Neukirchen-Vluyn. . Die Autorinnen der Frauengeschichtswerkstatt haben sich mit dem Verhältnissen von 1877 bis 1997 befasst. Dabei geht es auch um Grete Schweitzer.
Die Diskussion um die Benennung des Platzes am Erziehungsverein und die Ablehnung des Namens von Wilhelmine Bräm hatten die Frage bereits aufgeworfen. Und als am Mittwoch das Schild der Emil-Schweitzer-Straße mit dem Zusatz versehen wurde, kam bei den Herren erneut die Frage auf: Welche bedeutenden Frauen haben denn in der Stadt gelebt? Man hätte sich direkt bei Krista Horbrügger erkundigen können. Die 78-Jährige hat sich nicht nur schon in der Vergangenheit mit der Lebenswirklichkeit von Frauen beschäftigt. Sie gehört auch zu jenen Autorinnen, die für die Schriftenreihe des Stadtarchivs das Frauenleben in Neukirchen-Vluyn in den Jahren 1877 bis 1997 dokumentiert haben.
Eine der portraitierten Frauen ist Margarethe Schweitzer. Sie „gehört wegen ihres unermüdlichen jahrzehntelangen Einsatzes für kranke und notleidende Menschen innerhalb des Deutschen Roten Kreuzes und wegen ihres hohen Bekanntheitsgrades in der Bevölkerung zu den herausragenden Persönlichkeiten in Neukirchen-Vluyn“, heißt es in dem Heft.
Der Vaterländische Frauenverein
Der Nachname hat nicht zufällig Ähnlichkeit mit dem jenes Mannes, dessen Straßenschild gerade eine zusätzliche Erklärung erhalten hat. Emil und Margarethe (Grete) Schweitzer haben 1931 geheiratet. Im Jahr zuvor war ihr erster Mann, Wilhelm Kremers, im Alter von nur 48 Jahren verstorben.
Die Autorin Petra Friese widmet sich der Geschichte des Vaterländischen Frauenvereins und des Roten Kreuzes sowie in diesem Zusammenhang mit jener Frau, die 37 Jahre lang den Vorsitz des DRK Ortsvereins Vluyn inne hatte.
Grete Schweitzer, geborene Reymann, wurde 1892 als Tochter des Krefelder Seidenfabrikanten Carl Reymann und seiner Ehefrau Johanna geboren. 1914 wurde die gelernte Helferin des Rotes Kreuzes zum Lazarettdienst einberufen. Im Jahr 1916 heiratete sie, und sie blieb bis 1918 im Lazarettdienst, jetzt auf Schloss Leyenburg, tätig.
Wie es weiter heißt, blieb Grete Schweitzer dem DRK ihr Leben lang eng verbunden. Ab 1924 war sie Bezirksfrau für das DRK in Vluyn und von 1936 bis 1973 Vorsitzende. Darüber hinaus übernahm Grete Schweitzer auch auf Regional- und Landesebene verschiedene Aufgaben.
Ferner ist zu lesen: Im Jahr 1955 wurde sie mit dem Ehrenzeichen des Deutschen Roten Kreuzes ausgezeichnet und erhielt 1973 nach 60 Jahre währender Arbeit für das DRK das Bundesverdienstkreuz.
Von Haus zu Haus gezogen
Über Grete Schweitzer wird dadrüber hinaus berichtet, wie sie nach dem Krieg von Haus zu Haus zog, um die Not in der Bevölkerung zu lindern. Sie habe auch ohne Richtlinien des DRK eine Ankunftsstelle für zurückkehrende Soldaten, Evakuierte und Flüchtlinge eröffnet, heißt es weiter. Sie stattete das Kindererholungsheim Oermter-Berg neu aus und hat die Grundlagen für den Aufbau der DRK Mütterschule in Moers und für einen „Altenclub zur Betreuung älterer Bürger“ in Vluyn gelegt. Grete Schweitzer starb 1983.
In der besagten Dokumentation der Frauengeschichtswerkstatt schreibt die damalige stellvertretende Bürgermeisterin Kornelia Kuhn in ihrem Vorwort: „Erstmals wurde in Neukirchen-Vluyn Stadtgeschichte aus dem weiblichen Blickwinkel von engagierten Bürgerinnen erforscht.“ Dass diese Geschichte nicht nur rühmlich war, wird im Band nicht verschwiegen. Auch dafür gibt es Beispiele, wie Krista Horbrügger sagt.
Die jetzt 78-Jährige hat in Krefeld Abitur gemacht, in Köln Latein und Geschichte studiert und später als Lehrerin am Julius-Stursberg-Gymnasium gearbeitet. Sie hält Vorträge über bedeutende Frauen und ist Mitglied im Beirat des Museumsvereins.