Moers. . Eine holländische Baufirma fertigt die Einfamilienhäuser in großen Einzelteilen. Das Badezimmer trifft bereits mit montierter Toilette ein.
- Eine holländische Baufirma fertigt die Einfamilienhäuser in großen Einzelteilen
- Für den Transport von der Fabrik zum Standort sind zehn Lastwagen pro Haus notwendig
- Das Badezimmer trifft „am Stück“ ein – mit montierter Toilette und Dusche
Wer erleben möchte, wie das so ist, wenn man seinen Augen nicht zu trauen glaubt, der ist in Vinn an der Kaiserstraße richtig. Noch vor drei Wochen herrschte auf dem früheren Grundstück von Holz Zunker Leere. Jetzt steht dort eine Siedlung aus zweigeschossigen Einfamilienhäusern – jedes mit Backsteinwänden, Dach, Fenstern und gefliestem Badezimmer. Am Donnerstag wurde das 17. und letzte Haus errichtet, im Februar können die Mieter die Gebäude beziehen.
10 Tieflader fahren für ein Haus vor
Die niederländische Immobilien-Gruppe Reggeborgh hatte das 5000 Quadratmeter große Gelände von den Erben der 2015 verstorbenen Investorin Brigitte van der Jagt gekauft. Das Konzept stammt von der Baufirma Volker Wessels in Rijssen bei Enschede. In ihrer Fabrik werden die Gebäudeteile vorgefertigt, soweit es eben geht, erläutert Immobilienentwickler Frank Verkerk. Alles wird dann per Tieflader gebracht, beispielsweise die kompletten, zwei Geschosse hohen Hauswände aus Beton, Dämmung, dunkelroten Backsteinen und sogar Fenstern. Per Lkw treffen auch Boden- und Deckenplatten sowie Dächer und Betontreppen ein. 20 Bauarbeiter fügen am Ort mit Metalldübeln zusammen, was zusammen gehört.
Selbst die Badezimmer gelangen „am Stück“ an ihren Bestimmungsort – inklusive gefliestem Boden, mit Dusche, Handtuchwandheizung, Spiegelschrank, Toilette und Klorollenhalter, alles schon fertig montiert. Das Anschließen des Gebäudes an die bereits verlegten Versorgungsleitungen ist auch schnell erledigt. Zehn Transporter pro Haus sind nötig, ergibt 170 Lkw, die sich in den letzten Wochen durch die enge Kaiserstraße geschoben haben.
Bereits 600 solcher Häuser in der Niederlanden gebaut
In den Niederlanden hat Wessels bereits 600 solcher Häuser gebaut, das Moerser Quartier ist das erste diesseits der Grenze. Die baugenehmigungsfähige deutsche Version wurde zusammen mit der Technischen Hochschule Aachen entwickelt. Ein Unterschied: In Holland dürfen die Treppen steiler sein, das deutsche Haus verfügt deshalb über eine Stufe mehr.
„Grundsätzlich sind die Gebäude auf Familien ausgerichtet, Vater, Mutter, zwei Kinder“, sagt Frank Verkerk. 115 Quadratmeter Wohnfläche gibt es, drei Schlafzimmer in der ersten Etage. Jedes Haus hat ein ausbaufähiges Dachgeschoss, allerdings keinen Keller. Die Energie für Heizung, Warmwasserbereitung und Strom liefert eine Photovoltaikanlage.
Das traditionelle Bauen ist deutlich teurer
Preise will Frank Verkerk nicht nennen, gleichwohl stellt er klar: „Das traditionelle Bauen dauert länger und ist deutlich teurer.“ Vor allem sei man weniger wetteranfällig, zudem seien Ungenauigkeiten, wie sie sonst auf der Baustelle entstehen können, praktisch ausgeschlossen: „Das ist wie in der Autoindustrie. Die Teile kommen aus der Fabrik, die passen immer“, erklärt der Experte und fügt schmunzelnd hinzu: „Das ist wie bei Lego.“
Anleger sind neugierig auf die „etwas andere“ Baustelle
Die Wessels-Häuser stehen in zwei Fünfer-Blöcken und einer Siebener-Reihe. Mitte November sollen Straße und Parkplätze gebaut sowie die Außenanlagen mit den Gärten hergerichtet werden.
Das Interesse ist freilich schon stark – nicht nur bei Menschen, die dort wohnen wollen. Frank Verkerk zeigt häufig Investoren und Bauträgern die Baustelle an der Kaiserstraße. Die Anleger sind neugierig auf die „etwas andere“ Baustelle.