Moers/Kreis Wesel. . Dr. Michael Binder vom Gesundheitsamt im Kreis Wesel warnt vor einer Grippewelle. Er sagt, man könne sich durchaus wirksam dagegen schützen.

Noch gibt es beim Gesundheitsamt des Kreises Wesel keine dramatischen Zahlen. Aber eins ist gewiss: Kälte und Nässe haben kaum Einzug gehalten, da rollt auch die Grippewelle wieder an. Grippe, Influenza, ist eine ernstzunehmende, hoch ansteckende Krankheit, an der alljährlich Menschen sterben.

Millionen Arztbesuche in der letzten Grippe-Saison

„Es gibt seit August erst einen gemeldeten Fall im Kreis“, berichtet der Leiter des Gesundheitsamtes Kreis Wesel, Dr. Michael Binder. Das sei im vergangenen Jahr ähnlich gewesen. „Aber dann gab es doch noch eine ungewöhnliche Welle mit 905 gemeldeten Grippekranken allein im Kreis.“ Von der ungewöhnlich starken Welle in 2017/18 zeugten zudem neun Millionen durch Influenza bedingte Arztbesuche in Deutschland.

Dass die Grippe stets langsam anrolle, habe seinen Grund. „Erst bei nass-kaltem Wetter sind viele Menschen geschwächt oder erkältet“, erläutert Dr. Binder. Somit verzeichne man traditionell im Januar und Februar den Höhepunkt der Welle.

Nur ein Drittel der Infizierten zeigt deutliche Anzeichen

Tückisch sei die Influenza auch, weil nur ein Drittel der Infizierten deutliche Grippe-Anzeichen und einen schweren Verlauf zeige: plötzliches hohes Fieber, ausgeprägte Schwäche, die den Patienten von den Beinen hole, Husten und Kopfschmerzen – klassische Symptome einer Virusgrippe. Ein weiteres Drittel der Infizierten klage nur über leichtere Beschwerden ähnlich einer Erkältung. „Und ein Drittel der Fälle verläuft asymptomatisch. Das heißt, die Menschen tragen das Virus, fühlen sich aber gar nicht krank.“

Experten: Mehr Grippe-Kranke als offiziell gemeldet

Was für den Betroffenen zwar schön sei, aber nicht für sein Umfeld. Denn der Infizierte gebe das Virus trotzdem an andere Menschen weiter. Experten wie die des Robert-Koch-Instituts wüssten daher, dass die Grippe deutlich mehr Menschen befalle als die gemeldeten Fälle besagten.

Die Grippe sei, so Dr. Binder weiter, zudem so gefährlich, weil gerade den Patienten mit schweren Symptomen zusätzlich eine schwere bakterielle Infektion wie eine Lungenentzündung drohen könne. „Auf die virale Entzündung legt sich wegen der Schwäche des Patienten noch ein bakterieller Infekt.“ Was auch zu Sterbefällen führen könne. Das Robert-Koch-Institut habe beispielsweise während der schweren Grippewelle 2012/13 rund 20.000 grippebedingte Todesfälle in Deutschland verzeichnet. Wobei die Experten zudem wüssten, dass nicht alle Fälle erfasst werden könnten.

Der Impfschutz wirkt schon nach kurzer Zeit

Vorbeugen kann jeder mit den traditionellen Hygienemaßnahmen wie dem häufigen Händewaschen oder Niesen und Husten in die Armbeuge. Bester Schutz gegen Grippe sei die Impfung, empfiehlt der Fachmann. „Jährlich wird der Impfstoff neu zusammengesetzt“, sagt Dr. Binder. So schütze die heute gebräuchliche Vierfachimpfung vor den vier gefährlichsten Virustypen, die das Potenzial hätten, Millionen Menschen anzustecken.
Diese Typen seien nach dem Ort benannt, an dem sie identifiziert wurden, erklärt Dr. Michael Binder, Leiter des Kreis-Gesundheitsamtes.

Wie die „Yamagata-Linie vom Typ B“, die in der Vierfachimpfung enthalten sei. Zwar schütze die Influenza-Impfung nicht hundertprozentig, denn es kursierten viele Unterarten. „Aber so eine Impfung schützt zu 50 bis 60 Prozent, was besser ist als keine Impfung.“ Experten rieten Menschen ab 60, chronisch Kranken und Menschen, die mit vielen Menschen zu tun haben, sowie Medizin- und Pflege-Personal zu einer Impfung. Wer noch keine Impfung hat: „Es lohnt sich, das nachzuholen. In etwa zwei Wochen wirkt der Schutz.“