Moers. . Stadtplaner Thorsten Kamp im NRZ-Gespräch über den Umbau der Altstadt. Er hält es für wichtig, dabei das große Ganze im Blick zu halten.
Nach einer langen Zeit des Stillstands ist Bewegung gekommen in die Stadtentwicklung. Was mit dem Umbau des Neuen Rathauses in Wohnungen begann, ist noch lange nicht beendet. Im Gespräch mit der NRZ legt Thorsten Kamp, Technischer Beigeordneter der Stadt, dar, wie bei der Stadtentwicklung eins ins andere greift und dass man vor allem eines braucht: einen langen Atem.
Denn dass die Siegerentwürfe für das „Quartier Haagstraße“ vorgestellt wurden (die NRZ berichtete), heißt noch lange nicht, dass morgen die Bagger anrollen. Wichtig sei vor allem: „Für Investoren gibt’s jetzt eine Planungsverbindlichkeit“, erklärt Kamp. Wer auch immer seinen Hut für das Quartier in den Ring wirft, wisse nun, dass er gewissermaßen die Altstadt mit ihren kleinen Plätzen weiterbauen, das Vorhandene „weiterstricken“ müsse.
Ob schließlich aus dem alten Gefängnis ein Hotel gemacht wird oder ob dort Microappartments entstehen, erscheint dabei eher nebensächlich. Der Abriss des Arbeitsamts-Gebäudes ist nach Überzeugung des Dezernenten sehr viel wichtiger: „Der Standort an der Hanckwitzstraße ist ein städtebauliches Produkt der 60er, das nie hier ’reingepasst hat“, sagt Thorsten Kamp. Für das Thema „Adressbildung“ sei es wichtig, in diesem Bereich am Schlosspark „aufzuräumen“.
Der Wegzug des Finanzamtes könnte sich nun als Segen erweisen: In der Innenstadt gibt es sonst keine Flächen, auf denen ein Neubau der Arbeitsagentur entstehen könnte. Für Thorsten Kamp wäre das eine sinnvolle Angelegenheit; Rathaus und Arbeitsamt würden einen „öffentlichen Riegel“ bilden, „mit viel Grün drumherum“.
Tiefgaragen sind nicht wegzudenken
Sieht auch einer der Siegerentwürfe vor, eine große ebenerdige Garage zu bauen, auf deren Dach ein weiterer Platz oder Hof entstehen würde, so sind Tiefgaragen aus den Planungen nicht wegzudenken. Aber Tiefgaragen in einem derart historisch und archäologisch interessanten Bereich? Thorsten Kamp steht in engem Kontakt mit den Denkmalbehörden: „Wo nur eine verfüllte Wasserfläche zu erwarten ist, ist eine Tiefgarage möglich.“
Will heißen: Das Kastell war einst eine Festung innerhalb einer Festung und umgeben von Wassergräben. Innerhalb der Grenzen eben dieser Gräben ließe sich eine Tiefgarage realisieren. In den Jurysitzungen, die die Siegerentwürfe kürte, waren die Bodendenkmalpfleger dabei, so Kamp.
Erst Quartier Haagstraße umbauen
Der Städteplaner hat das große Ganze im Blick: „Alles wächst zusammen: der Schlossinnenhof, die Flächen ohne die Theaterwerkstätten, der Bereich rund um die Henriette, die Gastromeile vom Leonardo bis zum Fiddlers“, schwärmt Thorsten Kamp.
Daran, dass auch der Kastellplatz „angepackt“ wird, lässt er keinen Zweifel. Nur ergebe dies noch keinen Sinn, wenn nicht zuvor der Umbau des „Quartiers Haagstraße“ erfolgt sei. Der Kastellplatz solle Park- und Veranstaltungsplatz bleiben – aber das sind Pläne, die weit in die Zukunft weisen. Zunächst einmal gelte es, das alte Gefängnis mit seiner davor liegenden Direktorenvilla und den zwei Innenhöfen städteplanerisch aus seinem Dornröschenschlaf wach zu küssen.