Kamp-Lintfort. . Am integrativen Chorprojekt „Musik inklusive“ beteiligen sich mittlerweile 40 Sängerinnen und Sänger. Es werden aber noch Musiker gesucht.

Wenn Tom an eines seiner Lieblingslieder denkt, muss er lachen: „Du bist das Ding für mich und die Chöre singen für dich“, spricht der 23-jährige mit zarter Stimme die Strophe von Max Forsters Radiohit nach. Tom Englisch ist Teil des Chorprojektes „Musik inklusive“. Behinderte und nichtbehinderte Menschen singen im Chor zusammen und teilen ihre Liebe zur Musik.

Bei Auftritten auf Gemeindefesten, beim Familienfest St. Hedwig und kürzlich beim großen „Day of Song“ in der Maschinenhalle Pattberg eroberten die Sängerinnen und Sänger die Herzen des Publikums. „Das war für uns eine großartige Erfahrung“, sagt Susanne Hausmann, Verbundleiterin der Kindertageseinrichtungen in der Kirchengemeinde St. Josef. Hausmann singt seit der Gründung im Chor mit.

Das Projekt startet in der integrativen Kita „Kleine Oase“

Damals begann alles ganz klein. In der integrativen Kita „Kleine Oase“ des Familienzentrums St. Josef trafen sich regelmäßig Eltern mit behinderten Kindern zum Austausch. Mit dabei: Toms Eltern. „Ich habe erzählt, dass ich gerne Musik höre“, sagt Tom. Aus seinem Wunsch, selbst Musik zu machen, reifte ein ganzes Konzept: Im September 2012 gab es ein erstes Treffen.

Zwölf Leute kamen, darunter die Chorleiter und Bandmitglieder der Gruppe „Heat Wave Lite“, Monique Bleeck und Günter Sanders. Als Physiotherapeutin war Bleeck oft im Familienzentrum zu Gast und erfuhr dort von der Choridee. Gestartet ist der Chor mit einer Hand voll Sängern. Der erste Auftritt: die Eröffnung des Barbara Marktes im Jahre 2012.

Mit Gebärdensprache lassen sich Lieder leicht lernen

Heute, sechs Jahre später, sind 40 Sänger aus unterschiedlichsten Berufen im Chor aktiv. Sie alle sind zwischen 23 und 60 Jahre alt. „Unsere 60-jährigen Sänger sind auf dem neuesten Stand, wenn es um die Musikauswahl geht“, lacht Chormitglied Melanie Braems. Zehn der Sänger haben eine Behinderung, zum Beispiel das Down-Syndrom oder Einschränkungen im Hören und Sprechen. Einige der Sänger wohnen im Peter-Janssen-Haus der Caritas Wohn- und Werkstätten (CWWN).

„Mit Gebärdensprache können alle die Lieder leicht erlernen“, erklärt Hausmann. Tom hat seine eigene Strategie: Lieder wie „California Dreaming“, „Africa“ von Toto und „Applaus, Applaus“ von den Sportfreunden Stiller erlernt er hörend.

Im Oktober steht der nächste Auftritt an

„Auf dem Weg zur Arbeit zur Caritas-Werkstatt Rheinberg trage ich Kopfhörer und höre Musik“, so Tom, der besonders Schlager liebt. Lampenfieber? Gibt’s schon, aber Übung macht den Meister: Zehn Mal probt Tom mit Kumpel Olaf und den weiteren Sängern für einen Auftritt.

„Inklusion wird durch Erlebnisse erfahrbar“, sagt Hausmann. „Die Barrieren im Kopf sind ein Gesellschaftsproblem. Die Perfektion liegt nicht in Idealen, sondern in Lebensfreude, die behinderte Menschen wunderbar ausstrahlen.“ Der Chor hat viel vor: Im Oktober steht ein Auftritt beim Stadtfest an.

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Wer mehr über den Chor erfahren will, kann dies bei Facebook tun: https://de-de.facebook.com/musikinklusive/

Nach der Sommerpause finden die Proben ab September jeweils immer dienstags von 18 bis 19.15 Uhr im Gemeindehaus Gestfeld, Rundstraße 114, statt.

Wer ein Instrument spielt, mitsingen möchte oder sich die Proben ansehen möchte, kann sich bei Susanne Hausmann melden: 02842/ 70 73 14 oder per Mail unter hausmann-s@bistum-muenster.de