Am Niederrhein. . Bei Walter Mühlenhoff trafen jetzt zwei Anzeigen ein, als die Beerdigungen schon vorüber waren. Auch bei den Zustellern wächst der Frust.

  • Bei Walter Mühlenhoff trafen Anzeigen ein, als die Beerdigungen vorbei waren
  • Auch bei den Briefträgern wächst der Frust über die Personalmisere ihres Unternehmens
  • Mitarbeiter berichten von Betriebsversammlung: Arbeitgeber lässt uns allein

Die Probleme bei der Zustellung der Post sorgen auch bei den Brief- und Paketboten für Ärger. Auf einer Betriebsversammlung machten die Zusteller gegenüber dem Arbeitgeber ihren Frust über die Misere deutlich. Unterdessen wird die Liste der Beschwerden über die verspätete Auslieferung von Briefen immer länger.

Walter Mühlenhoff aus Neukirchen beispielsweise berichtet, dass in den vergangenen zwei Wochen zwei Traueranzeigen bei ihm erst nach den Beerdigungen eingetroffen sind. In beiden Fällen sei es ihm sehr wichtig gewesen, die Verstorbenen zur letzten Ruhe zu begleiten. „Wenn ich nicht vorher vom Tod dieser Menschen gewusst hätte, hätte ich bei den Beerdigungen nicht dabei sein können“, sagt Mühlenhoff.

„Wo bleibt das Postgeheimnis?“

Die Probleme beschränken sich nicht auf Neukirchen. Am Wochenende und am Montag erreichten die NRZ Klagen über bis zu drei Wochen verspätete Zustellung von Post auch aus Kapellen, Vennikel, Holderberg, Repelen, Rheurdt und Kamp-Lintfort. Maria Trosky aus Schaephuysen berichtet, dass vom 20. Oktober bis 4. November ihre Agentur keine Post bekommen habe. Für einen wichtigen Brief sei sie zwischendurch nach Moers gefahren, um sich beim Absender ein Duplikat abzuholen. Eine Variante erlebt Helga F.: „Oft werden Briefe falsch eingeworfen“, schreibt sie – per E-Mail, übrigens – an die Redaktion. Andere seien gar nicht angekommen: „Wo sind die abgeblieben?“, fragt sie und fügt hinzu: „Wo bleibt das Postgeheimnis, wenn mein Honorarvertrag in der Nachbarschaft abgegeben wurde?“

Die Unzufriedenheit wächst auch bei den Betreibern von Supermärkten, die dafür bezahlen, dass ihre eingeschweißten Werbeprospekte samstags von den Briefträgern verteilt werden – sollten. So bekommt Edeka Raber in Vluyn immer häufiger von Kunden zu hören, dass ihre Flyer nicht angekommen seien. „Wir haben jede Woche damit zu tun und melden das auch“, heißt es bei Raber.

„Bote will einen sauberen Bezirk“

Übrigens schimpft kaum ein Postkunde über die Briefträger. Maria Trosky vermutet Managementfehler hinter den Problemen: „Der Fisch stinkt vom Kopf.“ Ähnlich sehen das die Mitarbeiter. Auf einer Betriebsversammlung der Briefniederlassung Duisburg/Niederrhein in der Weseler Niederrheinhalle soll es jetzt für Post-Verhältnisse recht laut geworden sein, berichten Teilnehmer. Dem Arbeitgeber sei vorgeworfen worden, die Arbeitsorganisation auf die Postboten zu verlagern, es gebe in der Belegschaft das weit verbreitete Gefühl, mit dem Problem des hohen Krankenstandes und seinen Folgen allein gelassen zu werden, heißt es. Auf die Frage, wie die Personalprobleme gelöst werden könnten, sei die Post die Antwort schuldig geblieben. Für die Zusteller sei die Situation frustrierend, sagt der Mitarbeiter der NRZ: „Der Bote will doch bloß einen sauberen Bezirk.“

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Grundsätzlich beginnt eine Frist, wenn etwa ein Brief beim Empfänger eintrifft. Julian Graf, Anwalt bei der Verbraucherzentrale NRW, rät, beim späten Eintreffen den Absender anzurufen und den Fristbeginn schriftlich bestätigen zu lassen. Kommt der Brief gar nicht an, muss der Absender das Gegenteil beweisen.

Bei wichtigen Dokumenten besteht meist das Problem nicht, da sie in der Regel mit Zustellungsurkunde (Einschreiben mit Rückschein) verschickt werden.