Kamp-Lintfort. . Dann könnte das an „Honig im Kopf“ liegen. Aber auch Enkelin Tilda hat so ihre Schwierigkeiten bei der täglichen Zahnpflege.
- Braunschweiger „Komödie am Altmarkt“ begeisterte in der Stadthalle Kamp-Lintfort
- In „Honig im Kopf“ geht es um die Alzheimer Erkrankung
- Til Schweiger feierte mit dem gleichnamigen Kino-Film Erfolge
Regale auf Rollen, ein kleiner Tisch, ein Sessel, drei Stühle. Viele Requisiten waren nicht nötig. „Die Komödie am Altstadtmarkt“ überzeugte in der Stadthalle mit ergreifenden Dialogen. Das Theater aus Braunschweig begeisterte das Publikum mit dem Stück „Honig im Kopf“, das auf dem gleichnamigen Kinohit von Til Schweiger basiert.
„Es fühlt sich an wie Honig im Kopf, alles ist ganz verklebt.“ Großvater Amandus war immer das humorvolle Familienoberhaupt, von allen geschätzt. Durch seine Alzheimererkrankung wird er für seinen Sohn Niko und dessen Frau Sarah jedoch zu einer großen Belastung. Die ohnehin schon angespannte Beziehung des Paares muss eine harte Probe überstehen.
Auch Enkelin Tilda vergisst allerhand
Enkelin Tilda hingegen nimmt die Krankheit ihres Opas mit kindlicher Gelassenheit. „Leute, die Alzheimer haben, putzen zum Beispiel dreimal hintereinander die Zähne, weil sie vergessen, dass sie sie eben erst geputzt haben. Dafür wissen sie genau, dass sie vor 25 Jahren Zahnseide benutzt haben. Ich vergess’ das immer“, sagt Tilda.
Die Erkrankung begann bei Amandus Rosenbach nach dem Tod seiner geliebten Frau Margarethe. Momenten der Klarheit folgt oft völlige Verwirrung. Trotzdem hat er immer einen Scherz auf den Lippen. „Brüche kürzen, das gab es bei uns nicht. Wir haben die Brüche immer lang gelassen“, entgegnet Amandus der kleinen Tilda, als er ihr bei den Mathehausaufgaben helfen soll. Als die Vorfälle immer ernster werden und der verwirrte Rentner beim Backen fast das Haus niederbrennt, will das Ehepaar ihn in einer Altersresidenz unterbringen.
Eine chaotische Reise nach Venedig
Tilda ist damit gar nicht einverstanden und beschließt kurzerhand, mit ihrem Großvater nach Venedig zu reisen, wo dieser mit seiner Margarethe die Flitterwochen verbracht hat. Nach zahlreichen chaotischen Vorfällen schaffen die beiden Ausreißer es tatsächlich bis zum Markusplatz und finden sogar das Hotel, in dem Amandus und seine Frau gewohnt haben. Niko und Sarah sind außer sich vor Sorge und reisen den beiden hinterher. In der Lagunenstadt kommt es dann zur großen Versöhnung. Neun Monate später bekommt Tilda einen kleinen Bruder. Amandus verstirbt wenig später.
Zuschauer erlebten emotionale Momente
Die vier Schauspieler sind allesamt Vollprofis. Astrid Kohrs als Sarah stand über 1000 Mal auf der Bühne und war auch schon im „Tatort“ zu sehen. Anne Bedenbender als Tilda ist auch im Musical zu Hause und spielte unter anderem am Münchner Theater für Kinder. Großvater Amandus wurde gespielt vom gelernten Schauspieler und Regisseur Achim Wolff, der den verwirrten Alten brillant verkörpert. Karsten Speck, der sein Talent schon als Kind entdeckte, trat als sein Sohn Niko auf.
„Ich war überrascht, dass die Szenen so gut waren. Es gab keine Pausen, die Zuschauer wurden die ganze Zeit angesprochen. Es war emotional und bei mir ist sogar eine Träne geflossen.“ Besucherin Meryem Memeti war gerührt und dachte auch an die eigene Familie. „Durch das sparsame Bühnenbild kam die Krankheit gut zum Tragen. Die Charaktere haben super gestimmt.“ Auch Ingrid Stolpmann fand das Thema sehr wichtig. „Man musste oft lachen, aber das Lachen blieb einem im Hals stecken, es war beeindruckend.“