan und Beamer in allen Klassen: So könnte, so muss die Zukunft aussehen. Bei der Umsetzung wird der Schulpakt helfen, allein am Adolfinum sind es bis zu 50 Räume, die entsprechend ausgestattet werden könnten. Und wenn alle Schülerinnen und Schüler ein Laptop oder ein Tablet zur Verfügung gestellt bekommen, dürfte sich im Vergleich zum derzeit oft gelobten Ansatz der Nutzung eigener Endgeräte noch etwas anderes ändern, wie van Stephoudt bemerkt: „Wenn man sich heute allein die Handys der Schülerinnen und Schüler anschaut, da werden soziale Unterschiede manifestiert.“

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Der so genannte Digitalpakt soll die Digitalisierung an Schulen beschleunigen. Dafür stehen fünf Milliarden Euro bereit. Bundestag und Bundesrat hatten sich bisher aber nicht über die Finanzierung einigen können. Bisher sollten Bund und Länder jeweils die Hälfte der Kosten tragen.

Seit Mittwoch scheint diese Frage jedoch geklärt zu sein. Das Geld für den Digitalpakt soll demnach vom Bund zusätzlich zu möglichen Landesmitteln bereitgestellt werden. Wegen der bisher ungeklärten Frage konnte das eigentlich ab Januar geplante Projekt über mehrere Wochen nicht umgesetzt werden.