Kamp-Lintfort. . Nach einem Jahr Bauzeit ist das 2,2-Millionen-Projekt fertig. Wer als Jungunternehmer auf günstige Flächen hofft, hat aber Pech. Alles schon weg.

Genau für solche Fälle ist wohl das Starterzentrum Dieprahm gedacht. Rafael Regh hat mit seiner Firma „Coduct“ als One-Man-Show vor zwei Jahren angefangen. Jetzt sind sie zu zehnt und bald kommen noch weitere Mitarbeiter hinzu. „Ich muss noch meinen Bachelor machen“ räumt der Student der Hochschule Rhein Waal ein – aber naja, man muss halt Prioritäten setzen. Seine Mitstreiter sind da oft weiter und haben ihren Master in der Tasche – auch an der Hochschule Rhein Waal gemacht. Wenn das mal kein Zeichen für einen gelingenden Strukturwandel ist.

Ihr Geld verdienen die jungen Leute mit der Entwicklung von Software. Aktuell ist es ein Programm zur transparenten Verwaltung von Industrieanlagen: „Da sind ja oft Menschen bei der Arbeit, die IT nicht so gerne nutzen. Unser Programm soll es extrem einfach machen, die Arbeiten zu planen, zu verwalten und zu dokumentieren“, versucht der 23-Jährige es einfach zu erklären.

Günstige und repräsentative Räume

Seit knapp zwanzig Jahren ist das „Vorzeigeprojekt“, wie Bürgermeister Christoph Landscheidt die städtische Tochtergesellschaft nennt, im Technologiepark Dieprahm am Start, um den lokalen Arbeitsmarkt zu unterstützen. Wenngleich die Idee, dass die Start-ups sich nach erfolgter Etablierung wieder „ausgründen“, nicht so ganz hingehauen hat. Die meisten sind in den günstigen, aber repräsentativen Räumen geblieben.

Am Freitag wurde das zweite Bürogebäude des Starterzentrums Dieprahm an der Marie-Curie-Straße 6 nach nur einem Jahr Bauzeit eröffnet. Die dazugehörige Kita „Die vier Elemente“ mit 40 Plätzen ist schon in Betrieb. Ein Pilotprojekt, das aber zu funktionieren scheint: „Für die Kinder ist das auf jeden Fall spannend. Jeder, der hier am Außenbereich langgeht, muss die Frage beantworten: Wer bist Du?“, erzählte schmunzelnd der Wirtschaftsförderer Dieter Tenhaef. Er gab auch zu, dass es die Mieter des bestehenden Gebäudes wegen des Lärms nicht ganz leicht hatten während der Bauzeit: „Und wenn es nur ein lautstarkes Baustellenradio mit Schlagermusik war.“ Die fleißigen Handwerkern hätte er gerne zur Einweihung eingeladen, aber: „Die sind jetzt alle auf der Kino-Baustelle und arbeiten mit Hochdruck.“

Die letzten Quadratmeter gehen an die Landesgartenschau GmbH

Die 1300 zu vermietenden Quadratmeter sind schon alle vergeben, wenngleich nicht mehr nur an Existenzgründer. Die letzten 70 Quadratmeter bezieht im April die Landesgartenschau GmbH. „Einen ordentlichen Schluck aus der Pulle“ der zu vergebenden Fläche, wie Wirtschaftsförderer Tenhaef sagte, hat Arvato gemacht, eine Bertelsmann-Tochter, die IT-Lösungen für die Energiebranche anbietet. 470 Quadratmeter hat der Dienstleister gemietet.

Bereitwillig führte am Freitag Geschäftsführer Martin Boersma von der „aktiv homeservice“ durch seine Räume, von denen aus er einen Hauspflegedienst für Senioren und Erkrankte koordiniert: „Das hier war das schönste Angebot, das ich finden konnte“, lobt er die schicken Büros.

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Bauherr auch des zweiten Gebäudes ist das Starter-Zentrum Dieprahm GmbH mit Geschäftsführer Dieter Tenhaef. Gesellschafter sind die Stadt Kamp-Lintfort und die IMST GmbH. Das erste Gebäude war mit 785 Quadratmetern kleiner als das neue.

Der Neubau kostete 2,2 Millionen Euro und hat 1300 zu vermietende Quadratmeter, wovon 400 für die Kita sind.