Am Niederrhein. . Die Kneipen mit einem Abo des Bezahlsenders Sky bekommen nicht mehr alle Bundesliga-Spiele geliefert und denken daran, die Verträge zu kündigen.
- Gastronomen sind sauer auf Sky, weil sie mit dem Abo nicht mehr alle Spiele bekommen
- Viele denken daran, ihre Verträge mit dem Bezahlsender zu kündigen
- Auch im Sportpark Rheinkamp und der Generation-Sportsbar wird über Ausstieg nachgedacht
Den Fußballübertragungen in Kneipen und Sportbars am Niederrhein droht die Rote Karte. Viele Wirte betrachten es als grobes Foul, dass sie trotz teurer Abonnements beim Bezahlsender Sky für einen Teil der Bundesligaspiele zusätzlich zahlen müssen. Sie überlegen ernsthaft, ob sie ihre Sky-Verträge kündigen sollen.
Das Problem: Die Deutsche Fußball-Liga hat die Exklusivrechte für die Übertragung von 45 Spielen der am 18. August beginnenden 1. Bundesliga an den Sender Eurosport verkauft, der sie dann exklusiv zeigen wird – gegen Gebühr, versteht sich. Auf Sky laufen entsprechend weniger Spiele, was den Sender aber nicht dazu veranlasst, seine Abogebühren zu senken.
Karl-Heinz Linder: Freitagsspiele sind die besten
Wirte wie Manfred Kehrbaum, der seit mehr als 20 Jahren im Hotel Stadt Moers hinter der Theke steht, müssten sich also ein zweites Abo zulegen. Der ist jedoch keineswegs gewillt, klein beizugeben: „Ich zahle 2498 Euro im Jahr an Sky dafür, dass ich in meiner Kneipe alle Bundesligaspiele zeigen kann. Wenn der Sender nicht mehr alle liefert, muss er uns entgegenkommen. Oder ich kündige, sollen die doch prozessieren. Ich habe keine Angst vor denen.“
Für Kehrbaum und seine Kollegen kommt hinzu, dass sie nicht nur auf die fünf Begegnungen am Sonntagmittag und Montagabend verzichten müssen, die in diesem Jahr dazukommen, sondern auch alle Spiele am Freitagabend verlieren. „Die Freitagsspiele sind für uns die besten“, weiß Karl-Heinz Linder von der Gaststätte Füllort in Neukirchen. Klar, die Gäste haben am nächsten Tag frei und können nach dem Schlusspfiff mit den anderen Gästen bei ein paar Bierchen über Siege, Niederlagen oder die Schiri-Leistung diskutieren.
Wann ist die Schmerzgrenze für die Wirte erreicht?
Also ein zweites Abo? Da muss Linder kalkulieren. Weil seine Kneipe größer ist als die von Karl-Heinz Kehrbaum, zahlt er 560 Euro – im Monat! Trotzdem habe sich das „übers Jahr getragen“, erklärt der Füllort-Chef. Aber wenn er für die Eurosport-Begegnungen zusätzlich zahlen soll, lohnt es sich vielleicht nicht mehr.
So gibt es eine ganze Reihe von Gastronomen, die prüfen, ob sie die Übertragung der Bundesligaspiele lieber abpfeifen. Das gilt etwa für den Repelener Treff, und auch beim Enni Sportpark Rheinkamp wird über die Sky-Kündigung nachgedacht. Dennis Schönke, Chef im Jahnplatz in Vluyn, bekennt: „Ich bin richtig sauer.“ Das Geschäft sei ohnehin schwierig: „Du hast ja nicht nur Spitzenspiele. Für Hoffenheim gegen Augsburg geht hier niemand in die Kneipe.“ Schönke glaubt aber, dass der Jahnplatz als Vereinslokal von Preußen Vluyn Fußball zeigen muss.
„Das muss nicht immer eine Sportsbar bleiben...“
Wenigstens wüssten die Wirte gern, welche Kosten auf sie zukommen, wenn sie Eurosport-Spiele denn zeigen. Sicher dürfte sein, dass sie als gewerbliche Kunden mehr berappen werden als die privaten, die das Jahresabo für 29,95 Euro bekommen können.
Auch Mike Bengel, Eigentümer des Generation an der Franz-Haniel-Straße in Moers, kommt angesichts der Entwicklung ins Grübeln. Für die Übertragungsrechte in seiner Sportsbar mit 250 Plätzen zahle er „horrende Summen“, klagt er. Bengel will mit Sky über ein „anderes Abkommen“ verhandeln, denn: „Wenn ich immer nur Geld drauflege und es sich nicht mehr lohnt, müssen wir überlegen.“ Denkbar wäre die drastische Verkleinerung des Lokals. Oder sogar eine Radikallösung. Mike Bengel: „Das muss nicht immer eine Sportsbar bleiben...“