Neukirchen-Vluyn. . Janina Stimming hebt gerne ab. Die 15-Jährige lernt beim Verein für Segelflug Krefeld. Auch ihr Vater berichtet von eindrucksvollen Momenten.
Einfach abheben und den Alltag unter sich am Boden lassen – für Thomas Wiehle vom Verein für Segelflug Krefeld bedeutet Fliegen vor allem eines: „Entspannung im Element Luft.“ Kein Wunder, dass er dieses außergewöhnliche Hobby seiner Tochter Janina vererbt hat. Schnell zückt die ihr kleines Buch, um zu ihrem ersten Flug im Alter von fünf Jahren zurückzublättern.
Damals saß sie noch ziemlich aufgeregt in einem Ultraleicht-Segelflugzeug neben ihrem Vater, heute nimmt die 15-Jährige etwas entspannter in einem doppelsitzigen Ausbildungsflugzeug vor ihm Platz. Ihr erklärtes Ziel ist der Alleinflug. Ganz ohne Vater, der gleichzeitig ihr Fluglehrer ist. Und viel fehlt nicht mehr, bis sie sich diesen Traum erfüllen kann.
Bereits mit 14 Jahren können Jugendliche beim Verein für Segelflug Krefeld die Flugausbildung beginnen. Zu gefährlich sei das in dem jungen Alter nicht, betont Wiehle. „Am Anfang wird jeder erst einmal in den Betrieb eingewiesen.“ Oberste Regel lautet so auch für Besucher: Nicht einfach über den Platz laufen. Man weiß schließlich nie, ob nicht gleich jemand landet.
Die Theorie wird immer anspruchsvoller
Doch dann wird es für die Schüler auch schon in der ersten Stunde ernst. Sie müssen sich an die Bewegungen in der Luft gewöhnen. „Und das ist nicht so einfach wie Autofahren“, erklärt Wiehle und zeigt auf ein Segelflugzeug in der Luft.
Dass die Bewegungen etwas wackelig aussehen, liege an den Aerodynamik. So sei das Steuern der drei Achsen über die verschiedenen Ruder immer mit luftigen Nebenwirkungen verbunden.
Janina trägt mittlerweile die rote Weste mit dem eingenähten Fallschirm und sitzt startklar im Segelflugzeug. Auch ihr Vater macht sich bereit. Noch gibt er ihr Anweisungen über das Mikrofon. Bald schon wird er nur noch am Boden stehen und sie beobachten, wie sie sich den rechteckigen Flugplatz selbst einteilt. Erst wenn sie das drei Mal alleine geschafft und zusätzlich noch die Theorieprüfung bestanden hat, gilt die A-Prüfung und damit der erste Teil der Flugausbildung als bestanden.
Während die meisten Schüler die erste Prüfung innerhalb von rund drei Monaten absolvieren, brauchen sie für die darauffolgenden Ausbildungsteile mehr Ausdauer. Dann werden die Flüge steiler und die Theorie gestaltet sich immer anspruchsvoller. „Das ist ein Hobby, das sich auch auf das Berufsleben positiv auswirkt“, sagt Wiehle.
Am Ende zahlt sich die Arbeit aus
Außerdem – wo lerne man sonst noch was über Navigation, Meteorologie oder Luftrecht. Am Ende zahle sich die viele Arbeit jedoch definitiv aus: „Man fliegt immer in anderen Verhältnissen und bekommt so jedes Mal neue Eindrücke von Landschaften.“ Aber auch in der Luft hat Thomas Wiehle unvergessliche Momente erlebt: „Ich bin schon mal mit einem Schwarm von 24 Störchen geflogen.“
Für den heutigen Tag sind weder Störche noch außergewöhnliche Wetterverhältnisse angekündigt, so dass Janina und ihr Vater in Ruhe ihre Checkliste durchgehen können. Die klebt praktischerweise an der Cockpitscheibe. Der Fallschirm sitzt, die Ruder funktionieren, das Mikrofon ist eingeschaltet. Langsam steigt der Puls. Vollste Konzentration ist gefragt. Die Klappe geht zu.
Der Telefonist steht einige Meter entfernt und nimmt Kontakt zu der Person an der Winde auf. Dorthin führt das Seil, das Jana Froese jetzt an das Segelflugzeug klemmt. Dann geht alles plötzlich ganz schnell. Das Seil spannt und zieht das Flugzeug in Sekundenschnelle in die Luft. In drei bis vier Sekunden auf 100 Kilometer pro Stunde. Das entspricht dem Tempo eines Formel 1-Autos. In 330 Metern löst sich schließlich das Seil vom Flugzeug und Janina fliegt selbst in rund 1300 Metern Höhe. Und lässt alles am Boden zurück. Für etwas Entspannung im Element Luft.