Moers. . Manfred und Siggi Kolassa müssen der Gesundheit wegen ihr Geschäft nach 43 Jahren aufgeben. Sie waren stets auch Teil der Moerser Musikszene.

Eine Ära geht zu Ende. Manfred und Siggi Kolassa schließen ihr Musikhaus im Wallzentrum. 43 Jahre lang war es nicht nur eine Institution im Einzelhandel der Grafenstadt, sondern auch Teil der Moerser Musikszene.

Das Schuld im Schaufenster kündigt das Ende einer Aera an.
Das Schuld im Schaufenster kündigt das Ende einer Aera an. © Volker Herold

Ein wenig hat die Entwicklung Manfred (69) und Siggi (66) Kolassa überrollt, was sich daran zeigt, dass selbst jetzt, da der Ausverkauf begonnen hat, noch die vor kurzem bestellte Neuware im Geschäft eintrifft. Gut, die Brüder sind im Rentenalter angekommen, aber mit dem Aufhören hatten sie eigentlich keine Eile. Immer nach der Devise: „Solange es Spaß macht, geht es weiter“, so Manfred Kolassa.

Einer allein schafft das nicht mehr

Doch gegen Ende vergangenen Jahres verschärften sich bei ihnen die gesundheitlichen Probleme, beide waren im Krankenhaus, im Dezember mussten sie ihre Musikalienhandlung sogar für ein paar Tage schließen. In der Folge reifte eine Erkenntnis, die Manfred so formuliert: „Wenn wir beide da sind, geht es noch, aber wenn einer ausfällt, muss der andere hundert Prozent alleine stemmen. Das geht nicht mehr.“

„Im Herzen sind wir noch 20 und Rock’n’Roll“, sagt Siggi Kolassa (66).
„Im Herzen sind wir noch 20 und Rock’n’Roll“, sagt Siggi Kolassa (66). © Volker Herold

Da sich kein Nachfolger fand, beschlossen die Kolassas, ihr Geschäft zu beenden. Einen Termin gibt es nicht, noch ist das Ladenlokal voll mit Keyboards und Gitarren, Congas und Cajons, Noten, Songbooks, Saiten und Mikrofonen. Siggi Kolassa rechnet damit, dass im Mai Schluss sein wird.

Früher bei Al Capone

Siggi und Manfred blicken mit Zufriedenheit auf ihr Berufsleben zurück. Klar, sie haben mit dem Verkauf von Instrumenten ihren Lebensunterhalt verdient, aber es ging um mehr. Sie sind dieser Arbeit mit Hingabe nachgegangen, sie waren stets auch Teil der Musikszene der Grafenstadt. Manfred spielt Gitarre und Bass, Siggi beherrscht Gitarre, Saxophon und Mundharmonika.

Früher spielten sie zusammen in der Moerser Formation „Al Capone“; Siggi, der das erste Moerser Amateurmusiker-Festival (MAMF) moderierte, ist bis heute mit den „Livin’ Sixties“ in der Region unterwegs: „Im Herzen sind wir noch 20 und Rock’n’Roll“, meint er. „Das ist unsere Leidenschaft.“

Die Kolassa-Musikschule läuft noch weiter

Mit ihrem Musikhaus trafen die Kolassas den Zeitgeist der 70er, als viele Rock- und Popfans die Stücke ihrer Helden nachspielen wollten. Das erste Ladenlokal war schnell zu klein, so dass sie das Nachbargeschäft dazunahmen. Und weil man an der damaligen Moerser Musikschule bis zu vier Jahre auf einen Platz in einem Kurs warten musste, gründeten die Brüder 1978 ihre eigene Schule. Die Vorführungen von neuen Farfisa- und Yamaha-Orgeln waren Ereignisse, bei denen der Gang vor dem Geschäft bestuhlt wurde.

Die Musikschule bleibt übrigens vorerst bestehen. Und so ganz hat das Duo die Hoffnung auf eine Weiterexistenz ihres Musikhaus nicht aufgegeben. „Wenn jemand kommt, ist eine Übergabe noch möglich“, sagen Siggi und Manfred Kolassa. „Falls gewünscht, helfen wir beim Start als Berater.“