Neukirchen-Vluyn. . Eigentlich ist heute sein freier Tag. Aber Tim Lellau stand trotzdem in der Küche seines im April eröffneten Mittagsrestaurants „Little John’s“. Sieben Tage in der Woche zu arbeiten, war viele Jahre im Leben des 36-jährigen Spitzenkochs alltäglich, als der gebürtige Duisburg-Homberger noch in verschiedenen Restaurants zwischen Berlin, dem Kaiserstuhl, Willich, London, der Schweiz und Frankreich am Herd stand. 2012 eröffnete er in Duisburg-Friemersheim sein erstes eigenes Restaurant – die mit mittlerweile 14 Gault Millau-Punkten bewertete Fein-Restauration Schumachers. Im Interview erzählt der mit einer Gastronomin verheiratete Vater von zwei Söhnen von kreativen Speisen, Omas Rezepten und warum man Auberginen streicheln sollte.

Eigentlich ist heute sein freier Tag. Aber Tim Lellau stand trotzdem in der Küche seines im April eröffneten Mittagsrestaurants „Little John’s“. Sieben Tage in der Woche zu arbeiten, war viele Jahre im Leben des 36-jährigen Spitzenkochs alltäglich, als der gebürtige Duisburg-Homberger noch in verschiedenen Restaurants zwischen Berlin, dem Kaiserstuhl, Willich, London, der Schweiz und Frankreich am Herd stand. 2012 eröffnete er in Duisburg-Friemersheim sein erstes eigenes Restaurant – die mit mittlerweile 14 Gault Millau-Punkten bewertete Fein-Restauration Schumachers. Im Interview erzählt der mit einer Gastronomin verheiratete Vater von zwei Söhnen von kreativen Speisen, Omas Rezepten und warum man Auberginen streicheln sollte.

Wann wussten Sie, dass Sie Koch werden wollten?

Das wusste ich gar nicht.

Wie kamen Sie in die Gastronomie?

Ich habe sehr gerne gekocht, meiner Oma, meiner Mutter und auch meinem Vater beim Kochen zugeschaut. Und irgendwann landete ich durch Zufall über eine frühere Freundin in der Gastronomie. Ich half allerdings schon im Alter von zwölf Jahren beim Griechen, einem Bekannten von uns, aus, machte dort Moussaka, Souflaki und frische Pita-Brote. Mit 14 Jahren bin ich dann aber erst richtig in die Gastronomie, ins „Haus Rheinblick“ nach Duisburg-Baerl gegangen, wo ich später stellvertretender Küchenchef war.

Und die Schule?

Ich habe das nebenbei gemacht – also neben dem Franz Haniel Gymnasium und später dem Abitur auf der Höheren Handelsschule. Ich arbeitete sieben Tage in der Woche und verdiente viel Geld...

Haben Sie es deswegen gemacht?

Mir hat es einfach Spaß gemacht. Ich war immer ein Arbeitstier.

Und was sagten Ihre Eltern dazu?

Na ja, die meinten schon, dass ich mal langsamer machen sollte...

Und vielleicht eine Ausbildung...?

Ja. Mein Chef riet mir damals, in einer gehobenen Küche anzufangen. Ich ging ins Grand Hotel Esplanade nach Berlin und machte dort meine Ausbildung als Koch.

Was gefällt Ihnen an Ihrem Beruf?

Die Arbeitszeiten... (er lacht)

Das meinen Sie nicht ernst?

Es ist das Gesamtpaket: die Arbeitszeiten, der Stress,… Aber ich war zwischenzeitlich auch völlig erschöpft, war dreimal im Krankenhaus, hatte einen Hörsturz... Aber auch, wenn es manchmal sehr stressig zuging, war ich doch auch stolz, wenn man mal 600 Essen zu zweit geschafft hat, zum Beispiel. Wenn ich die Jungs bei mir heute manchmal sehe, denke ich, dass man denen die Schuhe im Vorbeigehen besohlen kann...

Gibt es auch etwas, das Sie an dem Beruf stört?

Mich stört vor allem, dass der Tag nur 24 Stunden hat. Ein Tag, der 72 Stunden hätte, wäre super.

Sie waren viel unterwegs. Jetzt haben Sie sich für einen Lebensmittelpunkt in Neukirchen-Vluyn entschieden. Warum?

Meine Familie lebt in Neukirchen-Vluyn. Und weil wir im Schumachers nur Pächter sind, wir uns aber auch etwas eigenes aufbauen wollten, fiel die Wahl auf Vluyn.

Können Sie sich vorstellen, noch einmal woanders zu leben?

Wenn es nach mir ginge, würde ich weiter umherziehen, noch ein Restaurant in Paris, in Rom und eines in Südfrankreich eröffnen. Aber leider klappt das mit dem Pendeln dann nicht so.

Sie bezeichnen sich als ‘Arbeitstier’ und sind ehrgeizig. Wäre ein Stern noch ein Ziel für Sie?

Sterne sind ja so ein Ding… Früher habe ich immer gesagt, dass ich mal der jüngste Sternekoch Deutschlands werde – also mit 20. Heute ist es mir nicht egal, aber es ist mir wichtiger, eine gute und frische Küche zu machen. Ein Stern ist vielleicht ein heimliches Ziel.

Was bedeutet das Kochen für Sie?

Kochen ist mein Leben!

Und was kochen Sie am besten?

Die Eier nach der Arbeit... (er lacht)

Und was können Sie gar nicht?

Das, was ich nicht kann, versuche ich mir beizubringen.

Was macht ein gutes Essen aus?

Die Liebe im Essen, die Zutaten und auch die Liebe zum Produkt. Wenn ich morgens reinkomme und manchmal sehe, wie Mitarbeiter mit dem Essen umgehen… (er verdreht die Augen). Da liegt zum Beispiel eine Aubergine, die wirklich tadellos aussieht und die man nur streicheln möchte wie ein kleines Schäfchen, in einer Kisten, die irgendeiner dann durch die Gegend schmeißt... Da kriege ich zu viel...

Wann ist Küche kreativ?

Wenn sie anders ist als das Normale, das Gängige. Außer, das Gängige wird aufgepeppt.

Und was ist an Ihrem Endiviensalat mit Frikadelle kreativ, den Sie mal als Ihr Lieblingsgericht bezeichneten und den es auch im Schumachers gibt?

In dem Fall ist eigentlich das Kreative daran, dass es nicht mehr so viele Leute machen… (er lacht)

Ist das ein Familien-Rezept?

Ja, das ist von meiner Oma. Und es ist ganz einfach.

Also „Vom einfachen das Beste“?

Mir geht es darum, jedes Essen anständig und mühevoll zu kochen.