Kamp-Lintfort. . Fachleute einig: Die Farbe hat den Saal in Kamp-Lintfort schon im 18. Jahrhundert geschmückt. Ein Handwerker macht die entscheidende Entdeckung.
Der Fund eines Handwerkers am Kloster Kamp hat zur Folge, dass der Rokokosaal bald in einer völlig neuen Farbe erstrahlt. Fachleute glauben sogar, dass es sich bei dem frischen Grün um jenen Originalfarbton handelt, der bereits beim Bau des Saales in der Zeit von 1775 bis 1780 aufgetragen wurde.
Schon seit einiger Zeit saniert die Ruhrkohle AG den Rokokosaal nach Bergschäden. Nikolai Hartmann von der Firma Lehmkuhl hat dabei vor rund drei Wochen eine entscheidende Entdeckung gemacht.
Die Firma gilt als bewandert
Die Firma aus Steinfurt gilt in Fachkreisen als durchaus bewandert, wenn es um die Sanierung alter Gemäuer geht. Wie der Leiter des Zentrums Kloster Kamp, Dr. Peter Hahnen, berichtet, war Lehmkuhl unter anderem im Kölner Gürzenich oder in der Basilika in Kevelaer am Werk. Deshalb darf man durchaus davon ausgehen, dass auch Mitarbeiter Nikolai Hartmann mit der entsprechenden Sorgfalt ans Werk gegangen ist, als er Hand an die Südwand anlegte.
Bei den Arbeiten hat er ein kleines, rundes Loch im Putz freigelegt, das eine gänzlich andere Farbe freigab, als jenes seit einigen Jahren vertraute, aber nicht von allen geschätzte Mintgrün. Einen ähnlichen Fund gab es wenig später an der Westwand.
Genug auf jeden Fall für Peter Hahnen, der Sache auf den Grund zu gehen. Innerhalb kürzester Zeit begutachteten Vertreter der Unteren und Oberen Denkmalbehörde, des Bauordnungsamtes Kamp-Lintfort und des Bistums Münster die beiden Stellen.
Bald leuchtet das frische Grün wieder
Als dann das Grün selbst an der Decke des Saals gefunden wurde, war das für alle Beteiligten der ultimative Hinweis dafür, dass die Farbe schon beim Bau im 18. Jahrhundert eine Rolle gespielt haben muss. Die neue Erkenntnis machte die Sache allerdings nicht einfacher, wie Peter Hahnen sagt: „Seit zwei Jahren steht fest, dass wir an diesem Donnerstag mit den Arbeiten fertig werden müssen, nach Ostern ist der Saal schon wieder vermietet.“ Am Ende entschied der Landschaftsverband Rheinland: „Wir nehmen den Originalton“.
Peter Hahnen ist dankbar, nicht nur dafür, dass der Rokokosaal bald wieder im „frischen Grün einer Frühlingswiese“ leuchtet. Er freut sich auch über die unkomplizierte und vor allem überaus effektive Zusammenarbeit der beteiligten Behörden und der Handwerker, ohne die die Neuorientierung in Sache Farbe nicht möglich gewesen wäre.
<< Der Grünton hat eine DIN-Norm >>
Der Rokokosaal im Kloster Kamp wird auf das ausgehende 18. Jahrhundert datiert. Fachleute gehen davon aus, dass er nicht vor 1778 fertiggestellt wurde. Heute finden in dem Saal zahlreiche Veranstaltungen statt, darunter die überregional bekannten Kamper Konzerte. Nächster Termin: 2. Mai, 20 Uhr.
Durch die jüngsten Funde kann jetzt auch die bauzeitliche Farbe benannt werden. Das neue Grün, in dem der Saal wieder leuchten soll, hat übrigens eine DIN-Norm. Wer es noch genauer wissen will: Den Grünton mit der Bezeichnung NCSS 2030G 30Y hat die Firma Beeck aus Landshut angerührt.