Neukirchen-Vluyn. . Der Neukirchen-Vluyner Johannes Leuchtenberg ist Vorsitzender der Kreisbauernschaft Wesel. Er und seine Kollegen stehen vor vielen Problemen.
Gerade erst haben ihn die Kollegen zum Vorsitzenden ihrer Interessenvertretung, der Kreisbauernschaft Wesel, gewählt. Johannes Leuchtenberg, Landwirt mit Milchviehwirtschaft und Bauernladen auf dem Paschenhof am Paschenweg, ist Nachfolger des langjährigen Vorsitzenden Wilhelm Neu. Der Agraringenieur berichtet, welche Problemthemen die 1142 Verbandsmitglieder umtreiben.
Natürlich, die Dürre: „Vor allem die Kollegen im rechtsrheinischen Bereich leiden darunter. Sie haben schon im letzten Jahr mit dem Hochwasser zu kämpfen gehabt“, berichtet Leuchtenberg. Aber auch linksrheinisch gebe es arge Sorgen, weil es diesmal für die eigene Produktion von Mais- und Grasfutter viel zu wenig Regen gab. Zukaufen ist das Stichwort. Und das ist teuer. Dies obendrein angesichts unbeweglicher Milchpreise. Der Fachmann: „Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir im Kreis Wesel nichts von den in Berlin angekündigten 300 Millionen Euro abbekommen. Zuwendungen richten sich nach dem Dreijahreseinkommen. Und das ist sehr niedrig gewesen.“ Die Diskussion in dieser Sache habe dem Image der Bauern nur geschadet.
Große Schäden durch Wildgänse
Ein Dauerproblem seien die großen Schäden durch die Wildgänse im Sommer. „Sie zertrampeln, fressen und verkoten beispielsweise das junge Getreide. Bauern in Kohlenhuck leiden jedes Jahr darunter. Ein Monitoring und ein Sorgentelefon für plötzliche Schäden gibt es inzwischen. Man versucht dann, die Tiere dort zu reduzieren.“
Auch der Flächenschwund durch Auskiesung und andere Faktoren sei schwierig: „Man will einen neuen Landschaftsplan aufstellen. Und wir fürchten, dass es dann noch weniger Flächen für uns gibt“, sagt der Experte. Nötiges Land zum Betrieb hinzuzubekommen, sei ein Dauerthema. „Trotz allem nehmen viele Bauern am Blühstreifen-Programm teil, das den Insekten helfen soll.“
Immer härtere Auflagen
„Viele Themen werden uns leider angedient“, bekundet der Neukirchener Bauer. Wie das Thema Wolf. „Der Kreis wurde zum Wolfsgebiet ausgerufen. Und die Weideviehhalter fürchten ein Problem. Städter sehen das leider eher romantisch.“ So seien vor allem rechtsrheinisch die vielen Schafhalter betroffen, die mit ihren Herden die Landschaft offen hielten und so Landschafts- und Naturschutz betrieben. In der Mutterkuhhaltung (kleine Kälber bleiben auf den Weiden bei ihren Kühen, bis sie groß sind) fürchte man ebenfalls Schäden. „Es gab bereits erste Risse. Absehbar ist, dass die Weidetierhaltung stark zurückgehen wird“, schätzt Leuchtenberg.
Ständiges Thema sind auch die immer härteren Auflagen durch Bund und Land. „Ich habe beispielsweise ein neues Futtersilo bauen müssen. Mit Regenwasser- und Silowasserauffang und allem vorgeschriebenen Drum und Dran. Vor 20 Jahren hab ich einen Kuhstall gebaut, der war gerade abbezahlt. Jetzt haben wir wieder ähnlich hohe, sechsstellige Verbindlichkeiten abzutragen“, schildert der Bauer die Situation. Ähnliche strenge Vorschriften gälten fürs Spritzen und Gülleausbringen. „Kleine Betriebe müssen da immer öfter aufgeben.“ Und: „Der Strukturwandel ist fortwährend.“