Neukirchen-Vluyn. . Für Michael Florenz von der Baummanufaktur in Neukirchen-Vluyn bedeuten die Nordmanntannen in diesem Jahr viel Arbeit. Auch Huthalter müssen weg.
Die Sonne brennt auf den trockenen Erdboden – doch inmitten der trägen Sommerhitze versprühen 25 000 knallgrüne Nadelbäume einen Hauch Weihnachtsstimmung.
Damit das auch bis mindestens Dezember so bleibt, arbeitet die Bewässerungsanlage der Baummanufaktur von Michael Florenz in diesem Sommer jeden Tag auf Hochtouren. „Eigentlich kann die Nordmanntanne so ein heißes Wetter gut ab, aber in diesem Jahr habe ich auch etwas Angst bekommen“, erzählt der Gärtnermeister und Agrarbetriebswirt.
Bis zu zwei Meter lange Fallwurzeln können die Nordmanntannen mit Wasser tief aus dem Erdbodenversorgen, weshalb sie im Gegensatz zu Fichten als robust gelten. „Dafür brauchen sie aber unheimlich lange, bis sie erst mal in die Gänge kommen“, fügt er hinzu und geht prüfend zwischen den Tannen hindurch.
Dreijährig werden die Nordmanntannen eingepflanzt, doch die meisten Weihnachtsbaumliebhaber kaufen sie erst mit zehn bis zwölf Jahren. Bis dahin stecken Florenz und seine fünf Angestellten viel Arbeit in jede einzelne Pflanze – und zwar das ganze Jahr über. „Bei der Kulturpflege schneiden wir Unkraut und konkurrierende Pflanzen weg“, sagt Florenz und zieht unter einer Tanne den Trieb einer Esche hervor. Schnell die Schere gezückt und schon landet der kleine Ast auf dem Boden.
Die Doppelspitzen müssen weg
Zwei bis drei Mal im Jahr müssen sie das Unkraut bändigen, damit die unliebsamen Pflanzen den Tannen nicht die Nährstoffe wegnehmen. Zur Kulturpflege gehört aber auch das Beschneiden der einzelnen Nordmanntannen. Zwar beschneiden Florenz und seine Angestellten vor allem im Januar und Februar nach dem Weihnachtsstress intensiv die Tannen, doch auch im Sommer hört diese Arbeit nicht ganz auf.
Was für Laien wie der perfekte Weihnachtsbaum aussieht, entpuppt sich unter Florenz’ Augen schnell als fehlerhaft. „Hier schneide ich die Spitze ab, damit keine Lücke entsteht und der Baum von oben bis unten wie eine Fischgräte garniert wird.“ Erst durch den regelmäßigen Schnitt können die Tannen ihre volle Form entfalten.
Während seines Rundgangs entdeckt Florenz immer wieder Makel, die er schnell behebt – seien es Doppelspitzen oder Huthalter. „Baumschüler nennen die so, weil man da einen Hut drauf hängen könnte“, erklärt er und macht dem kleinen Astvorsprung mit seiner Schere kurzen Prozess.
Er schaut, was für ihn übrig bleibt
Seine Technik steht im Gegensatz zur klassischen, die viele deutsche Gärtner anwenden. Doch statt zu quetschen, lernte er während seines Gesellenjahres in den USA zu schneiden. So wachsen die Bäume besonders buschig, wie er stolz an einer imposanten Blaufichte zeigt.
Insgesamt zehn verschiedene Weihnachtsbäume stehen auf sieben Hektar – darunter Koreatannen oder Küstenkiefern. Letztere stand übrigens bei Familie Florenz beim vergangenen Weihnachtsfest im Wohnzimmer. „In diesem Jahr schaue ich mal, was so für uns übrig bleibt“, sagt Florenz und zuckt mit den Schultern. Vielleicht wird es ja die Coloradotanne. Die sieht nicht nur gut aus, sondern riecht auch nach Zitrusfrüchten – und damit fast nach Sommer.