Kamp-Lintfort. . Es könnte ruhig lauter sein: 18 aktive Musiker sind derzeit am Start. Damit es mehr werden, greift der Verein zu ungewöhnlichen Mitteln.
Trompeten, Tenorhörner, Saxophone und Trommeln stehen aufgebaut neben den Stühlen. Noch sind die Musiker, die diese Instrumente spielen nicht da, die Probe hat noch nicht begonnen. Doch eines steht bereits vorher fest: Alle Plätze werden auch an diesem Freitagabend nicht belegt sein. Im Haus der Vereine im Diesterwegforum proben die Mitglieder des Kamp-Lintforter Musikzugs, und genau die sind derzeit händeringend auf der Suche nach Mitgliedern. „Neue Musiker zu finden, ist sehr schwierig geworden. Es ist ein trauriges Bild, dass in einer Stadt mit knapp 40.000 Einwohnern gerade einmal 18 aktiv Musik bei uns machen“, sagte Harry Migdalek, Musiker und ehemaliger Vorsitzender des Vereins.
Werbung hat bisher wenig gebracht
Die Mitglieder haben Werbung in Grundschulen und der örtlichen Musikschule gemacht. Beides habe nicht den gewünschten Erfolg gebracht. „Natürlich können wir auch mit drei Musikern losziehen, das klingt aber einfach nicht so gut, wie in voller Besetzung“, erklärte Migdalek.
Aufgeben, das kommt für die Musiker aber nicht in Frage. Im Gegenteil: Sie wollen weitermachen und suchen daher nicht nur erfahrene Musiker, sondern bieten einen vierwöchigen kostenlosen Schnupperkurs für Einsteiger ab acht Jahren an. In vier Einzelproben wird getestet, welches Instrument dem potenziellen Musiker am besten liegt und gefällt. Wenn ein Instrument gefunden ist, beginnt die Ausbildung.
Einzelunterricht vor der regulären Probe
Die Mitglieder selbst bringen dem Nachwuchs das Musizieren bei. Derzeit sind es fünf Personen, die Trompete, Saxophon oder Schlagzeug lernen – darunter auch erwachsene Anfänger. Eine Altersgrenze nach oben gibt es nämlich nicht. Der Einzelunterricht findet immer nachmittags vor der regulären Probe am Freitag (19.30 bis 22 Uhr) statt.
„Wer bereits ein Blasinstrument spielt, kann auch einfach so vorbeikommen. Wir suchen aktuell vor allem Trompeter“, betonte der Musiker. Die meisten Auftritte fallen in den Sommermonaten und im November an. Denn dann ist Schützenfestzeit und später St. Martin.
Gespielt werden auch Hits von den Toten Hosen
Geselligkeit wird in dem Verein ebenfalls groß geschrieben. „Wir veranstalten unsere eigenen Karnevalsfeiern, Oktoberfeste oder haben schon Schiffstouren auf dem Ijsselmeer gemacht“, erklärte Migdalek, der selbst seit 59 Jahren Musiker des Musikzugs ist. Und wer glaubt, die Gruppe, deren Mitglieder zwischen 14 und 69 Jahre alt sind, spielt ausschließlich traditionelle Märsche, Polka und Walzer, der irrt sich. Auf den Notenpulten liegen genauso Noten aus der Musical- und Schlagerwelt – Hits von Helene Fischer und den Toten Hosen.
Apropos Noten: Diese lesen zu können, ist keine Voraussetzung, um im Musikzug einzusteigen. Genauso wenig muss sofort ein eigenes Instrument angeschafft werden. Die Instrumente, Notenmaterial und Uniformen werden ohne weitere Kosten vom Verein zur Verfügung gestellt.
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Einfach freitags ab 19 Uhr vorbei schauen und eine Probezeit ausmachen (Haus der Vereine, Diesterweg-Forum, Vinnstraße 40). Auswahl: Saxofon, Trompete, Flügelhorn, Tenorhorn, Bass, Posaune und Schlagzeug.
Die Musikschule sieht in diesem Angebot keine Konkurrenz. Sie unterstützt die Übungsleiter.