Neukirchen-Vluyn. . Familie Günther aus Neukirchen-Vluyn weiß aus eigener Erfahrung, wie wichtig so eine Gruppe für Betroffene ist. Jetzt packen sie es selbst an.

Silke und Stefan Günther haben nicht aufgegeben. Ihre achtjährige Tochter Samantha erlitt mit vier Monaten einen Schlaganfall. Heute besucht sie die integrative Tersteegenschule I und ist ein munteres Mädchen. „Wir haben alles getan, um unserer Tochter zu helfen. Das konnten wir auch deshalb, weil wir Mitglieder in der Selbsthilfegruppe Schaki (Schlaganfallkinder) sind“, erklärt Stefan Günther. Bisher mussten die Eltern für die Treffen von Neukirchen-Vluyn bis nach Osnabrück fahren, weil es nur eine bundesweit agierende Schaki-Gruppe gab. Jetzt wollen die Günthers selbst eine Niederrhein-Gruppe gründen.

Anmeldungen von Interessierten gebe es schon, berichtet Silke Günther. Beispielsweise von Eltern aus Kleve, Essen und Duisburg. Denn am kommenden Dienstag, 6. November, findet das erste Treffen in den Räumen des CVJM an der Lindenstraße 41 statt. „Vor allem über die sozialen Medien haben wir Rückmeldungen bekommen“, schildert die Mutter. Und: „Reden hilft sehr viel.“

Ein Schlaganfall bei Kindern wird oft erst spät erkannt

Etwa 300 bis 400 Kinder pro Jahr erlitten in Deutschland einen Schlaganfall, wissen die Günthers. „Oft findet das schon im Mutterleib statt oder kurz nach der Geburt“, berichtet der Vater. So sei es auch bei Samantha gewesen. „Zuerst benutzte sie den einen Arm nicht mehr und konnte sich nicht mehr drehen“, schildert Silke Günther ihre Beobachtungen. Doch oftmals werde der Schlaganfall bei Kindern erst sehr spät erkannt. „Wir haben zwei Jahre gebraucht, bis ein Arzt uns durch eine MRT-Aufnahme Klarheit geben konnte.“

Auch, was die Zukunft der betroffenen Kinder angehe, sei nicht immer auf das Urteil der Fachleute Verlass: „Uns hat man gesagt, Samantha werde nie richtig laufen lernen. Und wie man sieht, geht das mit Hilfe von Orthesen sehr gut“, schildert die Mutter. Sogar zum Reiten gehe die Tochter heute.

„Man darf sich nicht unterkriegen lassen“

Eine Selbsthilfegruppe mache auch deshalb Sinn, weil man sich in Vorträgen und Gesprächen fortbilden könne. Außerdem, sagt der Vater, hätten viele betroffene Eltern schwere Schuldgefühle. „Man muss aber akzeptieren, dass man nichts dafür kann.“ – „Man darf sich auf keinen Fall unterkriegen lassen“, fügt Silke Günther hinzu.

Besonders schlimm treffe es auch Eltern, deren Kind erst mit zwölf oder dreizehn Jahren einen Schlaganfall erleide. „Das ist ein harter Schlag. Die Eltern sind geschockt. Das Kind konnte ja bisher alles tun. Und dann kann die Behinderung vom Rollstuhl bis zur leichten Lähmung reichen.“ Die landläufige Meinung sei ja, dass nur ältere Menschen Schlaganfälle bekämen.

Bei den geplanten Treffen an der Lindenstraße werden natürlich auch die Kinder willkommen sein, sagt Silke Günther. „Hier im CVJM-Heim ist ja viel Platz.“ Thematisiert würden grundsätzlich alle Belange, die sich aus der Gruppe ergäben. „Unsere Tochter beispielsweise kommt gut in der Grundschule zurecht. Aber bald geht sie in die Sekundarstufe, das macht mir große Angst“, gesteht Stefan Günther.

>>> INFO

Um die Gründung der Selbsthilfegruppe am Niederrhein zu unterstützen, gibt es erstmals in diesem Jahr auch Geld aus der Charity-Aktion „Bewegen hilft“. Wer sich der Gruppe anschließen will, kann Kontakt aufnehmen per E-Mail unter niederrhein@schlaganfall-kinder.de oder telefonisch unter 0176/43 90 97 13.