Kamp-Lintfort. . Wie die Kinder in dem afrikanischen Ort leben, darüber wissen Grundschüler aus Kamp-Lintfort genau Bescheid - dank einer Projektwoche und Skype.
Was essen Kinder aus Tansania zum Frühstück? Wie ziehen sie sich an, wenn sie zur Schule gehen und was nehmen sie in ihren Schultaschen mit? Über vieles, was Sten, Jimson und Sara von ihrem Alltag im tansanischen Kilolo erzählt haben, staunen die Schüler der Klasse 3a der Grundschule am Niersenberg heute noch. Und manches, was die Grundschüler im letzten Jahr bei ihrem ungewöhnlichen Schulprojekt erfahren haben, hat sie nachhaltig bewegt.
„Sara hat keine Federmappe wie wir, sie hat nur einen Blechkasten mit vier Stiften drin“, erzählt Chiara. „Da war den Kindern klar – wir müssen was tun“, sagt Klassenlehrerin Susanne Mertens. Eine Ausstellung in der Mediathek rückt das Schulprojekt und damit zugleich eine spannende Begegnung von Kindern aus Kamp-Lintfort und Kindern aus Kilolo jetzt in den Mittelpunkt.
Einmal im Jahr ist Afrika-Tag an der Grundschule
Seit vielen Jahren ist die Grundschule am Niersenberg Partner des Amani-Kinderdorfes in Kilolo. Einmal im Jahr steht seit einigen Jahren ein Afrika-
Tag und alle vier Jahre, so auch im letzten Jahr, eine ganze Projektwoche zu diesem Kontinent auf dem Stundenplan. Wie man ein Land und seine Bewohner am besten kennenlernt? Indem man miteinander spricht. Susanne Mertens nimmt Kontakt mit Francine auf – einer jungen Frau aus Deutschland, die zu dieser Zeit in dem Kinderdorf ihren Freiwilligendienst absolviert. Die Idee der Lehrerin und ihrer Schüler: Den Alltag von Kindern in Kamp-Lintfort und in Kilolo miteinander zu vergleichen.
Dazu kontaktieren sie mit Hilfe von Francine via Skype drei in etwa gleichaltrige Schüler – Sten, Jimson und Sara. Dass der geplante Live-Kontakt beim ersten Mal nicht zustande kommt, weil die Kinder aus Kilolo noch ihre Klasse putzen müssen, ist nur eines von vielen Aha-Erlebnissen.
Bilder und Filme werden per E-Mail ausgetauscht
„Vorab haben wir uns auf sieben Bereiche beschränkt, die uns besonders interessieren – Tagesablauf, Essen, Kleidung, Wohnen, Schule, Spielen
und Tiere“, erzählt Susanne Mertens. Um ihren eigenen Alltag zu dokumentieren, fotografieren sich die Kamp-Lintforter Grundschüler beim Spielen, in ihren Zimmern, beim Frühstück oder in der Klasse. Gleiches machen Sten, Jimson und Sara in Kilolo. Per Mail schicken sich die Kinder die Bilder oder sogar kleine Filme hin und her.
Jeden Tag aufs Neue werden so Unterschiede sichtbar, manches besser erfahrbar. Zum Beispiel beim Spielzeuge basteln aus Müll – für die Kinder in Kilolo normal, für die Kinder in Kamp-Lintfort eher außergewöhnlich.
Von den Spenden werden gebrauchte Schuhe gekauft
Zwei Fotos zeigen zwei völlig verschiedene Federmappen – der Auslöser für eine erste Spendensammelaktion noch während der Projektwoche. Fast 300 Euro kommen so zusammen. Dass für das Geld in Kilolo letztendlich keine Stifte und Mäppchen, sondern Schuhe für fast 70 Kinder auf einem Secondhandmarkt gekauft werden, ist die nächste wertvolle Erfahrung.
„Wollen wir Freunde werden“, hatte Sara aus Kilolo via Skype gefragt. Die Klasse 3a will. Nach Francine, deren Freiwilligenjahr zu Ende ist, wird nun Sophie in Kilolo dabei helfen, den Kontakt zu halten. Schließlich gibt es noch mehr Fragen. Zum Beispiel, was Sten, Jimson und Sara ohne Fernsehen oder Auto machen. „Ich könnte ja auch mal fragen, ob ich nicht mal dahinkommen kann“, überlegt Anton.
Für Susanne Mertens steht fest, dass ihre Schüler durch die Projektarbeit „wirklich viel gelernt haben. Vielleicht nicht unbedingt Mathematik oder Rechtschreibung – aber viele andere für das Leben wichtige Sachen.“ Und Spaß gemacht – das sagen die Schüler – hat es außerdem noch.