Am Niederrhein. . Schöne Tradition, überflüssig – oder gar Anleitung zum Rauchen? Bei der Frage, ob Weckmänner eine Pfeife brauchen, scheiden sich die Geister.

Der Weckmann wird rauchfrei. Unter diesem Motto verkaufen bereits einige Bäckereien ihr traditionelles Gebäck zu St. Martin, denn meist landen die dekorativen Pfeifen kurz nach dem Kauf sowieso im Mülleimer. Ob die kleine Revolution um sich greifen wird und in Zukunft alle Weckmänner auf Entzug müssen oder ob sie Raucher bleiben dürfen, darüber sind sich die lokalen Bäcker jedoch nicht ganz einig.

Rund 160.000 Weckmänner mit Pfeife verkauft die Bäckerei Kamps pro Saison in ihren Filialen, zu denen auch drei in Moers gehören. Um Plastikmüll zu vermeiden, besteht die Pfeife jedoch seit einigen Jahren aus Ton. Wie Pressesprecherin Lina Altenburg erklärt, habe das Material aber noch einen weiteren Vorteil: „Die Verwendung einer traditionellen Ton-Pfeife gewährleistet außerdem, dass keine schädlichen Stoffe in den Weckmann gelangen, was bei einer Plastikpfeife nicht ausgeschlossen werden kann.“ In Zukunft werde Kamps daher die Tradition beibehalten.

Für manche Eltern ist das eine Anleitung zum Rauchen

Auf die Tradition verweist auch der Neukirchen-Vluyner Bäcker Andreas Schomaker, der bereits einige tausend Weckmänner verkauft hat: „Wir machen die Tonpfeifen gerne auf unsere Weckmänner, das gehört einfach dazu.“ Er weiß jedoch auch, dass rund die Hälfte seiner Kunden nach Weckmännern ohne Pfeifen frage: „Manche Eltern denken, dass das für ihre Kinder eine Anleitung zum Rauchen sei.“ Seiner Meinung nach spielten dabei allerdings andere Faktoren mit als der eines Pfeife rauchenden Weckmanns.

Um den Wünschen der Kunden gerecht zu werden, bietet die Bäckerei Büsch mit Sitz in Kamp-Lintfort seit Ende Oktober Weckmänner mit und ohne Pfeifen an. „Vor allem Kindergärten bestellen die kleinen Weckmänner ohne Pfeifen,“ sagt Jolante Goldmann von der Bestellabteilung. „Aber die meisten Kunden fragen eigentlich nicht danach, ob es den Weckmann mit oder ohne Pfeife gibt.“ Dagegen erklärt der Kamp-Lintforter Bäcker Johannes Gerhards: „Die meisten Kunden wollen keine Pfeife.“ Und eine Verzierung zum Wegschmeißen stelle eine Verschwendung dar, die auch noch Geld koste.

Norbert Pastoors: Aber bitte mit Pfeife

Nur auf Wunsch stecke er daher den Weckmännern eine Pfeife in den Mund. Allerdings gebe es die in seinen insgesamt drei Bäckereien erst ab kommender Woche zu kaufen, bisher wanderten noch Martinsbrezeln über die Tresen. Und darüber ist vor allem einer froh. „Nicht der Weckmann, sondern der Brezel gehört zu St. Martin“, betont Norbert Pastoors aus Kamp-Lintfort. Das sei schon in seiner Jugend so gewesen, denn der Tradition nach stelle die Pfeife einen umgedrehten Bischofsstab für St. Nikolaus dar. Dann fährt er fort: „Aber in einer Zeit, wo schon im August das Weihnachtsgebäck in den Läden liegt, wissen das nicht mehr viele.“ Die Pfeife gehöre aber für ihn einfach dazu.

Und das hat einen bestimmten Grund, der etwas sentimental anmutet: „Früher haben wir damit unseren ersten Tabak geraucht, das haben wahrscheinlich alle gemacht.“ Ein Weckmann ohne Pfeife sei für ihn einfach „unvorstellbar“. Rauchfrei möchten eben nicht alle Weckmänner und vor allem nicht deren Verkoster werden.