Moers. . Im Pulverhaus ist die neue Reihe „Ich bin eher der salzige Typ“ gestartet, um skurrile Zusammenhänge von Feminismus und Cornflakes aufzudecken.
Wenn es scheinbar ein Thema gibt, das viele Ärzte, Philosophen und Professoren vom 4. bis zum 21. Jahrhundert interessierte, dann war es das weibliche Genital. John Harvey Kellogg, Augustinus und Isaak Baker Brown: Sie alle philosophierten über das Geschlechtsorgan der Frau. Am Donnerstag reihten sich auch Larissa Bischoff, Dramaturgin des Schlosstheaters und Ensemble-Mitglied Lena Entezami ein.
Im Pulverhaus feierten die beiden Frauen Premiere ihrer ersten Lesung der neuen Reihe „Ich bin eher der salzige Typ“. Unterstützung erhielten sie dabei von ihren Schauspielkollegen Patrick Dollas und Roman Mucha. Gemeinsam lasen sie aus dem Buch „Der Ursprung der Welt“ von Liv Strömquist. Eine klassische Lesung war es aber nicht, sondern eher eine szenische Darstellung des Kapitels: „Männer, die sich zu sehr dafür interessieren, was als das weibliche Geschlechtsorgan bezeichnet wird.“ Gespickt haben die vier Darsteller das Ganze mit kleinen Requisiten und unterhaltsamen Dialogen. Teilweise ahmten sie die damaligen „Experten“ gekonnt nach.
„Anti-Onanie war damals en vogue“
Zum Auftakt gab es also eine kulturgeschichtliche Betrachtung des weiblichen Geschlechts. Und die sorgte für so manchen staunenden Besucher. „Sie dachten vielleicht, dass John Harvey Kellogg nur die Cornflakes erfunden hat, doch er hatte mehrere Eisen im Feuer“, erzählte Lena Entezami. Kellogg war auch als Arzt tätig. Eines seiner Fachgebiete: die Vulva. Er wollte Frauen davon abhalten, ihr Geschlecht anzufassen. „Anti-Onanie war damals en vogue“, ergänzte Bischoff. Epilepsie, Wahnsinn und Gebärmutterkrebs würden allein durch Onanie verursacht werden, war sich Kellogg sicher. „Zum Glück wusste Kellogg aber ein Mittel gegen die gefährliche Masturbation“, betonte Entezami ironisch und sagte: „Säure“.
Eine andere Methode hatte Isaak Baker Brown im Gepäck. Die Genesung von Kopfschmerzen, Depressionen oder Hysterie beschleunigte er durch das Herausoperieren der Klitoris. Operationen hielt auch John Money für eine gute Lösung. Wer seiner Meinung nach bei der Geburt kein eindeutiges Geschlecht besaß, der bekam eines. „Weil es leichter war, ein weibliches Geschlecht herzustellen, wurden die meisten Babys eben zu Mädchen gemacht“, erklärte Patrick Dollas.
Kuriose Mythen und Methoden zum weiblichen Genital
Auch wenn sich die Lesereihe mit dem Feminismus beschäftigt: Die Frauen hoben nicht den moralischen Zeigefinger. Im Gegenteil: Auf unterhaltsame Art zeigten sie kuriose Mythen und Methoden auf und erzählten, wie Männer mit dem weiblichen Genital umgingen.
Apropos Männer: Auch die waren im Publikum und amüsierten sich nicht weniger als die Damen. Die Vorstellung war mit 40 Gästen ausverkauft. „Wir sind sehr zufrieden und positiv gestimmt, weil wir gedacht hätten, das Thema schreckt die Leute vielleicht ab. Das Gegenteil ist der Fall“, sagte Bischoff.