Am Niederrhein. . Im Uhrenmuseum in Neukirchen-Vluyn dreht sich alles um die Zeit. Doch mit der Zeitumstellung haben andere viel mehr zu kämpfen: Milchkühe.

Leises Ticken erklingt aus jeder Ecke des versteckten Uhrenmuseums in Neukirchen-Vluyn. Von silbernen Taschen- über prachtvolle Stand- bis hin zu verspielten Kuckucksuhren finden Liebhaber hier fast alles, was die Uhrenwelt der vergangenen Jahrhunderte zu bieten hat. Umstellen muss sie Marga Rebbelmund in der Nacht zum kommenden Sonntag glücklicherweise nicht alle. Eine Meinung hat die gelernte Uhrmacherin dennoch zur Zeitumstellung: „Für unser Geschäft bedeutet es eine Belastung. Zwar gibt es viele Funkuhren, aber viele springen trotzdem nicht um und dann kommen die Leute zu uns.“

Die Turmuhr aus Sevilla ist aus dem Jahre 1868.
Die Turmuhr aus Sevilla ist aus dem Jahre 1868. © Arnulf Stoffel

Zu uns – das bedeutet zum Juweliergeschäft Peter Hubben, das über dem Uhrenmuseum an der Niederrheinallee liegt. Ein Geschäft, das Rebbelmunds Großvater 1896 aufgebaut hat und das mit ihrem Sohn in vierter Generation bis heute Uhren verkauft, umstellt oder repariert. Die Liebe zur Zeit liegt in der Familie und ist Rebbelmund bis ins Blut übergegangen. „Dass ich sehr pünktlich bin, liegt ja quasi im Handwerk“, erklärt sie und zwinkert. „Immerhin kommt es in der Arbeit einer Uhrmacherin auf jede Sekunde an.“

Früher war die sekundengenaue Arbeit noch entscheidender. Und schwieriger. Marga Rebbelmund zeigt auf eine sogenannte Mutteruhr, die Impulse für Außenuhren geben musste. „Einer stand dann draußen und hat die Uhrzeit gerufen, damit drinnen einer die Mutteruhr richtig umstellen konnte“, sagt Rebbelmund. „Da musste man eben sehr genau sein.“

Zeitumstellung als Stressfaktor

Eine solche Außenuhr ziert auch das Rathaus in Moers. Doch für die Zeitumstellung muss niemand mehr nachts heraus, wie Pressesprecher Klaus Janczyk weiß: „Die Uhr sieht zwar alt aus, aber von innen hat sie eine moderne Technik.“

Die Turmuhr an der Stadtkirche in Moers läuft über Funk.
Die Turmuhr an der Stadtkirche in Moers läuft über Funk. © Arnulf Stoffel

Ähnlich funktioniert auch die Außenuhr an der Stadtkirche Moers. Musste früher der Küster noch per Hand die Uhr umstellen, läuft mittlerweile alles vollautomatisch. Die Küsterinnen Heike von der Burg und Petra Graßhoff haben somit nichts mehr mit der Zeitumstellung zu tun und auch körperlich merken sie kaum Auswirkungen. Nur die derzeit zur Diskussion stehende Einführung der dauerhaften Sommerzeit finden sie nicht gut. „Die Winterzeit ist ja eigentlich die natürliche, nur die Sommerzeit ist sicher nicht gut für uns“, so von der Berg.

Zeitumstellung bedeutet für Milchkühe Stress

Ob Sommer- oder Winterzeit, das ist dem Neukirchen-Vluyner Landwirt Johannes Leuchtenberg relativ egal. Doch die Zeitumstellung selbst würde er mit Blick auf seine Milchkühe am liebsten abschaffen. „Der Mensch hat einen Rhythmus, den er beibehält und die Tiere müssen sich anpassen“, erklärt Leuchtenberg. So müssten die Kühe im Herbst morgens eine Stunde auf das Melken warten. „Für sie bedeutet das Stress“, so Leuchtenberg. Sein Fazit: „Keine Zeitumstellung, keine Probleme.“

Zurück im Uhrenmuseum ist Marga Rebbelmund mittlerweile an ihrer Lieblingsuhr angekommen: eine imposante Turmuhr aus Sevilla von 1868. Einmal mit schweren Gewichten aufgezogen, drehen sich die Zahnräder noch heute und produzieren den leisen Klang der Zeit.