Moers. . Analyse: Die Interessengemeinschaft der Geschäftsleute stand ganz knapp vor ihrer Auflösung. Um das Ruder herumzureißen, bleibt wenig Zeit.
Der Werbering stand de facto kurz vor der Auflösung. Hätte Ulrich Gies nicht seinen Hut in den Ring geworfen und wäre mit dem knappesten aller denkbaren Ergebnisse, mit nur einer Stimme Mehrheit, gewählt worden – das wär’s gewesen. Der Gemeinschaft der Einzelhändler in der Innenstadt bleibt nun ihr Sprachrohr erhalten, jedoch auch nicht mehr als das.
Wobei von Gemeinschaft schon kaum mehr die Rede sein kann, berücksichtigt man die Beteiligung an dieser über die Zukunft des Werberings entscheidenden Versammlung. Rund 300 Geschäfte gibt es in der Moerser Innenstadt, etwas über 70 sind Mitglied im Werbering, von sechs Geschäftsinhabern wurde Ulrich Gies gewählt. Das macht magere zwei Prozent und sagt viel über die Stimmung innerhalb der Einzelhändlerschaft aus.
„Alter Wein in neuen Schläuchen“
Mit diesem nur winzigen Rückhalt wird es für Ulrich Gies unmöglich sein, Forderungen wie die nach einer Abschaffung der Parkgebühren ab 17.30 Uhr politisch durchzusetzen. Tatsächlich kam bereits von der Grafschafter-Fraktion die erste Kritik: Was der Werbering zu bieten habe, sei lediglich „alter Wein in neuen Schläuchen“. Die Kritik scheint berechtigt.
Denn dass die Innenstadt ab 17.30 Uhr unter Besuchermangel leidet, liegt auch daran, dass es keine einheitlichen Öffnungszeiten, beispielsweise bis 20 Uhr, gibt. Was zudem dokumentiert, dass es dem Werbering in der Vergangenheit nicht gelungen ist, Einigkeit unter seinen Mitgliedern und noch weniger unter den Nicht-Mitgliedern herzustellen.
Stadtfest aus dem Stand organisieren
Es darf bezweifelt werden, dass es Ulrich Gies bis zum Herbst gelingen wird, eine solche Einigkeit herbeizuführen. Der „Moerser Frühling“ wird in zwei Wochen zeigen, ob Schausteller und Moers Marketing in der Lage sind, gewissermaßen aus dem Stand ein Stadtfest zu organisieren und zu finanzieren – dann ist der Werbering auch da aus dem Rennen.
Die letzten Jahre haben gezeigt, dass der Werbering sich die Aufgabe, das Geschäftszentrum der Stadt nach vorne zu bringen, mit anderen Akteuren teilen muss. Mit der Moers Marketing, der Immobilien- und Standortgemeinschaft und den Stadtplanern muss Einvernehmen herrschen, will der Werbering auch nach seinen Neuwahlen im Herbst noch eine Zukunft haben.