Kamp-Lintfort. . Der Geschäftsmann Uli op de Hipt betreibt den ABC-Keller. Gäste und Künstler schätzen das besondere Ambiente. Die Idee dazu war schnell geboren.
- Der Kamp-Lintforter hat früher zusammen mit seinem Bruder selbst in einer Band gespielt
- Mittlerweile vermietet der Geschäftsmann seinen ABC-Keller auch immer öfter
- Im NRZ-Interview spricht Uli op de Hipt über sein Faible für Musik und Kultur
Nein, es ist nicht immer ein leichtes Brot, Kultur an den Mann oder die Frau zu bringen. Das wissen alle, die sich damit beschäftigen. Der Kamp-Lintforter Geschäftsmann Uli op de Hipt macht es in seiner Heimatstadt trotzdem immer wieder auf eigene Rechnung.
Warum er das tut? Das haben wir ihn einfach mal gefragt ...
Herr op de Hipt, wäre es für Sie nicht viel lukrativer, den ABC-Keller in einen Ein-Euro-Shop umzuwandeln?
Nein, das sicherlich nicht. Wenn wir eines nicht brauchen können, dann sind das Ein-Euro-Shops. Davon gibt es eh’ schon genug.
Woher kam die Idee für Kultur im ABC-Keller?
Das ist aus Liebe zur Musik entstanden. Mein Bruder und ich spielen in einer Band, einer elfköpfigen Soul-Funk-Truppe, die „Nine Men High and the Sax Shop“. Wir treten nicht mehr so oft auf – da wir alle beruflich stark eingebunden sind. Irgendwann haben wir dann mal gesagt: Es wäre doch schön, wenn wir hier eine Bühne für Nachwuchsbands hätten. Daraufhin haben wir den Keller umgestaltet. Und daraus ist dann der ABC-Keller geworden. Mit Musikangeboten, Kabarett und anderen kulturellen Angeboten. Mittlerweile vermieten wir den Keller auch zunehmend. Weil das Ambiente in dem Keller so schön ist.
Woher kommt Ihr Faible für Musik und Comedy?
Es wird halt gut angenommen. Früher war das so, dass Kamp-Lintfort nicht unbedingt in aller Munde war. Wir stehen als Familie hinter der Philosophie nicht zu gucken, was die Stadt für einen tun kann, sondern was wir für die Stadt tun können. Das ist unserer Beitrag. Im Prinzip ist das wie Kultursponsoring.
Stichwort Sponsoring – das ist für viele Unternehmen ein gutes Marketinginstrument. Aber einen großen Werbeeffekt als Geschäftsmann haben Sie ja nicht wirklich über den ABC-Keller ...
Nein, darauf kommt es uns in diesem Fall auch nicht an. Wir sind ja sehr aktiv hier in Kamp-Lintfort und engagieren uns vielfältig. Wo wir sagen, wir müssen was bewegen. Ich persönlich kenne keine Stadt, die sich in den letzten 15 Jahren so positiv entwickelt hat wie Kamp-Lintfort. Wenn man mal sieht – in der Stadt werden Ratsbeschlüsse, ich glaube zu 95 Prozent einstimmig gefällt. Will heißen, die Politik funktioniert hier. Die Bürger sind sehr rührig. Es macht einfach viel Spaß, da mitzumachen, zu gestalten und zu wirken.
Martin Engelien ist mit Go-Music seit Jahren Stammgast ...
Weil der das Ambiente im ABC-Keller sehr liebt. Vielleicht auch, weil wir uns um unsere Gäste immer sehr gut kümmern. Den Support, den wir hier bieten, kriegen die Künstler nicht überall. Das ist mittlerweile ein Geben und Nehmen – auch mit Gegeneinladungen.
Macht Kabarett und Musik verkaufen mehr Spaß, als Schuhe und Hosen an den Mann oder die Frau zu bringen?
Nein, das ist nur eine andere Facette. Mode verkaufen ist ja unser Metier, damit sind wir groß geworden und davon leben wir. Der ABC-Keller macht sicherlich nebenher Spaß, ist aber auch sehr aufwändig. Man muss nicht meinen, dass man einfach die Pforten aufmacht und dann geht alles von selbst. Da steckt schon Akribie und Arbeit hinter. Man muss sich bewegen.
Haben Sie im ABC-Keller auch schon mal Kultur angeboten und keiner ist gekommen?
Nee, Gott sei Dank nicht. Mit der Musik funktioniert es gut, aber gerade Comedy ist mitunter schon ein schweres Geschäft, aber das hört man von den Comedians selbst auch. Die freuen sich dann immer, wenn wir hier den Keller mit über 100 Besuchern voll haben. Ich kann ja den Keller nicht ganz voll machen, weil wir immer gewährleisten müssen, dass alle gut sehen können. Was die Künstler hier lieben, ist die Nähe zum Publikum.
Wo gehen Sie hin, wenn im ABC-Keller keine Kultur läuft? Ins Theater, in Konzerte?
Ich gehe nach Hause. Ich bin sehr gerne Zuhause und froh um jeden Tag, wo ich nirgendwo hingehen muss ...
>> Info
Das ABC-Gebäude wurde 1923 im Stil des Backstein-Expressionismus erbaut. Die Abkürzung ABC steht für „Allgemeine Brennstoffhandlung Camperbruch“. Das Gebäude wurde von der Bergwerksgesellschaft Friedrich Heinrich (heute Bergwerk West der RAG Aktiengesellschaft) als Sitz ihres Brennstoffhandels errichtet.
Der Brennstoffhandel vermarktete Produkte der Zeche und der Kokerei Friedrich Heinrich. Bis 1976 wurde das Gebäude von verschiedenen Abteilungen der RAG genutzt, 1976 mietete die Familie op de Hipt das denkmalgeschützte Gebäude. Seit 2000 ist es in ihrem Besitz und wird überwiegend als Geschäfts- und Bürogebäude genutzt.