Moers. Fünf Moerser fahren mit dem Rad kreuz und quer über den Kontinent. Es ist eine Mischung aus Spaß haben, die Welt sehen und Bedürftigen helfen.

Heinz-Gerd Josten hat seine Lehren aus seiner Radtour von Neuss nach Paris, durch die Eifel und die Ardennen, gezogen. Hoch und runter ging es damals, im Jahr 2013, 2000 Höhenmeter am Tag. Nun hat er in ein E-Bike investiert. „Für die Alpen“, sagt er. Denn der 74-Jährige wird im kommenden Sommer wieder ordentlich in die Pedalen treten müssen. Auf zwei Rädern geht es von Mailand nach München. Für den guten Zweck und einfach nur aus Spaß.

Der Rentner fährt bei der Global Biking Initiative (GBI) mit, die es inzwischen seit zehn Jahren gibt und von Mitarbeitern des Telekommunikationsunternehmens Vodafone ins Leben gerufen wurde. Neben Josten fahren aus Moers Ingo Kroll, Markus Lange, Dirk Josten und Peter Hoeger-Wiedig mit.

Insgesamt sind mittlerweile fast 500 Fahrer aus rund 30 Nationen am Start. Und die kommen aus der ganzen Welt: Katar, Saudi-Arabien, Taiwan, Ägypten oder Ghana. „Das schafft eine besondere Atmosphäre“, erklärt Hoeger-Wiedig. Er kam 2010 durch an Kleinanzeige in der NRZ zur Charity-Tour. Ein Motorradfahrer wurde gesucht, der Moerser bewarb sich und wurde genommen. Seitdem dokumentiert er die Reisen mit seiner Fotokamera, bucht Unterkünfte und erarbeitet die Streckenführung. Alles ehrenamtlich.

Das ist nicht einfach. Ungefähr 100 Kilometer am Tag müssen sie zurücklegen und dann einen passenden Ort zur Übernachtung finden. In Sporthallen oder auch mal unter ungewöhnlichen Umständen, etwa einer Schiffswerft in Skandinavien. Geschlafen wird auf Matratzen und in Wurfzelten.

Die Fahrer begleiten sechs 7,5 Tonnen schwere Lkw, Köche, eine Fahrrad-Reparaturstation, ein eigener Bierwagen und Physiotherapeuten. Zum Frühstück gibt es 600 Brötchen. Wo ist da der gute Zweck? Jeder Fahrer muss, je nachdem wie finanzstark das Land ist, aus dem er kommt, einen Geldbetrag spenden. Für die Moerser sind es mindestens 200 Euro. Das Geld fließt dann zurück an gemeinnützige Projekte im eigenen Land, 2018 gingen die Spenden an ein Kinderhaus in Bremen. Der Weg führte von Göteborg in Schweden, entlang des sehenswerten und gut ausgebauten Radweg „Kattegattleden“ an der Küste entlang, über Dänemark nach Hamburg. Mehrere 529 516 Euro kamen so zusammen. Es war auch schon mehr, weil sich die Scheichs aus den Golfstaaten nicht lumpen ließen und sich gegenseitig überbieten wollten, so der Hinweis.

Ausschließlich auf Europa ist das Event schon lange nicht mehr bezogen. „Die Idee pflanzt sich fort“, weiß Hoeger-Wiedig. Langjährige Teilnehmer bringen neue Gesichter mit oder organisieren sogar eigene Ableger. Heinz-Gerd Josten, der pro Woche mehr als 100 Kilometer mit dem Rad zurücklegt – „einmal um den Baldeneysee und wieder zurück“ – fährt Anfang des kommenden Jahres mit dem Rad durch Ägypten, ebenfalls mit GBI. Heiß wird es wohl, aber nicht so bergig wie in den Alpen im Sommer. Aber dafür ist er ja nun gut gerüstet.

>>INFO Die Global Biking Initiative (GBI) ist nach eigener Darstellung eine weltweite Fahrrad-Community mit dem Ziel, Spenden für Hilfsprojekte in den mehr als 25 Teilnehmer-Ländern zu sammeln.

Die Initiative hat, so die Information, seit 2008 über drei Millionen Euro an Spenden gesammelt. Die GBI ist in Landesorganisationen aufgeteilt. Wer mehr wissen möchte:
https://www.gbi-event.org/de/