Überall. . Britta Röös reist gern, aber Pauschalreisen sind nicht ihr Ding. Wenn’s sein muss, navigiert sie nach Karte – auch wenn die schon älter ist.

Wie das so ist bei einem Gespräch, der erste Satz soll das Eis brechen: „Du kommst jetzt also aus Brasilien?“ Ganz falsche Frage. „Ich war gerade sechs Wochen in Norwegen.“ Ups. Aber dann stimmt das wenigstens mit dem Eis. „In Brasilien war ich 2013. Im Januar fliege ich nach Panama und Mexiko, ab Februar bin ich fünf Monate in Estland.“

Während der Schreiber dieser Zeilen darüber sinniert, dass seine letzte Dienstreise ihn immerhin bis Kleve gebracht hat, spricht Britta Röös über ihre nächsten Reisepläne und darüber, dass sie plant, ihren Masterabschluss in Journalistik an der TU Dortmund zu machen. Und selbst Dortmund ist von Moers noch weiter entfernt als Kleve...

Es kann nicht weit genug sein

Doch für Britta Röös kann es nicht weit genug sein. Der kleine Umweg über Mexiko und Panama hat nichts mit ihrem fünfmonatigen Erasmus-Studienaufenthalt an der Universität von Tartu in Estland zu tun – um den sie, eines kleinen Fauxpas wegen, zuerst ein wenig bangte.

Schlechtes Wetter gibt’s überall.
Schlechtes Wetter gibt’s überall. © Britta Röös

Die EU zahlt dabei die Studiengebühren und eine Mobilitätspauschale, weshalb man sich auch ordentlich bewerben muss. Britta Röös sprach in ihrer Bewerbung davon, dass sie gern „im nördlichsten der Balkanländer“ studieren würde. Auf den wohlmeinend geflüsterten Hinweis: „Das ist das Baltikum...“, reagierte sie prompt und hatte damit die Zusage im Sack.

Auf Tour mit einer Deutschlandkarte aus den 70ern

„Ich weiß noch nicht, in welcher Stadt in Estland ich wohnen möchte“, sagt sie und erzählt, wie ihre Wahl gerade auf Estland gefallen ist: „Ich habe mich gefragt: Welches Land ist Skandinavien am ähnlichsten?“ Die angehende Journalistin startete eine eingehende Recherche, informierte sich über die Unabhängigkeit Estlands und den deutschen Einfluss und entdeckte, dass das Land der digitale Vorreiter in Europa ist. Das allerdings sieht die Moerserin eher skeptisch: „Ich finde es gruselig, die Geschäfte übers Smartphone zu machen.“

Erdbeerernte bei Tromsø.
Erdbeerernte bei Tromsø. © Britta Röös

Wer dies aus dem Munde einer 22-Jährigen befremdlich finden mag, dem sei gesagt, dass Britta Röös mit einer Freundin vor drei Jahren zwei Wochen Urlaub in Deutschland machte – in einem VW-Caddy ohne Handy, ohne Laptop, aber mit einem Deutschlandatlas aus der Zeit vor der Wiedervereinigung, in dem die innerdeutsche Grenze noch eingezeichnet war. Das habe für Aufmerksamkeit gesorgt, sagt sie: „Zwei Mädels mit Riesenlandkarte vor der Windschutzscheibe. Aber es ist schön, mal nicht dauernd erreichbar zu sein.“ Weshalb sie das in Norwegen ebenso machte – sechs Wochen allein, einfach mal raus, weg.

Das Berufsziel steht schon fest

Ihre Eltern, so sagt sie, seien ein bisschen stolz auf sie und würden sie unterstützen, aber: „Ich muss mir alle Auslandspläne selbst finanzieren.“ Was bedeutet, dass neben dem Studium auch gearbeitet werden muss. In Bonn arbeitete sie im Volontariat beim Bonner Generalanzeiger, im letzten Sommer beim WDR als Producerin in der Mediathek. Nach Köln oder Bonn will sie auch zurückkehren, wenn sie ihren Studienaufenthalt in Estland abgeschlossen hat. Und was ist nun ihr Berufsziel? Auslandkorrespondentin oder vielleicht Reisejournalistin?

Wer braucht schon Pauschalreisen?
Wer braucht schon Pauschalreisen? © Britta Röös

Falsch geraten. Britta Röös liegt der Kinderinformations-Journalismus am Herzen: „Das ist eine Bildungsmaßnahme. Die Kinder müssen wissen und einschätzen lernen, welchen Quellen sie trauen dürfen.“ Ihre Reisen werden sie jedoch immer begleiten, denn sie hat in einem Tagebuchall ihre Gedanken und Gefühle festgehalten.

„Buch und Stift habe ich immer dabei.“ So war es in Brasilien und in Norwegen, so wird es in Mexiko und Estland sein. Und vielleicht verschlägt es sie sogar eines Tages nach Kleve.