Neukirchen-Vluyn. . Die düstere Prophezeiung vom nicht aufzuhaltenden Bevölkerungsschwund ist in Neukirchen-Vluyn nicht eingetroffen. Ganz im Gegenteil.
Als mittelgroße Stadt am linken Niederrhein würde Neukirchen-Vluyn erhebliche Einwohnereinbußen erleiden und nicht in der Lage sein, diese wie auch immer aufzufangen – das war die Prophezeiung, welche einst die zu erwartenden Folgen des demografischen Wandels beschrieb. Heute, zu Beginn des Jahres 2019, kann sich Bürgermeister Harald Lenßen hingegen recht entspannt zurücklehnen, denn nichts von dem ist eingetroffen. Im Gegenteil: Neukirchen-Vluyn wächst und gedeiht. „Wir schaffen Platz für 1000 Neubürger“, resümiert der Bürgermeister.
Zwar sank die Zahl der Einwohner von gut 27.500 Ende 2010 auf rund 27.100 Ende 2013, aber diesen Verlust hat die Stadt längst wieder aufgeholt. „Wir haben neue Familien mit Kindern dazugewinnen können“, erklärt Harald Lenßen, und fügt hinzu: „Wir haben das schöne Problem, immer zu wenig Kita-Plätze zu haben.“ Mit anderen Worten: Die Stadt muss jetzt schon wieder eine neue Kita aus dem Boden stampfen.
Junge Familien setzen Prioritäten
Für den Bürgermeister ist dies die Bestätigung, dass die Stadt alles richtig gemacht hat. Wer Neubürger in seine Stadt locken möchte, der müsse sich über die Prioritäten klar sein, die junge Familien setzen, so Lenßen: „Kita – Schule – Einkaufsmöglichkeit – Freizeitwert.“ Und zwar in dieser Reihenfolge. Die Nähe zum Arbeitsplatz spiele da eine eher untergeordnete Rolle: Ein sicheres Umfeld für die Familie sei den Menschen nun einmal wichtiger. Wobei die gute Anbindung an die Autobahnen ja außer Frage stehe.
Die Attraktivitätssteigerungen der Ortskerne und die Aufwertung und Sanierung der Spielplätze sind weitere Bausteine. Bürgermeister Lenßen: „Das greift alles ineinander. Wir haben aufs richtige Pferd gesetzt.“ Er glaubt, dass die Bevölkerungszahl weiter leicht steigen wird, weiß aber auch, dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen: „30.000 Einwohner, das ist eine Illusion.“
Platz für 1000 Neubürger
Auch wenn er alle Bauvorhaben zusammenzählt – das Neukirchener Feld mit rund 30.000 Quadratmetern, dazu Sittermannstraße, Sportplatz Diesterwegschule, Drüenstraße, das CJD-Gelände und den Neukirchener Ring – kommt er auf Platz für rund 1000 Neubürger. Ein Problem ist indes noch nicht gelöst: das Hochhaus an der Niederrheinallee/ Ecke Vluyner Nordring. „Ich würde das liebend gern erwerben“, äußert Lenßen im Hinblick auf die weitere Stadtentwicklungsplanung.
Was die Steigerung der Steuereinnahmen angeht, so setzt der Bürgermeister nicht auf Steuererhöhung, sondern darauf, dass durch das Wachstum der Stadt automatisch mehr Einnahmen aus Grund- und Gewerbesteuer ins Stadtsäckel fließen. „Wenn man vor zehn Jahren gesagt hätte, dass sich Niederberg so entwickelt...“ Lenßen abschließend: „Mein Ziel ist es, immer Angebote für weitere Neubürger zu haben.“
>>EINWOHNERZAHL UND STRUKTURWANDEL<<
Die Einwohnerzahl der Stadt Neukirchen-Vluyn hat sich entgegen früherer Befürchtungen nicht zum Negativen hin verändert.
Ende 2013 hatte die Stadt rund 27.100 Einwohner.
Ende 2018 verzeichnet die Statistik rund 27.500 Einwohner.
Den Strukturwandel hat die Stadt gut gemeistert. Als die Zeche Niederberg Ende 2001 geschlossen wurde, fielen auf einen Schlag knapp 3000 Jobs weg.
Anfang 2019 gibt es etwa 7000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse – so viel wie zu Zeiten der Zeche.