Moers. . Zuzüge, mehr Geburten und eine veränderte Nachfrage haben alte Planungen über den Haufen geworfen. Bis 2020 werden 270 neue Ü-3-Plätze benötigt.

  • Die Stadt muss ihre alten Planungen über den Haufen werfen
  • Zuzüge, mehr Geburten und eine veränderte Nachfrage sind die Gründe
  • Zahl der Ein- und Zweijährigen binnen drei Jahren um 13 Prozent gestiegen

Die Stadt Moers muss in den kommenden Jahren Hunderte neuer Kindergartenplätze schaffen. Der Grund: Alle Prognosen über die Bevölkerungsentwicklung haben sich ins Gegenteil verkehrt, die Zahl der Kinder wächst. Zwar gibt es schon Pläne für mehrere Einrichtungen, doch hinter einigen stehen noch dicke Fragezeichen.

Die Kraftanstrengung, die der Stadt und den Kita-Trägern bevorsteht, ist nur vergleichbar mit der Situation des Jahres 2013, als Kinder unter drei Jahren einen Rechtsanspruch für einen Betreuungsplatz erhielten. Gut 700 Plätze in Einrichtungen und bei Tagesmüttern entstanden. Nun geht die Stadt davon aus, dass der Bedarf in diesem Bereich bis 2023 auf 900 steigen wird.

Mit dieser Entwicklung hat niemand gerechnet

Für Mädchen und Jungen über drei Jahren werden in den kommenden drei Jahren 250 bis 270 zusätzliche Betreuungsplätze benötigt. Aktuell vorhanden sind 2585. Schon jetzt, so der Jugendhilfeplaner der Stadt, Niels Dams, könne der Bedarf nur gedeckt werden, weil manche Einrichtungen mehr Kinder aufnehmen, als sie müssen.

Mit dieser Entwicklung hatte niemand gerechnet. Wie andere Städte hatte Moers für seine Planungen die Prognosen des Landesamtes für Statistik zu Grunde gelegt, wonach als sicher galt, dass die Bevölkerungszahlen schrumpfen würden. Doch es kam anders. Ein Grund ist der Zuzug von jungen Familien, zudem werden mehr Kinder geboren. Von 2013 bis 2016 ist in der Grafenstadt allein die Zahl der Unter-Dreijährigen um 13 % auf 2613 gestiegen.

Die Nachfrage nach U3-Plätzen steigt

Als dritten Grund nennt Niels Dams das sich ändernde „Nachfrageverhalten“. Noch 2013 reichte es aus, Plätze für 35 Prozent der Ein- und Zweijährigen in Kitas und bei Tagesmüttern zu schaffen. Mittlerweile sind es 46 %; Dams rechnet damit, dass es in ein paar Jahren 55 bis 60 % sein werden: „Die U-3-Betreuung hat sich etabliert.“

Dahinter stecke der Wunsch, Familie und Beruf in Einklang zu bringen. Außerdem spreche es sich rum, wenn Eltern mit dem Angebot zufrieden sind. Obendrein ist das Betreuungsgeld weggefallen.

Es gibt elf Neubau- und Erweiterungsprojekte

Konsequenz: Es müssen zusätzliche Plätze entstehen, zumal der Elisabeth-Kindergarten an der Kleinen Allee mit drei Gruppen geschlossen werden soll. Insgesamt elf Neubau- und Erweiterungsprojekte von freien Trägern, privaten Investoren und der Stadt sind in der Planung oder schon in der Umsetzung.

„Wenn wir alles realisieren, dann können wir den Mehrbedarf decken“, meint Niels Dams. Den entsprechenden Tagesstättenbedarfsplan hat der zuständige Fachausschuss des Rates jetzt verabschiedet.

Standort Gabelsberger Straße ist umstritten

Zu den neuen Einrichtungen wird die Kita gehören, die im Sommer nächsten Jahres mit zwei Gruppen im ehemaligen evangelischen Gemeindehaus an der Goebenstraße in Vinn eröffnen wird. Beschlossen ist auch die Erweiterung der Kita an der Kranichstraße in Hülsdonk, wann daraus etwas wird, ist aber offen. Einen Bauantrag gibt es noch nicht.

Zumindest umstritten sind auch die Pläne eines privaten Investors an der Gabelsberger Straße. Die Situation dort mit Schulbussen, fahrradfahrenden Schülern und Elterntaxis sei schon jetzt „problematisch“, urteilen die Verkehrsexperten im Rathaus. Zusätzliche Fahrten, ausgelöst durch einen Kita mit vier Gruppen, sehr deshalb als „kritisch zu beurteilen“.

Landeszuschuss deckt nur einen Teil der Kosten

Was der Zuwachs an Kitaplätzen kostet, ist noch offen. Nach dem im Sommer in Kraft getretenen „Gesetz zum weiteren quantitativen und qualitativen Ausbau der Kindertagesbetreuung“ könnte die Stadt gut 1,3 Millionen Euro erhalten.

Diese Summe, so Niels Dams, deckt aber nur einen geringen Teil der zu erwartenden Gesamtkosten.