Moers. . 1944 hat die SS im italienischen Sant’Anna di Stazzemma 560 Menschen ermordet. Der SCI:Moers hilft heute bei der Sanierung einer Gedenkstätte.

Von einer Italienreise der ganz anderen Art sind fünf Jugendliche des SCI:Moers zurückgekehrt. Sie lernten viel über die Gräueltaten der SS während des Krieges, machten aber auch viele schöne Erfahrungen mit Land und Leuten. Von ihren Eindrücken während des fünftägigen Aufenthalts berichten die SCI-Reisenden.

Die jungen Leute gehen in die Jugendwerkstatt des SCI, um sich ein Jahr lang auf ihr künftiges Berufsleben vorzubereiten. Im Mai besuchten sie das Bergdorf Sant’Anna di Stazzema in der Toskana, wo sie an der Sanierung und dem Erhalt der Gedenkstätte mitarbeiten. „Die Friedensarbeit, die Arbeit für Völkerverständigung und gegen Rassismus sind grundsätzliche Ziele des SCI“, unterstreicht SCI-Geschäftsführer Frank Liebert. Dies sei angesichts der neuen Tendenzen zum Rechtspopulismus wichtiger denn je.

Begegnung mit einem Überlebenden

Hintergrund: 1944 hatten SS-Leute 560 Kinder und Frauen des Bergdorfes ermordet. „Die Männer hatten sich in den Bergen versteckt, um den SS-Schergen zu entkommen“, schildert Sharleen Juttner (20). Dies wohl in dem Glauben, man werde den Frauen und Kindern nichts tun. Doch die SS habe alle Häuser durchsucht, alle Menschen zusammengetrieben und auf dem Dorfplatz erschossen. „Es waren sogar Säuglinge von nur ein paar Monaten darunter“, berichtet Jan-Lucas Benge (20) betroffen. Zwar habe man bei der Vorbereitung der Reise auch über das Massaker gesprochen. „Aber so schlimm habe ich es mir nicht vorgestellt“, schildert Mike-Andre Arbogast (17) seine Eindrücke.

Das Italien-Projekt des SCI ist eng verbunden mit dem Engagement des Italieners Enrico Pieri, einem Überlebenden des Massakers. Er setzt sich für die Gedenkstätte ein. Zudem sammelte er so viele Fotos von den Erschossenen, wie er bekommen konnte. Sie sind in der Kapelle St. Anna zu sehen. „Da waren Bilder von Kindern, die auf dem Totenbett lagen. Das hat mich sehr berührt“, berichtet Jan-Lukas weiter. Und: „Es ist schon toll, wie lebensfroh Enrico trotz allem ist“, bemerkt Sharleen Juttner anerkennend.

Alte Namenstafeln restauriert

Ganz praktisch haben die jungen Deutschen an der Reparatur des Geländers entlang des steilen Wanderweges zur Gedenkstätte gearbeitet und auch bei der Restaurierung zweier alter Namenstafeln geholfen. Neben der Arbeit an der Gedenkstätte besuchten die Moerser auch eine befreundete Kunstschule in der Nähe und trafen so auch auf junge Italiener, mit denen sie sich gut verstanden.

Was Jan-Lucas am allermeisten beeindruckte: „Das waren die fantastische Berglandschaft und der Blick von hoch oben über das Land.“ Positive Eindrücke hinterließen aber auch die netten Nonnen, bei denen die Gruppe wohnte und aß. Auch Pisa sahen sich die jungen Leute an.