Kamp-Lintfort/China. Es ging über den Ak-Baital bis auf 4655 Meter Höhe. Ein hartes Stück Arbeit für Tobias Bausch, der nun seit eineinhalb Jahren unterwegs ist.
Fast eineinhalb Jahre ist der Kamp-Lintforter Tobias Bausch nun schon mit seinem Rad unterwegs in der weiten Welt. Mittlerweile hat er China erreicht. NRZ-Redakteurin Gabi Gies hat ihn nach seinen neuesten Erlebnissen und Plänen gefragt.
NRZ: Hallo Tobias, lange sah es ja so aus, als ob China per Rad für Dich ein Traum bleiben sollte. Jetzt bist Du doch angekommen. Wie fühlt sich das an?
Tobias Bausch: Als ich in Almaty Richtung Grenze aufgebrochen bin, war es schon ein seltsames Gefühl. Schließlich ging damit ein weiteres Kapitel meiner Reise zu Ende. Zentralasien ist auch durchquert und ich habe erstmal die letzten Tage in Kasachstan genossen. Je näher aber die Grenze kam, desto aufgeregter wurde ich. Die ganze Zeit fragte ich mich, wie groß der Kulturschock werden wird, und es war doch schon ziemlich heftig.
Endlich Ostasien und wirklich gutes Essen. In China angekommen bin ich erstmal in den ersten Supermarkt und habe mich über die vielen total unbekannten Produkte gewundert. Hahnenfüße, Hähnchenflügel und fermentierte Eier eingeschweißt in viel Plastik sind hier Snacks für Zwischendurch.
Auf deinem Weg dahin hast Du unter anderem den Ak-Baital, den zweithöchsten Fernstraßen-Bergpass der Welt erradelt. Erzähl mal, wie’s war …
Das Pamirgebirge in Tadschikistan ist ein wirklich lohnenswertes Gebiet. Eine Hochgebirgswüste, die auf 400 Kilometern um die 4000 Höhenmeter überbrückt. Generell auf so eine Höhe hochzufahren, ist schon eine Herausforderung. Der erste Pass, der „nur“ 4100m hoch war, war sehr heftig für mich. Nie habe ich die Höhe so gefühlt wie dort. Oben angekommen blickte ich ehrfürchtig in die Zukunft. Der Ak-Baital ist nochmal 500 Meter höher, aber das kam gut eine Woche später. Zeit genug für eine Akklimatisierung. Am Tag selbst war ich so aufgeregt: Dies ist die höchste Erhebung, die ich wahrscheinlich je mit dem Fahrrad erfahren werde. Und oben angekommen wurde einfach noch mit letzter Kraft das Rad in die Luft gestemmt und die Aussicht genossen. 4655 Meter! Das war schon eine Hausnummer.
Was möchtest Du in China sehen und erleben?
Von der Grenze bin ich 650 km nach Ürümqi gefahren. Die Hauptstadt vom Staat Xinjiang. Von dort bin ich mit dem Zug weiter nach Fuzhou an der Pazifikküste gefahren. Mein Visum hat leider nur eine Laufzeit von 30 Tagen, und das Land ist viel zu groß, um in der kurzen Zeit alles zu sehen. Eigentlich wollte ich mit der Fähre nach Taiwan übersetzen, aber da momentan starke Winde herrschen und ein Ende nicht abzusehen ist, bin ich weiter nach Hongkong gefahren. Nun überlege ich, ob ich von hier nach Taiwan fliege.
Danach geht’s dann weiter nach Vietnam und fast schon die letzten Kilometer nach Singapur, das ich im Juni nächsten Jahres nach genau zwei Jahren Reisezeit erreichen möchte.
Wohin soll danach die Reise weitergehen?
In Taiwan werde ich mein Fahrrad erstmal auf Vordermann bringen, mit der Zeit nutzen sich viele Dinge ab. Die Kette muss getauscht werden und die Bremsen gewartet werden. Südostasien werde ich wohl in der genau perfekten Zeit bereisen. Mein Plan ist es momentan, Vietnam von Nord nach Süd zu durchqueren und danach durch Kambodscha bis Laos und Thailand. Zum Schluss Malaysia bis Singapur. Wie es danach weitergeht, weiß ich noch nicht genau.
Denkst Du manchmal daran, wie es wird, wenn Du wieder Zuhause bist?
Seit fast eineinhalb Jahren bin ich jetzt von Zuhause weg. Solch eine lange Zeit… Das zweite Weihnachts- und Neujahrsfest in der Ferne. Ich denke, es wird eine Zeit lang dauern, um sich wieder einzugewöhnen und wieder „sesshaft“ zu werden. Ab dem Frühling werde ich mir wirklich verstärkt Gedanken machen müssen, wie es weiter gehen soll.