Moers. . Landtagsabgeordneter Ibrahim Yetim wünscht sich: „Wir müssen dahin gehen, wo die Menschen sind.“ Rund 70 Teilnehmer bei Versammlung in Kapellen.

Nach den Niederlagen bei der Landtagswahl im Mai und der Bundestagswahl im September haben Mitglieder der SPD-Ortsvereine Moers und Kapellen am Mittwochabend ein ernüchterndes Fazit des Wahljahres gezogen, aber auch Anregungen für die künftige politische Arbeit entwickelt.

Ibrahim Yetim
Ibrahim Yetim © Privat

„Es war ein intensives und schwieriges Jahr mit emotionalen Höhen und Tiefen für die SPD“, sagte der Landtagsabgeordnete Ibrahim Yetim vor rund 70 Teilnehmern in der Begegnungsstätte der Arbeiterwohlfahrt in Kapellen. Yetim selbst hatte bei der Landtagswahl im Mai zwar ein landesweit gutes Ergebnis erzielt, er gestand aber ein: „CDU und FDP haben ihre Kampagne sehr gut und lange vorbereitet, dem hatten wir nichts entgegenzusetzen.“ Für die Arbeit vor Ort wünscht sich Yetim: „Wir müssen dahin gehen, wo die Menschen sind.“

Buttkereit wünscht sich mehr Zeit für den Wahlkampf

Elke Buttkereit, bei der Bundestagswahl gegen Kerstin Radomski (CDU) unterlegen, hätte sich mehr Zeit für den Wahlkampf gewünscht: „Zwölf Monate waren zu kurz, auch bei dem Zuschnitt des Wahlkreises mit Moers und Neukirchen-Vluyn auf der einen und Krefeld auf der anderen Seite.“

Siegmund Ehrmann, von 2002 bis 2017 Bundestagsabgeordneter, führte den Teilnehmern vor Augen, wie hoch die Verluste der SPD in den vergangenen knapp zwei Jahrzehnten sind. Nach seiner Darstellung verlor die SPD in Moers bei Kommunalwahlen 18 Prozent, bei Landtagswahlen 26 Prozent und bei Bundestagswahlen 47 Prozent.

Ehrmann: Hilferufe aus der Mattheck nicht gehört

Er nannte auch das hohe AfD-Ergebnis in der Mattheck. Die Hilferufe der Genossen dort seien nicht gehört worden, auch nicht in der Fraktion. Beim sozialen Wohnungsbau verwies er auf Erfolge der ehemaligen rot-grünen Regierung und fragte: „Warum erzählen wir das nicht?“

Siegmund Ehrmann
Siegmund Ehrmann © Markus Joosten

Jürgen Schmude sprach sich erneut gegen Neuwahlen und für eine Neuauflage der Großen Koalition im Bund aus, aber: „Wir müssen aufpassen, dass wir wahrnehmbar bleiben.“

Andere Stimmen forderten, mehr Basisarbeit zu leisten, Parteieintritte leichter zu machen, aufgeschlossen für Themen wie innere Sicherheit und Migration zu sein oder mehr für Erstwähler zu tun. Ein Teilnehmer forderte, über den traditionellen Begriff der Volkspartei nachzudenken: „Sind Parteien heute eigentlich nicht viel mehr Dienstleister?“