Moers. . Die Niederrheinerin Anne Gesthuysen schätzt männliche Zuhörer. Und sie fragt sich, ob ihre Familie nach dem „Mädelsabend“ noch mit ihr redet.

Eine ganz besondere Ehre wurde den Herren der Schöpfung zuteil, die am Dienstagabend in die Bibliothek gekommen waren: Sie wurden von Autorin Anne Gesthuysen einzeln per Handschlag begrüßt. „Die Anzahl der Männer bei Lesungen aus diesem Buch ist sehr überschaubar“, erklärte diese und setzte schmunzelnd hinzu, dass es ausgezeichnet werden müsse, wenn Männer zu einer Lesung mit dem Titel „Mädelsabend“ kommen würden. Insgesamt wird sich die Autorin sicher nicht über mangelnden Zuspruch beklagen: Wegen der großen Nachfrage las sie in Moers gleich an zwei Abenden hintereinander, beide Veranstaltungen waren ausverkauft.

Das hat er sich verdient.
Das hat er sich verdient. © N. Prümen

Es war bereits die 15. Lesung aus „Mädelsabend“, ihrem dritten Buch, das erst vor zwei Monaten erschienen ist. Wie die beiden Vorgänger spielt es am Niederrhein. „Ich habe den Niederrhein eben in mir“ , sagte Gesthuysen, die als Moderatorin des Morgenmagazins bekannt geworden und in Veen aufgewachsen ist. Ihre Kindheit habe sie sehr geprägt, und in ihren Büchern verwende sie Geschichten, die ihr zugetragen worden seien – vor allem von ihr nahestehenden Menschen .

Ausdrucksvoll.
Ausdrucksvoll. © N. Prümen

Waren in ihrem ersten Buch „Wir sind doch Schwestern“, das verfilmt und kürzlich im TV ausgestrahlt worden ist, drei Großtanten der Autorin die Hauptprotagonistinnen, geht es im aktuellen Roman vor allem um die Mann-Frau Beziehung. „Noch in den 70er Jahren war die Rolle der Frau eine ganz andere als heute. Oftmals hat es noch ein ganz klassisches Patriarchat gegeben, in der die Männer absolut über die Frauen bestimmt haben “, sagte sie.

Beide Lesungen waren ausverkauft.
Beide Lesungen waren ausverkauft. © N. Prümen

Wie das ausgesehen hat, wird im Buch aus der Perspektive – auch anhand von Rückblicken – von Ruth erzählt. Ruth, fast 90, ist nach 65-jähriger Ehe mit ihrem Mann Walter in eine Seniorenresidenz auf der Burg Winnekendonk gezogen. Wie anders und doch schwierig eine Partnerschaft heute sein kann, dafür steht im Buch parallel die Geschichte von Sara, Ruths und Walters Enkeltochter, und ihrem Partner Lars.

„Bei Ruth hat mir meine Schwiegermutter als Vorlage gedient, bei der Enkeltochter Sara hatte ich vor allem meine Cousine im Kopf“, sagte sie und gab lachend zu, dass diese jedoch nichts davon gewusst haben. „Ich hoffe, auf den nächsten Familientreffen redet noch jemand mit mir. Meiner Cousine habe ich das Buch gerade erst geschickt, sie lebt in Amerika.“

Gefilmte Grüße aus Moers für Frank Plasberg

Anne Gesthuysen gestaltete einen wunderbar unterhaltsamen Abend. Humorvoll, locker und zwanglos plauderte sie über verschiedene Themen und sparte auch „Privates“ nicht aus. Sie schaffte Nähe zum Publikum und bezog es mit ein, beispielsweise indem sie es aufforderte, winkend und hallo rufend ihren Mann Frank Plasberg zu grüßen, was sie mit dem Handy filmte und ihm direkt zuschickte.

Anrührend war der Moment, in dem sie bat, einen Applaus für alle Menschen zu spenden, die „aufopferungsvoll und mit großer Geduld in der Pflege arbeiten“. Die ehemalige Moderatorin, heute im Hauptberuf Autorin, las wunderbar flüssig und ausdrucksvoll verschiedene Kapitel aus ihrem Buch vor, selbst ein Verhaspler wirkt bei ihr charmant. Sympathisch und humorvoll gestaltete Anne Gesthuysen einen wirklich gelungenen „Mädelsabend“, der bestimmt auch den anwesenden Männern gefallen haben dürfte.